TATATA - hier kommen sie. Die so lang ersehnten Berichte der vergangenen 3 Wochen. Nachdem meine Eltern sich bereiterklärten, ihre Eindrücke ebenfalls zum Besten zu geben, erwarten euch heute viele interessante Zeilen. Macht es euch gemütlich, legt nochmal Holz im Kamin nach und holt euch eine Tasse Kakao. Es geht los!
Mamas und Papas emotionale Eindrücke von unserem Urlaub
Wir
müssen wieder heizen, uns warm anziehen und arbeiten gehen. Die
Koffer sind ausgepackt, die Wäsche ist gewaschen, Mitbringsel sind
verteilt und Souvenirs haben ihren Platz gefunden. Fotos und Filme
haben wir uns schon mehrmals angeschaut. Was bleibt, sind vielfältige
Erinnerungen an eine unvergessliche Reise nach Mosambik und die
Gewissheit, dass es unserer Tochter in der Ferne gut geht, dass sie
die Herausforderungen des Lebens meistert, dass sie für ein Jahr ein
neues Zuhause gefunden hat. Fasziniert hörten wir zu, wenn sie
locker und immer mit einem Lächeln im Gesicht portugiesisch sprach,
auf Märkten um gerechte Preise feilschte, mit den Polizisten
flirtete, damit die Geschwindigkeitsüberschreitung nicht allzu teuer
wird oder sich mit ihren Kindern unterhielt, die voller Eifer und
Freude die mitgebrachten Geschenke auspackten. Diese Sprachfertigkeit
ist der Türöffner für Respekt und Anerkennung, erleichtert das
Leben ungemein und hat uns immer wieder verdeutlicht: ja, Anni, du
bist angekommen – und wir freuen uns mit dir.
„Chill
mal“ wurde im Laufe der gemeinsamen Zeit zum geflügelten Wort –
erst von Anni gebraucht, um uns zu beruhigen und zu sagen, es dauert
hier alles etwas länger, aber es wird – irgendwann. Zum Ende der
Reise waren wir es, die es immer wieder sagten, um keinen Stress vor
der Abreise aufkommen zu lassen, um jede Stunde zu genießen, die wir
in diesem schönen Land verbringen konnten.
Schönes
Land? Der erste Eindruck war ernüchternd. Maputo ist eine lebendige
Großstadt, laut und dreckig, immer wieder nach verbranntem Müll
oder Urin riechend, mit allen Menschen auf der Straße, die diese
Stadt zu bieten hat. Es wird auf der Straße verkauft, was man zum
Leben braucht, am Abend öffnen sich Kofferräume von Autos, große
Boxen tauchen auf und es wird Musik gehört und Bier getrunken. Als
Autofahrer braucht man starke Nerven und Mut zum Drängeln, einen
guten Blick für tiefe Schlaglöcher, jede Kreuzung wird zum
Supermarkt der fliegenden Händler, viele Autos fahren mit Noträdern
und lassen den Nachfahrenden in einer Russfahne fast ersticken. Diese
Stadt kommt nicht zur Ruhe! Der zweite Blick bleibt dann an alten
kolonialen Gebäuden hängen, nicht alle sind mehr in bester
Verfassung, aber die Schönheit alter Tage ist zu erahnen. Der
„Garten der Liebe“ überrascht mit blühenden Bäumen, vielen
Pflanzen und Sträuchern, einem weitem Blick auf das Meer und die
Costa da Sol nördlich von Maputo. Dank eines netten Cafes lädt der
Garten auch zum längeren Verweilen ein. Nicht weit davon liegt der
Kunstmarkt FEIMA, ein Paradies für Souvenirjäger, Kunstliebhaber
und Treffpunkt multikultureller Paradiesvögel und Touristen aus
aller Welt. Ein Besuch reichte für uns nicht, viele Dinge fanden den
Weg in unseren Rucksack: eine mosambikanische Puppe, ein T-Shirt,
Lederhandtasche, Halsketten, mehrere Holzschalen, ein schwebender
Vogel aus Holz, ein Bild eines mosambikanischen Künstlers. Am Abend
kam dann die kulinarische Überraschung – nicht weit von Annis
Zuhause gab es bei einem vorweihnachtlichem „Imbiss“ leckerstes
Grillfleisch und gut gekühltes Bier in einer Baracca, die von außen
nach nichts aussah und in der wir uns drinnen aber umso wohler
fühlten. Highlight war eine 3-Liter-Biersäule mit einem innen
liegenden Kühlstab aus Eis – so konnte man am Tisch sein perfekt
gekühltes Bier zapfen.
