Von August 2014 bis Juli 2015 habe ich in Mosambik gelebt und gearbeitet. Auf diesen Seiten werde ich von einige Eindrücke und Erfahrungen von meinem Freiwilligendienst in Maputo, der Hauptstadt, berichten. Bitte bedenkt, dass lediglich meine persönliche Sicht auf die Dinge hier zu lesen sein wird und dies nicht zu verallgemeinern ist! Es freut mich, dass ihr hier her gefunden habt!

Mittwoch, 28. Januar 2015

Endlich kein Text - nur Bilder!


Ankunft am Flughafen - mit ein paar Tränen :)
Aillens Weihnachtsgeschenk! Wartet mal, da gibt's doch noch jemanden, der gerne Motorrad fährt!
Weihnachten im Projekt. DANKE für die vieeeeeeeeelen Geschenke!
Nur ein paar wenige Eindrücke. Hier: Mama :)

Und hier: Papa und Anni :)
Der erste Tag auf Tour auf den Weg ins bergige Swazi. Endlich raus aus der Stadt!
Unglaubliche Natur!

Und noch mehr...

Und einmalige Eindrücke im Krügernationalpark.

Pumba und seine Kinder :)

Nachdenklicher Elefant...
...und verspielte Affen.

Auch mehrere Flusspferde bekamen wir zu Gesicht.

Und unzählige Giraffen kreuzten unseren Weg.
Endlich 19! Ein etwas anderer Geburtstag - mitten im Nirgendwo, ohne Essen, ohne Gas.
Überschwemmte Dörfer aquf der Durchfahrt zur mosambikanischen Küste.
Der obligatorische Ananaskauf blieb nicht aus - und Unterhaltungen mit neugierigen Mosambikanerinnen,
Und alle treffen wir uns in Tofo :)
Herzlich willkommen, 2015!

Der erste Sonnenaufgang des Jahres...

Unterwegs...

Praia de Macaneta.

In Gedanken versunken die vergangenen Wochen an mir vorbei ziehen lassen.
Suchbild: Wer sieht's?
Danke, dass ihr da wart. Es war mir eine Ehre, euch meine neue Heimat zu zeigen, mit euch zu reisen und wieder eine neue Ecke dieses wunderbaren Planeten kennen zu lernen!

Mittwoch, 14. Januar 2015

Heimweh oder Fernweh?

TATATA - hier kommen sie. Die so lang ersehnten Berichte der vergangenen 3 Wochen. Nachdem meine Eltern sich bereiterklärten, ihre Eindrücke ebenfalls zum Besten zu geben, erwarten euch heute viele interessante Zeilen. Macht es euch gemütlich, legt nochmal Holz im Kamin nach und holt euch eine Tasse Kakao. Es geht los!

Mamas und Papas emotionale Eindrücke von unserem Urlaub

Wir müssen wieder heizen, uns warm anziehen und arbeiten gehen. Die Koffer sind ausgepackt, die Wäsche ist gewaschen, Mitbringsel sind verteilt und Souvenirs haben ihren Platz gefunden. Fotos und Filme haben wir uns schon mehrmals angeschaut. Was bleibt, sind vielfältige Erinnerungen an eine unvergessliche Reise nach Mosambik und die Gewissheit, dass es unserer Tochter in der Ferne gut geht, dass sie die Herausforderungen des Lebens meistert, dass sie für ein Jahr ein neues Zuhause gefunden hat. Fasziniert hörten wir zu, wenn sie locker und immer mit einem Lächeln im Gesicht portugiesisch sprach, auf Märkten um gerechte Preise feilschte, mit den Polizisten flirtete, damit die Geschwindigkeitsüberschreitung nicht allzu teuer wird oder sich mit ihren Kindern unterhielt, die voller Eifer und Freude die mitgebrachten Geschenke auspackten. Diese Sprachfertigkeit ist der Türöffner für Respekt und Anerkennung, erleichtert das Leben ungemein und hat uns immer wieder verdeutlicht: ja, Anni, du bist angekommen – und wir freuen uns mit dir.

