Von August 2014 bis Juli 2015 habe ich in Mosambik gelebt und gearbeitet. Auf diesen Seiten werde ich von einige Eindrücke und Erfahrungen von meinem Freiwilligendienst in Maputo, der Hauptstadt, berichten. Bitte bedenkt, dass lediglich meine persönliche Sicht auf die Dinge hier zu lesen sein wird und dies nicht zu verallgemeinern ist! Es freut mich, dass ihr hier her gefunden habt!

Sonntag, 2. August 2015

An Freunde, Bekannte, Familie und alle anderen fleißigen Leser.

Hallo ihr Lieben, 

Seit nun 6 Tagen bin ich schon wieder in Deutschland, meiner alten und dennoch neuen Heimat. Nachdem der Abschied am Montag und die Ankunft am Dienstag Morgen keine leichten Aufgaben darstellten, so fange ich mittlerweile an, mich wieder an dieses Land und meine Umgebung zu gewöhnen. Ich habe mittlerweile die Schlüssel für meine Wohnung in Holzminden, der Großteil der Umzugskartons ist bereits gepackt und so richtig angekommen fühle ich mich dennoch nicht. Ich stehe zwischen den beiden Abenteuern Mosambik und Studium und kann mich nicht entscheiden, welches aufregender, beängstigender war/ist. 

Doch bevor ich mein Elternhaus aufs Neue für längere Zeit verlasse, werde ich am kommenden

SONNTAG, DEM 09.08.2015 ab 14 UHR 

eine kleine "WIEDERSEHENS-FEIER" schmeißen. 
ALLE FLEISSIGEN LESER, FREUNDE, BEKANNTE UND FAMILIENMITGLIEDER SIND ZU DIESER SELBSTVERSTÄNDLICH HERZLICH EINGELADEN!!! 
Ich möchte nicht, dass ihr euch gezwungen fühlt zu kommen. Wenn ihr der Meinung seid, ihr habt das ganze Jahr über genug von meinem Abenteuer mitbekommen, so ist das auch in Ordnung ;) Für alle, die dennoch den Weg auf sich nehmen wollen, wartet ein bunter Nachmittag voller Überraschungen auf euch. Neben einer kurzen Berichterstattung soll der restliche Nachmittag eher locker gestaltet werden. Es wird kleine Stationen geben, an denen ihr verweilen könnt, Fotos sehen werdet, Musik hören oder mosambikanisches Essen probieren könnt. Interessierte Freunde eurerseits sind natürlich gern gesehen! Bitte gebt, wenn möglich, in irgendeiner Art und Weise Bescheid, wenn ihr kommen möchtet (Handynummer Mama und Papa, Haustelefon, Email-Adressen [anni95@gmx.net ist wohl am besten!] ). 
 Ich freue mich auf zahlreiches Erscheinen und auf einen interessanten Nachmittag mit euch. 

Das war dann wohl das letzte Mal, dass ihr hier etwas lesen könnt. Ich bedanke mich bei allen fleißigen Lesern, die mir das ganze Jahr über die Kraft und die Motivation gegeben haben, diesen Blog so aufrecht zu erhalten. Ohne euch wären hier wohl nicht so viele Zeilen erschienen, wie ihr sie nun lesen könnt. DANKE!


Eure Anni :)

Hier noch einige Bilder, die ich irgendwie vergessen hatte:

Letzter Arbeitstag: Obligatorisches Füttern nach dem Kuchen anschneiden

Meine Süßen

... und mein Superheld Lousinho

Danke für die schöne Zeit. Beste Kollegin!

Wunderschönes Swaziland

Braai am Abend



Tia Lyria und Vovo an meinem letzten Morgen vor unserem Haus

Letztes Familienbild am Flughafen

Deutschland, da bin ich wieder.


Sonntag, 26. Juli 2015

Ein letztes Mal...