Je
länger wir Mosambik erleben durften und so mehr wir sahen, umso
schöner wurde es. Insbesondere die weißen Traumstrände in Tofo und
Macaneta, das warme glasklare Wasser des Indischen Ozeans, die meist
einfachen, aber sehr gemütlichen Unterkünfte in Bast- oder
Lehmhütten verzauberten uns. Am Tag gekaufte frische Ananas wurde
erst gut gekühlt und danach genüsslich verzehrt. Und irgendwann
machte es auch nichts mehr aus, dass das Essen etwas länger dauerte,
dass man hier augenscheinlich für alles Zeit hatte, viel Zeit. Wir
begannen das Leben zu genießen. Am Ende waren wir es, die auf dem
Flughafen Maputo zum Abschied weinten, weil wir dieses Land wieder
verlassen mussten – während Anni noch 7 Monate Genussrechte
besitzt.
Ein
Schwerpunkt unserer Vorbereitungen auf diese Reise waren Geschenke –
Weihnachtsgeschenke für die Kinder im REMAR-Projekt. Verwandte und
Bekannte, aber auch Freunde und Schüler des TFG unterstützten uns
in dem Bemühen, möglichst für jedes Kind eine kleine Überraschung
einzupacken und auf den langen Weg mitzunehmen. Am 25. Dezember
fuhren wir mit zwei voll gepackten Koffern nach Liberdade, voller
Neugier auf den Arbeitsort unserer Tochter und auf die Augen der
Kinder, wenn sie bei 30 Grad unter einem künstlichen Weihnachtsbaum
die vielen Geschenke auspacken. Es war sicherlich ein Höhepunkt im
Leben dieser Kinder – aber auch für uns die Erkenntnis, dass unser
Bemühen nur ein klitzekleiner Beitrag war, um auf deren
Lebenssituation Einfluss zu nehmen. Unsere Vorstellungen von einer
kindgerechten Erziehung und Unterbringung, unsere Ansprüche an eine
altersgerechte Beschäftigung und unsere Anforderungen an das
pädagogische Personal unterscheiden sich doch sehr stark von dem,
was wir sehen und erleben konnten. Umso mehr achten wir die Tätigkeit
von Tia Sandra und unserer Tochter, die sich trotz vieler
Einschränkungen, Unzulänglichkeiten und ungünstigen räumlichen
Voraussetzungen tagtäglich mit viel Liebe um das Wohl der über 60
Kinder und Jugendlichen kümmern. Wir waren bereits nach zwei Stunden
erschöpft, froh, im Schatten zu sitzen und genossen die
Aufmerksamkeit der spielenden Kinder.
Wer
uns kennt, weiß, dass wir gern die Möglichkeit nutzen, Land und
Leute zu „erfahren“, also auf Tour zu gehen und individuell die
Gegend zu erkunden. Und Maputo im südlichen Mosambik, nah dran an
Swaziland und Südafrika, machte es uns leicht, Schwerpunkte einer
solchen Tour festzulegen. 10 Tage fuhren wir mit einem Pickup (4x4
war notwendig) erst ins wunderschöne, bergige Swaziland, umrundeten
einen großen Stausee, erkundeten zu Fuß einen Wasserfall in einer
regenwaldartigen Natur. Danach ging es in den Kruger-Nationalpark
inkl. einer Übernachtung in einem Camp. 250km Fahrt durch einen
großen Tierpark mit Gazellen, Giraffen, Elefanten, Zebras, Affen,
Büffel, Warzenschweinen, Flusspferden und auch einem Krokodil –
beeindruckend und lohnenswert. Annis Geburtstag wurde zum Abenteuer –
erst war unser Chalet besetzt, dann gab es im Camp nichts zu kaufen,
kein Essen, kein Trinken, kein Gas zum Kochen, dafür die einzigen
Tränen dieser Tour. Also ging es, nachdem wir uns entschieden
hatten, im Camp zu bleiben und ein anderes Chalet belegten, 30km
offroad nach Massingir zum Einkaufen und wieder zurück, mit viel
Mühe wurde ein Grill angeheizt, darauf Nudeln gekocht und Fleisch
gegrillt. Und der Abend war gerettet! Mit Amarula wurde auf den 19.