Chill mal“ wurde im Laufe der gemeinsamen Zeit zum geflügelten Wort – erst von Anni gebraucht, um uns zu beruhigen und zu sagen, es dauert hier alles etwas länger, aber es wird – irgendwann. Zum Ende der Reise waren wir es, die es immer wieder sagten, um keinen Stress vor der Abreise aufkommen zu lassen, um jede Stunde zu genießen, die wir in diesem schönen Land verbringen konnten.
Schönes Land? Der erste Eindruck war ernüchternd. Maputo ist eine lebendige Großstadt, laut und dreckig, immer wieder nach verbranntem Müll oder Urin riechend, mit allen Menschen auf der Straße, die diese Stadt zu bieten hat. Es wird auf der Straße verkauft, was man zum Leben braucht, am Abend öffnen sich Kofferräume von Autos, große Boxen tauchen auf und es wird Musik gehört und Bier getrunken. Als Autofahrer braucht man starke Nerven und Mut zum Drängeln, einen guten Blick für tiefe Schlaglöcher, jede Kreuzung wird zum Supermarkt der fliegenden Händler, viele Autos fahren mit Noträdern und lassen den Nachfahrenden in einer Russfahne fast ersticken. Diese Stadt kommt nicht zur Ruhe! Der zweite Blick bleibt dann an alten kolonialen Gebäuden hängen, nicht alle sind mehr in bester Verfassung, aber die Schönheit alter Tage ist zu erahnen. Der „Garten der Liebe“ überrascht mit blühenden Bäumen, vielen Pflanzen und Sträuchern, einem weitem Blick auf das Meer und die Costa da Sol nördlich von Maputo. Dank eines netten Cafes lädt der Garten auch zum längeren Verweilen ein. Nicht weit davon liegt der Kunstmarkt FEIMA, ein Paradies für Souvenirjäger, Kunstliebhaber und Treffpunkt multikultureller Paradiesvögel und Touristen aus aller Welt. Ein Besuch reichte für uns nicht, viele Dinge fanden den Weg in unseren Rucksack: eine mosambikanische Puppe, ein T-Shirt, Lederhandtasche, Halsketten, mehrere Holzschalen, ein schwebender Vogel aus Holz, ein Bild eines mosambikanischen Künstlers. Am Abend kam dann die kulinarische Überraschung – nicht weit von Annis Zuhause gab es bei einem vorweihnachtlichem „Imbiss“ leckerstes Grillfleisch und gut gekühltes Bier in einer Baracca, die von außen nach nichts aussah und in der wir uns drinnen aber umso wohler fühlten. Highlight war eine 3-Liter-Biersäule mit einem innen liegenden Kühlstab aus Eis – so konnte man am Tisch sein perfekt gekühltes Bier zapfen.
Je länger wir Mosambik erleben durften und so mehr wir sahen, umso schöner wurde es. Insbesondere die weißen Traumstrände in Tofo und Macaneta, das warme glasklare Wasser des Indischen Ozeans, die meist einfachen, aber sehr gemütlichen Unterkünfte in Bast- oder Lehmhütten verzauberten uns. Am Tag gekaufte frische Ananas wurde erst gut gekühlt und danach genüsslich verzehrt. Und irgendwann machte es auch nichts mehr aus, dass das Essen etwas länger dauerte, dass man hier augenscheinlich für alles Zeit hatte, viel Zeit. Wir begannen das Leben zu genießen. Am Ende waren wir es, die auf dem Flughafen Maputo zum Abschied weinten, weil wir dieses Land wieder verlassen mussten – während Anni noch 7 Monate Genussrechte besitzt.

