Hallo ihr Lieben,
„Anni, das sind jetzt
schon wieder drei Wochen geworden“, höre ich euch sagen… Ja, ich
weiß, aber ich komme einfach nicht mehr zum Schreiben. Zu viel
passiert, zu viel Durcheinander, die Ereignisse überschlagen sich
nur noch und ich – bin zum Opfer dieser fiesen Masche geworden.
Diese Masche, die sich ZEIT nennt. Sie hat mich wieder. Aber nun erst
einmal der Bericht:
Verzeiht, wenn ich gleich
zu Beginn eine gute Woche weglassen muss, doch ehrlich gesagt kann
ich mich kaum erinnern, was ich in der besagten Woche nach meinem
letzten Eintrag außergewöhnliches getan habe. Ich weiß noch, dass
das Filmfestival, von dem ich das letzte Mal berichtete, zu Ende
ging. Zum Abschluss lief zunächst noch einmal „Nachtzug nach
Lissabon“ und als Krönung eine knapp einstündige Dokumentation
über das Leben behinderter Menschen in Maputo. Diese kann ich jedem
nur wärmstens ans Herz legen!
Außergewöhnliches
ist allerdings dann doch noch etwas passiert, wozu ich euch im
letzten Beitrag noch hingehalten habe. Nachdem Cynthia noch eine
letzte Woche Mosambik genoss und Urlaub machte, bereiteten Hannah und
ich eine kleine Überraschung für unsere liebe Kollegin vor. Über
mehrere Tage versuchten wir, unseren kleinen Schätzen den „Cup
Song“ beizubringen, dichteten den Text passend für Cynthias
Abschied um und zeigten ihr am darauf folgenden Mittwoch unser
kleines Liedchen. Nicht nur die Kinder hatten viel Spaß bei der
Sache, sondern auch Cynthia ging diese Überraschung direkt ins Herz.
Für die Kinder gab es an diesem Tag Schokolade, viele Umarmungen und
Bilder mit ihrer Tia Cynthia. Die Liebe musste leider schon wieder
gehen, da sie nur einen Kurzzeitfreiwilligendienst geleistet hat, der
nur knapp 3 Monate dauern sollte. Nun ist sie also schon wieder seit
1 ½ Wochen in Deutschland und schickt uns verwirrte Bilder von
leeren Bussen, erzählt von sauberen Straßen und wie
unselbstverständlich ihr allein nur fließendes Wasser aus der
Leitung vorkommt… Weiter: Am Abend beschlossen wir, in kleiner
Runde auf Cynthias Abschied zu trinken, waren essen und unterhielten
uns viel bis wir schließlich müde im Appartement unsere Augen
schlossen.
Am
nächsten Morgen gingen wir noch gemeinsam einen Kaffee trinken bevor
es für Hannah und mich hieß: BUSHFIRE – das Wochenende, auf das
man als Freiwillige in Mosambik (bzw. südliches Afrika) irgendwie
seit Beginn seiner Reise hinfiebert. Wir hatten uns dazu entschieden,
bereits einen Tag vorher anzureisen, da auch Dennis schon am
Donnerstag aus Südafrika kommen sollte. Nachdem wir 3 Stunden darauf
gewartet hatten, bis das Chapa nach Manzini, Swazi, dann auch endlich
losfuhr, kamen wir knapp zwei Stunden später an der Grenze an. Zoll,
Polizei, normale Einreisekontrollen – das übliche Blabla nunmal.
Problem: Eine Gruppe von Frauen hatten 5 große Säcke an Schuhen auf
dem Trailer aufgeladen, die innerhalb der folgenden 1 ½ Stunden alle
rausgeholt und kurze Zeit später wieder in die Säcke gestopft
wurden. Dadurch verloren wir kostbare Zeit, die wir bei unserer
Ankuft in Manzini gut hätten gebrauchen können: Nein, es fahren
keine Minibusse mehr zum Bushfire. Wir hatten dennoch Glück, wurden
von einer der Frauen mit dem Auto zum „House on Fire“ gebracht
und trafen dort auf Yohanna, Yok und Dennis. 20:30 Uhr. Das war eine
Anfahrt… Wir bauten unsere Zelte auf und verbrachten eine letzte
lange Nacht. Vom Festival an sich kann ich leider gar nicht so viel
erzählen. Dafür, dass alle dieses Festival sooooo sehr beworben
haben, hat es mich eher enttäuscht. Kein Feuer habe ich gespürt und
irgendwie war mir und auch Hannah das alles etwas zu kommerziell. Wir
haben die Tage weg von Maputo genossen, und dennoch war ich froh,
dass ich Sonntag Abend (nach 3 Stunden Schlange stehen an der
mosambikanischen Grenze) wieder portugiesisch sprechen und auf meiner
Matratze auf dem Boden einschlafen konnte. Tut mir leid, wenn ich
damit meine Ausführungen zum Bushfire schon wieder beende, aber
daran merkt ihr vielleicht, dass es mich wirklich nicht sonderlich
überzeugt hat.