Geburtstag angestoßen. Quer durch´s Land ging es im zweiten Teil
der Reise an die Küste von Mosambik, vorbei an vielen Dörfern, die
durch den Regen der vorangegangen Tage überschwemmt waren. Silvester
wurde am Strand von Tofo gefeiert, auch andere Freiwillige freuten
sich über den kühlen Schluck Sekt aus der großen Flasche. Wir
genossen das warme Wasser, die Wellen, das Essen in den
verschiedensten Baraccas und anderen Restaurants. Abends gab es viel
Musik, erst bei Fatima´s Nest, wo wir in einer Basthütte unsere
Unterkunft hatten, dann von den jungen Mosambikanern am Strand, die
ihre Boxen in den Autos klingen ließen und schließlich blueshaltige
Live-Musik im besten Hotel des Ortes am letzten Abend (kostenlos und
offen für alle!). Über eine Zwischenübernachtung an der Lagune in
Bilene ging es weiter nach Macaneta, unserem letzten Ziel unserer
Reise. Die Fährüberfahrt nach zwei Stunden Wartezeit (Chill mal!)
über den kleinen Fluss war abenteuerlich, die offroad-Fahrt zur
Lodge ebenfalls. Aber es sollte noch besser werden. Nach einem
leckeren Abendessen im Restaurant der Lodge, einer geruhsamen Nacht
und einem Morgenspaziergang an den Strand ging es wieder zurück zur
Fähre. Eine Stunde später wussten wir – sie fährt erst am
Nachmittag wieder (wenn überhaupt). Da wir aber zurück nach Maputo
mussten, um das Auto abzugeben, schlossen wir uns einer Gruppe
Südafrikaner an, die den langen Landweg kannten, um die Halbinsel
ohne Fähre zu verlassen. 30km Abenteuer pur durch tiefsten weichen
Dünensand mit Steckenbleiben, Luft ablassen, weiterfahren,
Kontrollposten in der Einöde … letztendlich hatten wir irgendwann
wieder Asphalt unter den flachen Reifen und die letzten km nach
Maputo waren geschafft.
Danke,
Anni, dass du dich getraut hast, für ein Jahr nach Mosambik zu gehen
– so hatten auch wir die Chance, mit dir gemeinsam ein kleines
Stück Afrika kennen- und lieben zu lernen. Und es muss ja nicht das
letzte Mal gewesen sein!
Und hier mein etwas ausführlicher Reisebericht:
Hallo meine Lieben,
Schon ist wieder viel
Zeit vergangen, seitdem ich das letzte Mal geschrieben habe. Dafür
könnt ihr euch dieses Mal auch sicher sein, dass ich vieeeeel zu
erzählen habe! Also los geht’s:
Nach fast 5 Monaten
sollten mich meine Eltern endlich in Mosambik besuchen kommen und
mein neues Leben ein kleines Stück kennen lernen. Ein Tag vor
Weihnachten wartete ich also am Flughafen auf den Flieger aus
Äthiopien, der mir, mit 2,5 Stunden Verspätung und einem Umweg über
Johannesburg, meine Eltern sicher nach Maputo bringen sollte. Als sie
dann endlich da waren, war die Freude auf beiden Seiten natürlich
riesig groß! Erst in diesem Moment wurde mir bewusst, wie sehr ich
sie doch vermisst habe... Natürlich habe ich mich hier eingelebt und
auch an das Leben ohne meine Eltern etwas „gewöhnt“, aber
dennoch ist es doch immer wieder schon, wenn das Herz wieder im
richtigen Takt schlägt. Zuerst ging es dann ins Fatimas, ein
Backpackers in der Stadt, wo ich in den folgenden Tagen einige heiße
Duschen sowie bequeme Nächte haben sollte. Angekommen wurden erst
einmal die tausend Mitbringsel sortiert. Von Bekannten, meiner
Familie und nicht zuletzt vielen lieben Schülern meiner ehemaligen
Schule (Theodor-Fontane-Gymnasium Strausberg) brachten meine Eltern
gut 45kg Weihnachtsgeschenke für die Kinder meines Projekts mit –
Wahnsinn! Aber dazu an anderer Stelle mehr.