Ein Schwerpunkt unserer Vorbereitungen auf diese Reise waren Geschenke – Weihnachtsgeschenke für die Kinder im REMAR-Projekt. Verwandte und Bekannte, aber auch Freunde und Schüler des TFG unterstützten uns in dem Bemühen, möglichst für jedes Kind eine kleine Überraschung einzupacken und auf den langen Weg mitzunehmen. Am 25. Dezember fuhren wir mit zwei voll gepackten Koffern nach Liberdade, voller Neugier auf den Arbeitsort unserer Tochter und auf die Augen der Kinder, wenn sie bei 30 Grad unter einem künstlichen Weihnachtsbaum die vielen Geschenke auspacken. Es war sicherlich ein Höhepunkt im Leben dieser Kinder – aber auch für uns die Erkenntnis, dass unser Bemühen nur ein klitzekleiner Beitrag war, um auf deren Lebenssituation Einfluss zu nehmen. Unsere Vorstellungen von einer kindgerechten Erziehung und Unterbringung, unsere Ansprüche an eine altersgerechte Beschäftigung und unsere Anforderungen an das pädagogische Personal unterscheiden sich doch sehr stark von dem, was wir sehen und erleben konnten. Umso mehr achten wir die Tätigkeit von Tia Sandra und unserer Tochter, die sich trotz vieler Einschränkungen, Unzulänglichkeiten und ungünstigen räumlichen Voraussetzungen tagtäglich mit viel Liebe um das Wohl der über 60 Kinder und Jugendlichen kümmern. Wir waren bereits nach zwei Stunden erschöpft, froh, im Schatten zu sitzen und genossen die Aufmerksamkeit der spielenden Kinder.

Wer uns kennt, weiß, dass wir gern die Möglichkeit nutzen, Land und Leute zu „erfahren“, also auf Tour zu gehen und individuell die Gegend zu erkunden. Und Maputo im südlichen Mosambik, nah dran an Swaziland und Südafrika, machte es uns leicht, Schwerpunkte einer solchen Tour festzulegen. 10 Tage fuhren wir mit einem Pickup (4x4 war notwendig) erst ins wunderschöne, bergige Swaziland, umrundeten einen großen Stausee, erkundeten zu Fuß einen Wasserfall in einer regenwaldartigen Natur. Danach ging es in den Kruger-Nationalpark inkl. einer Übernachtung in einem Camp. 250km Fahrt durch einen großen Tierpark mit Gazellen, Giraffen, Elefanten, Zebras, Affen, Büffel, Warzenschweinen, Flusspferden und auch einem Krokodil – beeindruckend und lohnenswert. Annis Geburtstag wurde zum Abenteuer – erst war unser Chalet besetzt, dann gab es im Camp nichts zu kaufen, kein Essen, kein Trinken, kein Gas zum Kochen, dafür die einzigen Tränen dieser Tour. Also ging es, nachdem wir uns entschieden hatten, im Camp zu bleiben und ein anderes Chalet belegten, 30km offroad nach Massingir zum Einkaufen und wieder zurück, mit viel Mühe wurde ein Grill angeheizt, darauf Nudeln gekocht und Fleisch gegrillt. Und der Abend war gerettet! Mit Amarula wurde auf den 19. Geburtstag angestoßen. Quer durch´s Land ging es im zweiten Teil der Reise an die Küste von Mosambik, vorbei an vielen Dörfern, die durch den Regen der vorangegangen Tage überschwemmt waren. Silvester wurde am Strand von Tofo gefeiert, auch andere Freiwillige freuten sich über den kühlen Schluck Sekt aus der großen Flasche. Wir genossen das warme Wasser, die Wellen, das Essen in den verschiedensten Baraccas und anderen Restaurants. Abends gab es viel Musik, erst bei Fatima´s Nest, wo wir in einer Basthütte unsere Unterkunft hatten, dann von den jungen Mosambikanern am Strand, die ihre Boxen in den Autos klingen ließen und schließlich blueshaltige Live-Musik im besten Hotel des Ortes am letzten Abend (kostenlos und offen für alle!). Über eine Zwischenübernachtung an der Lagune in Bilene ging es weiter nach Macaneta, unserem letzten Ziel unserer Reise. Die Fährüberfahrt nach zwei Stunden Wartezeit (Chill mal!) über den kleinen Fluss war abenteuerlich, die offroad-Fahrt zur Lodge ebenfalls. Aber es sollte noch besser werden. Nach einem leckeren Abendessen im Restaurant der Lodge, einer geruhsamen Nacht und einem Morgenspaziergang an den Strand ging es wieder zurück zur Fähre. Eine Stunde später wussten wir – sie fährt erst am Nachmittag wieder (wenn überhaupt). Da wir aber zurück nach Maputo mussten, um das Auto abzugeben, schlossen wir uns einer Gruppe Südafrikaner an, die den langen Landweg kannten, um die Halbinsel ohne Fähre zu verlassen. 30km Abenteuer pur durch tiefsten weichen Dünensand mit Steckenbleiben, Luft ablassen, weiterfahren, Kontrollposten in der Einöde … letztendlich hatten wir irgendwann wieder Asphalt unter den flachen Reifen und die letzten km nach Maputo waren geschafft.