Den
darauf folgenden Tag war, wie ihr bestimmt wisst, internationaler
Kindertag. Wir fuhren ins Hauptzentrum von REMAR, wo angeblich eine
große Feier stattfinden sollte. Dort angekommen wurden wir nur
verdutzt angeschaut und uns wurde erklärt, dass wir leider einen Tag
zu spät sind. Die Kinder aus Liberdade, die gerade in der Schule
waren, fragten uns traurig, was wir denn erst heute in Machava
machten. Wir beschlossen also, dennoch kurz in Machava zu bleiben und
uns dieses Zentrum mal genauer anzusehen. Anlass hatten wir, denn
seit Ende Mai steht fest: Alle Kinder aus Liberdade bis 10 Jahren
(einschließlich die drei Mütter) ziehen um! In Machava wurde schon
seit gut einem Jahr ein riesiges Wohnhaus gebaut, welches nun endlich
fertig gestellt und einzugsbereit gemacht werden soll. Es ist riesig,
unheimlich viele Zimmer, zwei Etagen, Balkone, unzählige Badezimmer
– wenn hier erst einmal Leben in der Bude ist, kann das zu einem
unheimlich schönen Wohnhaus für unsere Schätze werden! Ja, ihr
lest es schon richtig: Wie es mit der mosambikanischen Gemütlichkeit
natürlich kommen musste, sind unsere Kiddies natürlich nicht wie
versprochen zum 1. Juni umgezogen sondern „versauern“ immernoch
in Liberdade. Auch für Hannah und mich ist das blöd, da auch wir
das Zentrum wechseln und fortan in Machava arbeiten sollen.
Dementsprechend kann vor allem ich keine wirklich langen Wochenenden
planen, die ich gern noch einmal nutzen wollen würde, um mich von
meiner Heimat zu verabschieden. Wir möchten einfach beide nicht den
ersten Tag im neuen Haus mit unseren Kleinen verpassen. Wir freuen
uns sehr auf den Wechsel, da wir (mal wieder) in einem Trott gelandet
sind, wo so etwas wohl helfen könnte. Für Hannah kommt das gerade
rechtzeitig, für mich gefühlt viel zu spät. So viel Trubel,
Neuigkeiten und Veränderungen kann ich in meinen letzten Wochen hier
eigentlich nicht mehr gebrauchen, aber natürlich freue ich mich
dennoch, wenn ich wenigstens noch die erste Zeit im neuen, schönen
Haus arbeiten kann und vor allem die Freude der Kleinen jeden Tag
miterleben kann.
Über
meine Freizeit in der letzten Zeit kann ich auch noch kurz erzählen:
Am Samstag war ich mal wieder auf dem Kunstmarkt und ich fing langsam
an, Souvenirs zu kaufen (Hinweis: Spezielle Wünsche helfen mir
seeeeeeeeeeeeehr!). Am Sonntag fuhren wir nach Katembe und gönnten
uns am Nachmittag mal wieder gutes Essen im Fischrestaurant. Meine
Abendgestaltung vom Wochenende hat sich nicht groß verändert, was
mich allerdings kaum stört. Ich genieße es, meinen Alltag hier noch
einmal auszukosten.
Und
schon bin ich wieder beim heutigen Tag angekommen. Ich liege
erschöpft im Bett, nachdem wir heute einen freien Tag dafür
nutzten, noch einmal nach Macaneta zu fahren. Langsam kommt hier der
„bitter kalte“ Winter, was mich vor allem deshalb so erschüttert,
da ich weiß, dass ihr da oben gerade beginnt zu schwitzen. Immerhin
gibt es mittlerweile Tage, an denen ihr tagsüber 10 Grad mehr auf
dem Thermometer zu stehen habt als wir…
Das
soll es für heute schon wieder gewesen sein. Ich hoffe, dass euch
dieser wenn auch etwas undetaillierte Bericht dennoch gefallen hat.
Ich bemühe mich, noch mindestens zwei Mal zu schreiben, doch
verzeiht mir, wenn ich gerade viel mehr im Kopf habe, meine Zeit hier
noch so gut es geht zu genießen.
Kalte,
sonnige und heimatliche Grüße schicke ich heute mit auf den Weg –
in nur 48 Tagen stehe ich wieder auf deutschem Boden (Oh mein Gott,
wie viel Angst mir diese Zahl macht!).