Nach der ersten
Wiedersehensfreude ging es sofort weiter zu Mimmos, wo wir mit allen
Freiwilligen von AJUDE (ICYE Mozambique) unser Weihnachtsessen haben
und wichteln wollten. Der Abend war echt schön, es gab sehr kreative
Geschenke und natürlich auch viel Zeit, um über die vergangene Zeit
nachzudenken. Das vollgefutterte Gruppenfoto erspare ich euch
dennoch! An diesem Abend sind wir trotzdem ins Bett gefallen, egal,
wie viel wir uns vielleicht noch zu erzählen hatten. Dazu sollten
wir in den nächsten zwei Wochen ja genug Zeit bekommen. Am nächsten
Tag stand viel an. Dennoch starteten wir den Tag mit einem
ausgiebigen Frühstück im Garten der Verliebten mit einem
wunderbaren Blick über die Bucht vor Maputo. Danach durften meine
Eltern endlich in die wunderbare Welt des Kunstmarkts eintauchen, wo
natürlich gleich ein paar Souvenirs gekauft wurden. Am Nachmittag
machten wir uns auf den Weg nach Patrice zu meiner Gastfamilie, da
wir zum Weihnachtsessen eingeladen waren. Nach einer kurzen
Besichtigung und einem kleinen Pläuschen machten wir uns dennoch
nochmal zu Fuß auf, die Gegen um mein neues Heim zu erkunden. Dabei
landeten wir wieder in Coca Cola und genossen 2M und eine leckere
Scheibe Fleisch. Zurück daheim fing dann das endloooooose Warten an:
Gledice war der Meinung, erst gegen 19 Uhr mit kochen anzufangen, was
heißen sollte, dass das Essen erst gegen 23 Uhr auf dem Tisch stehen
würde. Die Zeit dazwischen vertrieben wir uns also, indem wir mit
unserem Nachbarn redeten, der, wie so einige Mosambikaner, einige
Jahre in der ehemaligen DDR gelebt hat. Er hatte sogar noch ein altes
Fotoalbum, zu dem er uns viele Geschichten erzählen konnte.
Schlussendlich gab es dann um 23 Uhr
Bescherung und ca. eine halbe Stunde später ENDLICH Essen! Das wohl
erste Mal nach knapp 5 Monaten, dass ich wieder Lasagne gegessen
habe! Dazu gab es allerlei Salate, Wein und Saft – für alle!!! Ich
hätte nie gedachte, dass ich das je so betonen werden muss, aber es
ist doch oft deprimierend zu sehen, was so alles für tolle Sachen im
Schrank meiner Gastschwester stehen, die ich nicht anfassen darf.
Aber auch das ist eine andere Geschichte... Nach so einigen
mosambikanischen „Komplikationen“ wurden wir dann von einem
Nachbarn in die Stadt gefahren und somit in den so lang ersehnten
Schlaf entlassen. Am nächsten Tag sollte endlich der Besuch in
meinem Projekt stattfinden. Gegen Mittag fuhren wir mit zwei vollen
Koffern Geschenke nach Liberdade zu meinem Projekt REMAR. Tia Sandra
freute sich, mich nach einigen harten letzten Wochen mal wieder
richtig lachen zu sehen, da ich nach langer Zeit wieder einen Teil
meines deutschen Lebens um mich hatte. Nach einer kurzen Besichtigung
bereiteten wir die Bescherung vor: Ca. hundert kleine und größere
Geschenke sortierten wir nach Geschlecht und Alter, bevor wir die
erste gruppe, die „Babys“, in den Raum holten. Wir verteilten die
Geschenke, packten sie gemeinsam aus und zeigten ihnen, was man mit
den ganzen tollen Sachen denn so anstellen könnte. Danach folgten
die Jungs, mit denen das große Chaos beginnen sollte. Nach einer