Danke, Anni, dass du dich getraut hast, für ein Jahr nach Mosambik zu gehen – so hatten auch wir die Chance, mit dir gemeinsam ein kleines Stück Afrika kennen- und lieben zu lernen. Und es muss ja nicht das letzte Mal gewesen sein!





Und hier mein etwas ausführlicher Reisebericht:

Hallo meine Lieben,

Schon ist wieder viel Zeit vergangen, seitdem ich das letzte Mal geschrieben habe. Dafür könnt ihr euch dieses Mal auch sicher sein, dass ich vieeeeel zu erzählen habe! Also los geht’s:

Nach fast 5 Monaten sollten mich meine Eltern endlich in Mosambik besuchen kommen und mein neues Leben ein kleines Stück kennen lernen. Ein Tag vor Weihnachten wartete ich also am Flughafen auf den Flieger aus Äthiopien, der mir, mit 2,5 Stunden Verspätung und einem Umweg über Johannesburg, meine Eltern sicher nach Maputo bringen sollte. Als sie dann endlich da waren, war die Freude auf beiden Seiten natürlich riesig groß! Erst in diesem Moment wurde mir bewusst, wie sehr ich sie doch vermisst habe... Natürlich habe ich mich hier eingelebt und auch an das Leben ohne meine Eltern etwas „gewöhnt“, aber dennoch ist es doch immer wieder schon, wenn das Herz wieder im richtigen Takt schlägt. Zuerst ging es dann ins Fatimas, ein Backpackers in der Stadt, wo ich in den folgenden Tagen einige heiße Duschen sowie bequeme Nächte haben sollte. Angekommen wurden erst einmal die tausend Mitbringsel sortiert. Von Bekannten, meiner Familie und nicht zuletzt vielen lieben Schülern meiner ehemaligen Schule (Theodor-Fontane-Gymnasium Strausberg) brachten meine Eltern gut 45kg Weihnachtsgeschenke für die Kinder meines Projekts mit – Wahnsinn! Aber dazu an anderer Stelle mehr.
Nach der ersten Wiedersehensfreude ging es sofort weiter zu Mimmos, wo wir mit allen Freiwilligen von AJUDE (ICYE Mozambique) unser Weihnachtsessen haben und wichteln wollten. Der Abend war echt schön, es gab sehr kreative Geschenke und natürlich auch viel Zeit, um über die vergangene Zeit nachzudenken. Das vollgefutterte Gruppenfoto erspare ich euch dennoch! An diesem Abend sind wir trotzdem ins Bett gefallen, egal, wie viel wir uns vielleicht noch zu erzählen hatten. Dazu sollten wir in den nächsten zwei Wochen ja genug Zeit bekommen. Am nächsten Tag stand viel an. Dennoch starteten wir den Tag mit einem ausgiebigen Frühstück im Garten der Verliebten mit einem wunderbaren Blick über die Bucht vor Maputo. Danach durften meine Eltern endlich in die wunderbare Welt des Kunstmarkts eintauchen, wo natürlich gleich ein paar Souvenirs gekauft wurden. Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg nach Patrice zu meiner Gastfamilie, da wir zum Weihnachtsessen eingeladen waren. Nach einer kurzen Besichtigung und einem kleinen Pläuschen machten wir uns dennoch nochmal zu Fuß auf, die Gegen um mein neues Heim zu erkunden. Dabei landeten wir wieder in Coca Cola und genossen 2M und eine leckere Scheibe Fleisch. Zurück daheim fing dann das endloooooose Warten an: Gledice war der Meinung, erst gegen 19 Uhr mit kochen anzufangen, was heißen sollte, dass das Essen erst