Hallo ihr Lieben,

In 25 Stunden ist es soweit und ich betrete den Flieger, der mich wieder nach Deutschland bringen wird. In 2 Tagen stehe ich in meiner neuen Wohnung in Holzminden, wo ich ab Oktober, nebenbei erwähnt, Green Building studieren werde. Ich habe einen Praktikumsplatz, die verbleibende Zeit im Haus meiner Eltern ist verplant – und dennoch war ich noch nie so „unbereit“ zu gehen, wie heute. Ich sitze in meinem geputzten Zimmer auf gepackten Koffern. Mein mosambikanisches Leben habe ich in nur 2 Gepäckstücke verstauen können. Die große, mir am schwersten fallende Verabschiedung von meiner Gastfamilien, unseren Nachbarn und meinen engsten Freunden steht mir noch bevor. Zum letzten Mal habe ich in den vergangen zwei Nächte mit allen zusammen gesessen, über das vergangene Jahr geredet und gefeiert. Alles „zum letzten Mal“ tun zu müssen fällt schwer, ist kaum auszuhalten und seit einigen Tagen möchte ich eigentlich nur noch durchweinen. Entschuldigt, dass ich mich in letzter Zeit bei so vielen Menschen nicht regelmäßig gemeldet habe, aber die letzten Wochen waren die intensivsten meines Abenteuers – ein Abenteuer, welches zu einem neuen Leben geworden ist.
Da ich diesen Eintrag nicht unnötig in die Länge ziehen möchte und meinen letzten Tag somit verschwenden würde, könnt ihr euch nun meinen offiziellen Abschlussbericht lesen, den ich für meine Organisation ICJA e.V. und das BMZ als Gegenleistung für meine Unterstützung schreiben muss. Bei diesen Berichten gibt es viele spezielle Fragen, weshalb sich der Text nicht sehr flüssig lesen mag. Allerdings war ich abschließend noch einmal sehr ehrlich und habe mir endlich ans Herz gefasst und die Zeit genommen, aufrichtig vor allem über mein Projekt zu berichten. Aber nun lest selbst!


Abschlussbericht – 1 Jahr Mosambik

Ich kann das nicht. Abschied nehmen, ein letztes Mal offiziell dieses Jahr zusammenfassen. Es war für mich nicht nur ein entwicklungspolitischer Freiwilligendienst, sondern so viel mehr. Ich lebe hier, habe meine mosambikanische Familie gefunden und kann mir nur schwer vorstellen, dem allen morgen „Auf Wiedersehen“ zu sagen. Doch ja, wiedersehen werde ich meine neue Heimat schon sehr bald!

Das Jahr hat mich auf persönlicher Ebene deutlich mehr gelehrt als auf fachlicher. Auch, wenn ich besser im Umgang mit bzw. mit der Beschäftigung von Kindern (vor allem Kleinkindern) geworden bin und immer eine wichtige Ansprechperson für die Mädchen darstellte, so weiß ich, dass es nicht meine Arbeit war, die mein Jahr hier ausschlaggebend zu dem gemacht hat, was es nun ist.
Es sind so viele Kleinigkeiten, die mich mein Leben in Maputo auf persönlicher Ebene gelehrt hat:
  • (Beschränkte) Unpünktlichkeit ist in Ordnung, denn man muss der Zeit nicht immer hinterher rennen.
  • Jeder kann Fehler machen, keiner ist perfekt.
  • Wenn du Lust auf etwas hast, dann mach es und lass es dir von niemanden ausreden.
  • Es sind die kleinen Momente, die das Leben ausmachen.
  • Ich kann und sollte meine neu gewonnene Selbstständigkeit in vollen Zügen genießen.
  • Nur selbstbewusst kann man erfolgreich durchs Leben gehen.
  • Spontanität wird mit den schönsten und unerwartetsten Momenten/Erlebnissen belohnt.