kurzen Einführung (Heute ist Weihnachten, bla bla bla...) begannen
wir wieder, die Geschenke zu verteilen. Schon nach kurzer Zeit war
klar, dass es keinen Sinn machte, immer auf die Beschreibungen zu
achten, die auf so vielen Geschenken zu lesen waren. Deshalb begann
ich, einfach zu fragen, wer das hochgehaltene Geschenk denn haben
wollte. Damit waren die Jungs und auch später die Mädchen
anscheinend einverstanden – tauschen konnten sie ja immer noch. So
ging es also weiter mit den kleineren Mädchen und später den
Jugendlichen und Müttern. Auch Tia Sandra hatte ich zur Feier des
Tages eine Kleinigkeit besorgt: Schokolade aus Deutschland! Durch das
riesige Chaos, Neid und doch etwas Unorganisiertheit (existiert
dieses Wort überhaupt???) sind dennoch so einige Geschenke
durcheinander gegangen. Hier möchte ich kurz ein Beispiel anführen:
Innocencia, 47 Jahre, bekam somit ein Geschenk, was eigentlich für
ein Mädchen zwischen 5 und 7 Jahren vorgesehen war. Und dann war
dieses Päckchen auch noch so unglaublich voll mit Geschenken, dass
selbst die älteste dort lebende Frau wieder zum Kind wurde! Gerade
hierbei wurde viel gelacht und die anderen Mädchen boten ihr
neidisch tausende Sachen zum Tauschen an, aber nichts zu machen...
Genau in diesem Geschenk versteckte sich auch noch eine Karte sowie
ein Foto von der lieben Lucie, die das Geschenk gepackt hatte. Ich
übersetzte die Karte und Innocencia versprach mir, dir, liebe Lucie,
ein Foto von ihr zurückzuschicken. Nachdem dann also alle Geschenke
mehr oder weniger erfolgreich verteilt und unter den Kinder das Hin-
und Hergetausche begonnen hatte, nahmen wir uns noch etwas Zeit, um
aufzuräumen und mit den Kindern zu spielen. Da an diesem Tag
gefühlte 45°C herrschten, entschieden wir uns, bald wieder in
Richtung Stadt aufzubrechen. Mit den jetzt leeren Koffern begaben wir
uns auf den Weg zur Hauptstraße, um dort ein Taxi zu nehmen. Auf
unserem Weg sprachen uns allerdings zwei Mosambikaner an und wollten
mit uns ihr Mittagessen teilen. Wir lehnten freundlich ab, doch
musste ich diese Chance unbedingt nutzen und sie nach einer
Mitfahrgelegenheit fragen. Sie überlegten kurz, fragten, wo es
hingehen sollte und keine zwei Bier und 10 Minuten später saßen wir
schon in ihrem Auto. Unser Ziel war wieder einmal Coca Cola. Da diese
aber geschlossen hatte als wir ankamen, bat ich die Jungs, uns
einfach an der nächsten Chapahaltestelle aussteigen zu lassen, damit
wir von dort in die Stadt fahren konnten. Doch da hatten wir nicht
mit der Spontanität der beiden gerechnet: Sie bestanden darauf, uns
in die Stadt zu fahren und wollten lediglich, dass wir die
Autobahnmaut, 25 Meticais, bezahlten. Auf der Fahrt blieb dann viel
zeit, um sich auszutauschen und als sie erfuhren, dass meine Eltern
Maputo noch gar nicht so richtig kannten, entschlossen sie sich, eine
kleine Stadtführung im Auto hinten dran zu hängen! Das war einfach
super, denn es ersparte uns an diesem heißen Tag viele Kilometer
Fußweg! So eine nette Mitfahrgelegenheit habe ich hier bisher selten
erlebt.