gegen 23 Uhr auf dem Tisch stehen würde. Die Zeit dazwischen vertrieben wir uns also, indem wir mit unserem Nachbarn redeten, der, wie so einige Mosambikaner, einige Jahre in der ehemaligen DDR gelebt hat. Er hatte sogar noch ein altes Fotoalbum, zu dem er uns viele Geschichten erzählen konnte. Schlussendlich gab es dann um 23 Uhr Bescherung und ca. eine halbe Stunde später ENDLICH Essen! Das wohl erste Mal nach knapp 5 Monaten, dass ich wieder Lasagne gegessen habe! Dazu gab es allerlei Salate, Wein und Saft – für alle!!! Ich hätte nie gedachte, dass ich das je so betonen werden muss, aber es ist doch oft deprimierend zu sehen, was so alles für tolle Sachen im Schrank meiner Gastschwester stehen, die ich nicht anfassen darf. Aber auch das ist eine andere Geschichte... Nach so einigen mosambikanischen „Komplikationen“ wurden wir dann von einem Nachbarn in die Stadt gefahren und somit in den so lang ersehnten Schlaf entlassen. Am nächsten Tag sollte endlich der Besuch in meinem Projekt stattfinden. Gegen Mittag fuhren wir mit zwei vollen Koffern Geschenke nach Liberdade zu meinem Projekt REMAR. Tia Sandra freute sich, mich nach einigen harten letzten Wochen mal wieder richtig lachen zu sehen, da ich nach langer Zeit wieder einen Teil meines deutschen Lebens um mich hatte. Nach einer kurzen Besichtigung bereiteten wir die Bescherung vor: Ca. hundert kleine und größere Geschenke sortierten wir nach Geschlecht und Alter, bevor wir die erste gruppe, die „Babys“, in den Raum holten. Wir verteilten die Geschenke, packten sie gemeinsam aus und zeigten ihnen, was man mit den ganzen tollen Sachen denn so anstellen könnte. Danach folgten die Jungs, mit denen das große Chaos beginnen sollte. Nach einer kurzen Einführung (Heute ist Weihnachten, bla bla bla...) begannen wir wieder, die Geschenke zu verteilen. Schon nach kurzer Zeit war klar, dass es keinen Sinn machte, immer auf die Beschreibungen zu achten, die auf so vielen Geschenken zu lesen waren. Deshalb begann ich, einfach zu fragen, wer das hochgehaltene Geschenk denn haben wollte. Damit waren die Jungs und auch später die Mädchen anscheinend einverstanden – tauschen konnten sie ja immer noch. So ging es also weiter mit den kleineren Mädchen und später den Jugendlichen und Müttern. Auch Tia Sandra hatte ich zur Feier des Tages eine Kleinigkeit besorgt: Schokolade aus Deutschland! Durch das riesige Chaos, Neid und doch etwas Unorganisiertheit (existiert dieses Wort überhaupt???) sind dennoch so einige Geschenke durcheinander gegangen. Hier möchte ich kurz ein Beispiel anführen: Innocencia, 47 Jahre, bekam somit ein Geschenk, was eigentlich für ein Mädchen zwischen 5 und 7 Jahren vorgesehen war. Und dann war dieses Päckchen auch noch so unglaublich voll mit Geschenken, dass selbst die älteste dort lebende Frau wieder zum Kind wurde! Gerade hierbei wurde viel gelacht und die anderen Mädchen boten ihr neidisch tausende Sachen zum Tauschen an, aber nichts zu machen... Genau in diesem Geschenk versteckte sich auch noch eine Karte sowie ein Foto von der lieben Lucie, die das Geschenk gepackt hatte. Ich übersetzte die Karte und Innocencia versprach mir, dir, liebe Lucie, ein Foto von ihr zurückzuschicken. Nachdem dann also alle Geschenke mehr oder weniger erfolgreich verteilt und unter den Kinder das Hin- und Hergetausche begonnen hatte, nahmen wir uns noch etwas Zeit, um aufzuräumen und mit den Kindern zu spielen. Da an diesem Tag gefühlte 45°C herrschten, entschieden wir uns, bald wieder in Richtung Stadt aufzubrechen. Mit den jetzt leeren Koffern begaben wir uns auf den Weg zur Hauptstraße, um dort ein Taxi zu nehmen. Auf unserem Weg sprachen uns allerdings zwei Mosambikaner an und wollten mit uns ihr Mittagessen teilen. Wir lehnten freundlich ab, doch musste ich diese Chance unbedingt nutzen und sie nach einer Mitfahrgelegenheit fragen. Sie überlegten kurz, fragten, wo es hingehen sollte und keine zwei Bier und 10 Minuten später saßen wir schon in ihrem Auto. Unser Ziel war wieder einmal Coca Cola. Da diese aber geschlossen hatte als wir ankamen, bat ich die Jungs, uns einfach an der nächsten Chapahaltestelle aussteigen zu lassen, damit wir von dort in die Stadt fahren konnten. Doch da hatten wir nicht mit der Spontanität der beiden gerechnet: Sie bestanden darauf, uns in die Stadt zu fahren und wollten lediglich, dass wir die Autobahnmaut, 25 Meticais, bezahlten. Auf der Fahrt blieb dann viel zeit, um sich auszutauschen und als sie erfuhren, dass meine Eltern Maputo noch gar nicht so richtig kannten, entschlossen sie sich, eine kleine Stadtführung im Auto hinten dran zu hängen! Das war einfach super, denn es ersparte uns an diesem heißen Tag viele Kilometer Fußweg! So eine nette Mitfahrgelegenheit habe ich hier bisher selten erlebt.
Am nächsten Tag sollte dann der Urlaub so richtig beginnen: Wir hatten, nachdem wir die Planung für die folgenden 10 Tage in Deutschland fertiggestellt hatten, uns clevererweise dafür entschieden, ein Auto auszuleihen. Natürlich wäre es super gewesen, mit meinen Eltern alles per Chapa zu erleben, aber dann hätten 10 Tage nun wirklich nicht ausgereicht. So führte es uns in den ersten zwei Tagen durch das wunderschöne, bergige und fast schon beängstigt menschenleere Swaziland, bevor wir innerhalb eines Tages 200 km durch den Krügernationalpark in Südafrika fuhren. Hier konnte ich das erste Mal meine liebsten Dickhäuter, Giraffen- und Zebrababys oder auch Nilpferde aus der Nähe bestaunen – ein Erlebnis, welches ich nicht so schnell vergessen werde! An meinem Geburtstag überquerten wir dann wieder die Grenze nach Mosambik und fuhren durch den zum Krügerpark gehörigen Great Limpopo Nationalpark. Das schockierende: Von jetzt auf gleich gab es kaum noch Tiere. Eine ernüchternde Erfahrung, die zeigt, was der Bürgerkrieg bis heute noch für Auswirkungen hat. Am Abend mussten wir dann ernüchternd feststellen, dass unsere Reservierung nicht im Camp angekommen war und es auch weit und breit nichts zu essen gab. Wir bezogen die noch einzige freie Hütte mit zwei Einzelbetten und machten uns auf den Weg in den nächst größeren Ort. Hier