Am
nächsten Tag sollte dann der Urlaub so richtig beginnen: Wir hatten,
nachdem wir die Planung für die folgenden 10 Tage in Deutschland
fertiggestellt hatten, uns clevererweise dafür entschieden, ein Auto
auszuleihen. Natürlich wäre es super gewesen, mit meinen Eltern
alles per Chapa zu erleben, aber dann hätten 10 Tage nun wirklich
nicht ausgereicht. So führte es uns in den ersten zwei Tagen durch
das wunderschöne, bergige und fast schon beängstigt menschenleere
Swaziland, bevor wir innerhalb eines Tages 200 km durch den
Krügernationalpark in Südafrika fuhren. Hier konnte ich das erste
Mal meine liebsten Dickhäuter, Giraffen- und Zebrababys oder auch
Nilpferde aus der Nähe bestaunen – ein Erlebnis, welches ich nicht
so schnell vergessen werde! An meinem Geburtstag überquerten wir
dann wieder die Grenze nach Mosambik und fuhren durch den zum
Krügerpark gehörigen Great Limpopo Nationalpark. Das schockierende:
Von jetzt auf gleich gab es kaum noch Tiere. Eine ernüchternde
Erfahrung, die zeigt, was der Bürgerkrieg bis heute noch für
Auswirkungen hat. Am Abend mussten wir dann ernüchternd feststellen,
dass unsere Reservierung nicht im Camp angekommen war und es auch
weit und breit nichts zu essen gab. Wir bezogen die noch einzige
freie Hütte mit zwei Einzelbetten und machten uns auf den Weg in den
nächst größeren Ort. Hier musste mein Papa das erste mal
schmerzlich feststellen, dass nur, weil ein Ort auf der Karte groß
eingezeichnet ist, unbedingt auch einen Supermarkt haben musste.
Somit hieß es erstmal richtig mosambikanisch Fleisch in einer
Baracca und Nudeln beim Kiosk „einkaufen“, bevor wir den Heimweg
über nicht wirklich befestigte Straßen zurück zum Camp angingen.
Angekommen wurden dann Nudeln gekocht und das Fleisch nochmal
aufgewärmt und mein Geburtstag somit ohne jeglichen Handyempfang
oder besondere Aufmerksamkeit gefeiert. Der nächste Tag sollte uns
so langsam wieder in die mosambikanische Zivilisation zurück
bringen. Nachdem wir es schon in den Nachrichten gehört und auch die
anderen Freiwilligen von heftigsten Regenschauern in Maputo
berichteten, fuhren wir vorbei an zahlreichen überschwemmten
Dörfern. Erst hier wurde mir bewusst, dass auch die stabilste
Strohhütte mit Sicherheit irgendwann ihre Extreme erreichen und
somit die darin lebende Familie vor einem großen Problem stehen
wird. Auch Mama und Papa hatten zwischendrin einen richtigen Kloß im
Hals stecken. Für diese Nacht hatten wir nirgends eine Unterkunft im
Vorhinein gebucht, da wir nicht wussten, wie weit wir vorankommen
werden. Nachdem in Xai Xai alles voll war, beschlossen wir, einfach
gleich bis Inhambane durchzufahren und bekamen zum Glück noch zwei
Zimmer in einem Hotel. Wenn auch, saisonbedingt, unverhältnismäßig
teuer, genoss ich meine letzte ruhige Nacht, bevor es am nächsten
Tag nach Tofo und somit zu 3 Tagen Silvesterfeiern gehen sollte. Auch
hier kamen wir wieder im Fatimas unter, die auch Hauptveranstalter
des jährlich stattfindenden Oceanfestivals sind. Gott sei Dank
bekamen wir die allerletzte, ruhigste Hütte und meine Eltern somit
einige dennoch leise Stunden Schlaf. Ich genoss die drei Tage in
Tofo, um mit den anderen Freiwilligen (Anna, Inga, Yohanna, Marie,
Clara und Emmi waren auch in Tofo und Umgebung) und unseren Freunden
aus Tofo und Maputo das neue Jahr richtig gebührend zu starten. Auch
tauchen war ich wieder. Ein besseren Start in das Jahr hätte ich mir
hier in Mosambik kaum vorstellen können. Nach 3 Nächten in Tofo
brachen wir wieder auf und fuhren weiter nach Bilene. Auch hier fand
zu Silvester eine wohl riesige Party statt, weshalb der Ort und auch
die Lagune nicht mehr so sauber waren, wie ich es damals kennen
gelernt hatte. Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Marracuene,