musste mein Papa das erste mal schmerzlich feststellen, dass nur, weil ein Ort auf der Karte groß eingezeichnet ist, unbedingt auch einen Supermarkt haben musste. Somit hieß es erstmal richtig mosambikanisch Fleisch in einer Baracca und Nudeln beim Kiosk „einkaufen“, bevor wir den Heimweg über nicht wirklich befestigte Straßen zurück zum Camp angingen. Angekommen wurden dann Nudeln gekocht und das Fleisch nochmal aufgewärmt und mein Geburtstag somit ohne jeglichen Handyempfang oder besondere Aufmerksamkeit gefeiert. Der nächste Tag sollte uns so langsam wieder in die mosambikanische Zivilisation zurück bringen. Nachdem wir es schon in den Nachrichten gehört und auch die anderen Freiwilligen von heftigsten Regenschauern in Maputo berichteten, fuhren wir vorbei an zahlreichen überschwemmten Dörfern. Erst hier wurde mir bewusst, dass auch die stabilste Strohhütte mit Sicherheit irgendwann ihre Extreme erreichen und somit die darin lebende Familie vor einem großen Problem stehen wird. Auch Mama und Papa hatten zwischendrin einen richtigen Kloß im Hals stecken. Für diese Nacht hatten wir nirgends eine Unterkunft im Vorhinein gebucht, da wir nicht wussten, wie weit wir vorankommen werden. Nachdem in Xai Xai alles voll war, beschlossen wir, einfach gleich bis Inhambane durchzufahren und bekamen zum Glück noch zwei Zimmer in einem Hotel. Wenn auch, saisonbedingt, unverhältnismäßig teuer, genoss ich meine letzte ruhige Nacht, bevor es am nächsten Tag nach Tofo und somit zu 3 Tagen Silvesterfeiern gehen sollte. Auch hier kamen wir wieder im Fatimas unter, die auch Hauptveranstalter des jährlich stattfindenden Oceanfestivals sind. Gott sei Dank bekamen wir die allerletzte, ruhigste Hütte und meine Eltern somit einige dennoch leise Stunden Schlaf. Ich genoss die drei Tage in Tofo, um mit den anderen Freiwilligen (Anna, Inga, Yohanna, Marie, Clara und Emmi waren auch in Tofo und Umgebung) und unseren Freunden aus Tofo und Maputo das neue Jahr richtig gebührend zu starten. Auch tauchen war ich wieder. Ein besseren Start in das Jahr hätte ich mir hier in Mosambik kaum vorstellen können. Nach 3 Nächten in Tofo brachen wir wieder auf und fuhren weiter nach Bilene. Auch hier fand zu Silvester eine wohl riesige Party statt, weshalb der Ort und auch die Lagune nicht mehr so sauber waren, wie ich es damals kennen gelernt hatte. Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Marracuene, überquerten mit der Fähre den Fluss und nach einer halben Stunde Off-Road-Fahren erreichten wir am Abend Jays Beach Lodge. Nach den vergangenen zwei turbulenten Wochen waren wir hier endlich mal allein, genossen die Einsamkeit am Strand sowie gutes Essen aus Jays Küche. Am nächsten Tag mussten wir schon viel zu früh aufbrechen, da das Auto um 10 Uhr wieder in Maputo stehen sollte. Bis 10:30 Uhr warteten wir auf die Fähre, bis die Nachricht kam, diese würde bis zum Nachmittag nicht mehr fahren. Wir schlossen uns gefrustet einer Gruppe Südafrikaner an, die den langen, harten Landweg kannten. Und dann ging auf einmal nichts mehr: Wir steckten fest. Ein Tag vor dem Abflug. Mit einem ausgeliehenen Auto. Anni dreht innerlich schon durch. Oder doch eben die Reifen. Wir versuchen, rückwärts aus dem Tiefsand zu fahren, den Weg zur Fähre zurück zu finden. Auf einmal andere Autos hinter uns, kein Platz zu passieren. Sie helfen uns, mit dem ungewohnten 4x4 umzugehen, geben uns neuen Mut. Wir schaffen es, alle. Auch sie kennen den Weg, der uns viel Abenteuer aber auch Zusatzkilometer und -zeit einbrockte. Dennoch danke an diese netten Leute! Am späten Nachmittag kamen wir glücklich in Maputo an, doch hatten wir irgendwie nicht mit einer fetten Rechnung von Europcar gerechnet. Immerhin hatte ich am Morgen sofort Bescheid gesagt. Wir entschieden uns also, diesen Abend nochmal mit dem Auto durch die Stadt zu fahren, besorgten noch die letzten Souvenirs und Mitbringsel auf dem Kunstmarkt und fuhren zum Essen wieder nach Patrice. Auch ein kurzer Abstecher bei meiner Gastfamilie war noch einmal drin. Am nächsten Morgen hieß es dann Sachen packen, ein letzten ausgiebiges Frühstück, Auto zurück geben und dann – auf zum Flughafen. Dieses Mal ging alles gut und ich musste mich doch schmerzlicher als gedacht wieder von meinen Eltern verabschieden. Dennoch bin ich froh, noch etwas mehr als ein halbes Jahr vor mir zu haben, welches ich hier in Mosambik in vollen Zügen genießen kann. Meine letzten Urlaubstage habe ich noch einmal genutzt, um mit zwei Freunden aus Südafrika nochmal nach Tofo zu fahren – entspannen und einfach nette Leute im Backpackers kennen lernen. Danke für die entspannte Zeit!
Seit Montag ist nun also wieder Alltag eingekehrt und so wirklich glauben kann ich es noch nicht. Waren meine Eltern nicht eben noch hier? Hatte ich gerade wirklich 4 Wochen mehr oder weniger „Urlaub“? Aber eine positive Nachricht habe ich noch: Ich habe am Montag endlich angefangen zu tanzen! 4 Mal die Woche werde ich jetzt 2 Stunden schwitzen! Auch, wenn der Beginn heute gleich wieder mit Fieber unterbrochen wurde, werde ich dennoch dranbleiben! Ich freue mich, endlich etwas gefunden zu haben, was mich von der Arbeit und dem langweiligen Alltag unter der Woche ablenkt.

Der nächste Bericht könnte vielleicht wieder etwas auf sich warten lassen. Am Freitag beginnt aber erst einmal unser Midtermcamp, was uns wieder einige Tage Entspannung weg von der Stadt bringen soll. Danach kommen die nächsten Freiwilligen und dann – ist schon Februar und ein HALBES JAHR hier um. Aber meine Zeitkrise werdet ihr denke ich im nächsten Eintrag zu spüren bekommen. Ich will hier nicht weg, nein. Und doch weiß ich, dass irgendwann der Punkt kommen wird, an dem man unter dieses Jahr einen Schlussstrich ziehen muss. Wenn auch vorerst nur mit Bleistift, oder Strichellinie. Aber ich werde im Sommer wieder nach Deutschland kommen – keine Sorgen.

Bis zum nächsten Eintrag verbleibe ich mit verschwitzen Grüßen, Umarmungen und Küssen aus meiner neuen Heimat.

Auch Bildern werde ich noch hochladen, jedoch dauert das vielleicht noch ein paar Tage. Aber sie kommen, versprochen!!!


Eure Anni :)