überquerten mit der Fähre den Fluss und nach einer halben Stunde
Off-Road-Fahren erreichten wir am Abend Jays Beach Lodge. Nach den
vergangenen zwei turbulenten Wochen waren wir hier endlich mal
allein, genossen die Einsamkeit am Strand sowie gutes Essen aus Jays
Küche. Am nächsten Tag mussten wir schon viel zu früh aufbrechen,
da das Auto um 10 Uhr wieder in Maputo stehen sollte. Bis 10:30 Uhr
warteten wir auf die Fähre, bis die Nachricht kam, diese würde bis
zum Nachmittag nicht mehr fahren. Wir schlossen uns gefrustet einer
Gruppe Südafrikaner an, die den langen, harten Landweg kannten. Und
dann ging auf einmal nichts mehr: Wir steckten fest. Ein Tag vor dem
Abflug. Mit einem ausgeliehenen Auto. Anni dreht innerlich schon
durch. Oder doch eben die Reifen. Wir versuchen, rückwärts aus dem
Tiefsand zu fahren, den Weg zur Fähre zurück zu finden. Auf einmal
andere Autos hinter uns, kein Platz zu passieren. Sie helfen uns, mit
dem ungewohnten 4x4 umzugehen, geben uns neuen Mut. Wir schaffen es,
alle. Auch sie kennen den Weg, der uns viel Abenteuer aber auch
Zusatzkilometer und -zeit einbrockte. Dennoch danke an diese netten
Leute! Am späten Nachmittag kamen wir glücklich in Maputo an, doch
hatten wir irgendwie nicht mit einer fetten Rechnung von Europcar
gerechnet. Immerhin hatte ich am Morgen sofort Bescheid gesagt. Wir
entschieden uns also, diesen Abend nochmal mit dem Auto durch die
Stadt zu fahren, besorgten noch die letzten Souvenirs und Mitbringsel
auf dem Kunstmarkt und fuhren zum Essen wieder nach Patrice. Auch ein
kurzer Abstecher bei meiner Gastfamilie war noch einmal drin. Am
nächsten Morgen hieß es dann Sachen packen, ein letzten ausgiebiges
Frühstück, Auto zurück geben und dann – auf zum Flughafen.
Dieses Mal ging alles gut und ich musste mich doch schmerzlicher als
gedacht wieder von meinen Eltern verabschieden. Dennoch bin ich froh,
noch etwas mehr als ein halbes Jahr vor mir zu haben, welches ich
hier in Mosambik in vollen Zügen genießen kann. Meine letzten
Urlaubstage habe ich noch einmal genutzt, um mit zwei Freunden aus
Südafrika nochmal nach Tofo zu fahren – entspannen und einfach
nette Leute im Backpackers kennen lernen. Danke für die entspannte
Zeit!
Seit
Montag ist nun also wieder Alltag eingekehrt und so wirklich glauben
kann ich es noch nicht. Waren meine Eltern nicht eben noch hier?
Hatte ich gerade wirklich 4 Wochen mehr oder weniger „Urlaub“?
Aber eine positive Nachricht habe ich noch: Ich habe am Montag
endlich angefangen zu tanzen! 4 Mal die Woche werde ich jetzt 2
Stunden schwitzen! Auch, wenn der Beginn heute gleich wieder mit
Fieber unterbrochen wurde, werde ich dennoch dranbleiben! Ich freue
mich, endlich etwas gefunden zu haben, was mich von der Arbeit und
dem langweiligen Alltag unter der Woche ablenkt.
Der
nächste Bericht könnte vielleicht wieder etwas auf sich warten
lassen. Am Freitag beginnt aber erst einmal unser Midtermcamp, was
uns wieder einige Tage Entspannung weg von der Stadt bringen soll.
Danach kommen die nächsten Freiwilligen und dann – ist schon
Februar und ein HALBES JAHR hier um. Aber meine Zeitkrise werdet ihr
denke ich im nächsten Eintrag zu spüren bekommen. Ich will hier
nicht weg, nein. Und doch weiß ich, dass irgendwann der Punkt kommen
wird, an dem man unter dieses Jahr einen Schlussstrich ziehen muss.
Wenn auch vorerst nur mit Bleistift, oder Strichellinie. Aber ich
werde im Sommer wieder nach Deutschland kommen – keine Sorgen.
Bis
zum nächsten Eintrag verbleibe ich mit verschwitzen Grüßen,
Umarmungen und Küssen aus meiner neuen Heimat.
Auch
Bildern werde ich noch hochladen, jedoch dauert das vielleicht noch
ein paar Tage. Aber sie kommen, versprochen!!!
Eure
Anni :)
Süße Anni und Eltern, nachdem Mama mich gestern über whats app informiert hat, dass es neues zu lesen gibt, habe ich meinen Krankentag heute gleich genutzt um eure Ausführungen vom ersehnten Wiedersehen zu lesen. Ganze sechzig Minuten hänge ich wieder magnetisch an deinen und den Zeilen deiner Eltern. Meiner Mama und mir wurde der Genuss zu teil, deine frisch ausgeflogen Eltern vom Flughafen abzuholen und umgehend alle Fragen und Grüße von unsern Lieben loszuwerden. Anni deine Eltern haben mit feuchten Augen von eurer eindrucksvollen, abenteuerlichen und leider wie im Flug vorübergehenden Afrikareise erzählt. Mich rissen ihre Berichte und Bildern sehr mit und ich verspürte Fernweh. Nun muss man bei aller Schwärmerei doch einige Taler erübrigen um einen solchen Trip erleben zu können. Somit bleibt für mich einzig die Möglichkeit zu hören, lesen und Bild sowie Filmmaterial aufzusaugen. Das klappt aufjedenfall prima und danke hiermit an, in diesem Fall, euch drei, das ihr mich und jeden der Lust darauf hat teilhaben lasst. Für deine Vorhaben im Projekt und in deiner Freizeit wünsche ich dir gutes Gelingen. Bleib gesund!! Geh weiter mit einem offenen Herz auf Land und Leute zu. Du bekommst dadurch wertvolles zurück. Ein wunsch von mir zum Schluss, bau doch für mich Sprachinterressierte in deine folgenden Berichte einige Portugiesisch Vokabeln ein. Von Mama und Papa habe ich eine gelernt die die schönste Nebensache der Welt beschreibt. ;) Drücke und umarme dich herzlich. Lg von Familie Althaus
AntwortenLöschenLiebe Anni, endlich wieder Lesestoff, viel Lesestoff. Deine Eltern haben druckreif geschrieben, das könnte man sofort in jedem Reiseführer veröffentlichen. Und das würde auch jeder mit Spannung lesen. Nicht nur Fakten, nein, eine spannende story. So will man das doch haben. Einfach genial. Dann deine emotionale Geschichte. Einfach frei weg geschrieben, mit viel Herzblut. Toll. Man kann richtig gut in die für uns so fremde Welt eintauchen, man lernt zu verstehen. Ich freue mich, dass du die Schn....noch nicht voll hast und dich auf die nächsten Monate freust. Das spürt man. Aber ich bin auch froh, dass du zurückkommen willst. Jetzt muss man ja nicht mehr sagen "im nächsten Jahr". Nein, in diesem Jahr! Bis dahin wirst du noch jede Menge erleben. Dafür an dieser Stelle viel, viel Spaß. Aber auch immer schön aufpassen. Du weißt, überall können auch Gefahren lauer, und wenn es eine blöde Spinne ist. In diesem Sinne für heute liebe Grüße von Kati.
AntwortenLöschenHallo, hallo, da bin ich wieder, liebe Anni. Ich habe soeben ganz "viel Afrika" im Fernsehen gesehen. Gerade lief das Viertelfinale der Handballweltmeisterschaft der Männer zwischen Ägypten und Deutschland. Ich weiß, Ägypten ist weit weg von dir. Die Deutschen haben gewonnen. Jetzt spielen wir im Viertelfinale gegen Katar. Das aber nur so nebenbei, damit du auch ein wenig Sport auf dieser Welt mitbekommst. Den machst du ja zur Zeit auch aktiv durch dein Tanzen. Ich hoffe, dass das immer noch viel Spaß macht. Eure neuen Freiwilligen werden sich ja bestimmt nach dem ersten Kulturschock auch schon ein wenig an ihr neues Leben in der Ferne gewöhnt haben. Da bist du ja mit deinen vielen Erfahrungen jetzt schon die "Alte" und kannst ganz viel behilflich sein. Hoffentlich bist du gesund und munter und hast das neuerliche Fieber besiegt. In ein paar Tagen sind hier Halbjahresferien. Das bedeutet zeitlich auch für dich "Halbzeit". Feiert das ordentlich, ab 01.02. läuft die Uhr rückwärts. Für heute ganz viele liebe Grüße aus dem nasskalten Deutschland.
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