Oder um es zusammen zu fassen: Der Weg ist das Ziel, und ankommen will ich nicht mehr. Ich habe mich verliebt, ins Reisen, in Abenteuer, in Spontanität und Gelassenheit.
In diesem Sinne habe ich mich auf interkultureller Ebene insgesamt wohl ziemlich entwickelt; ich bin noch mosambikanischer geworden, vor allem was Themen wie Zeit, Geduld, Wertvorstellungen und Luxus angeht. Ich habe innerhalb eine neue Sprache gelernt, und das besser, als ich je gedacht hätte!

Mit dem Thema „Projekt REMAR“ muss ich trotz all der Lobeshymnen an meinen Aufenthalt hier den negativen Teil des Berichts beginnen, doch zuerst einmal generell.
Als Freiwillige im Zentrum in Liberdade der Organisation REMAR sollten grundlegend immer mindestens zwei Freiwillige arbeiten. Nur so ist es möglich, die 70 Babys, Kinder und Frauen in Gruppen zu organisieren, kleinere Aktivitäten, wie Basteln, Singen, „Sport“ (platzbedingt nur sehr schwer möglich) und vor allem eine Hausaufgabenhilfe für die Schulkinder ein- und durchzuführen. Hier ist Kreativität und Durchhaltevermögen gefragt. Man muss sich von Anfang an Respekt verschaffen – ein Ziel, welches ich bis zum letzten Tag nicht erreicht habe.
Was die Teamarbeit angeht kann ich nicht viel berichten – da es einfach gesagt kein Team gibt. Neben Hannah (Freiwillige Winterausreise Januar 2015) und mir ist zu 80% unserer Arbeitszeit keine weitere verantwortliche Person im Zentrum. Dadurch übernehmen die jugendlichen Mädchen die Führung, worunter die Kinder leiden und auch keine Erziehung stattfinden kann. Allerdings war letzterer Punkt auch mit anwesenden Verantwortlichen nie zu erkennen. Sind die Freiwilligen allein im Zentrum, herrscht oft ein unbeschreibliches Chaos, was nur mit Hilfe der Jugendlichen Mädchen einzuschränken ist. Diese Hilfe nehme ich nicht gern an, denn es beschämt und deprimiert mich, dass ich es bis heute nicht geschafft habe, mir den nötigen Respekt zu verschaffen – aber so läuft das anscheinend, wenn man nicht bereit ist, die Kinder zur Strafe zu schlagen.
Über das ganze Jahr hinweg hatte ich ebenso das Gefühl, als würde es, bis auf unsere süßen Kinder, die einen jeden Tag zum lachen bringen und genauso zurück strahlen, niemanden interessieren, dass wir überhaupt für REMAR arbeiten. Im März kam ein neuer Pastor mit seiner Familie an die Spitze der Organisation – bis heute haben wir Freiwilligen unseren neuen Chef, der er nun einmal ist, nur einmal im Fernsehen gesehen, wie er die Arbeit REMARs in allen Tönen lobt. Es scheint, als wäre das Interesse nicht da, wenn er überhaupt weiß, dass es in Liberdade zwei Mädchen gibt, die jeden Tag mit neuen Ideen den Tag der Kinder verschönern wollen. Für die Kinder und mich war mein Abschied vor zwei Wochen schwer, doch ich habe mich nicht von REMAR verabschieden müssen – dort war ich gefühlsmäßig nämlich nie angekommen. Ich fühlte mich nie wohl, nie als Teil eines Projektes, dem alles daran liegt, Waisen- und kranken Kindern und Frauen mit Drogenproblemen zu helfen. Eher fühlte ich mich gefangen in einer „Sekte“, die Spendengelder in falsche Hände fließen lassen und wo Kinder jeden Tag den gleichen widerlichen, schlecht aufbewahrten Fisch zu Gesicht bekommen – und nein, ich übertreibe nicht, das ist die traurige Wahrheit. Bis heute weiß ich ehrlich gesagt nicht, was REMAR eigentlich genau ist, was in allen Zentren getan wird geschweige denn wo es noch weitere Standorte in Mosambik gibt. Diese Fakten haben mich in meiner letzten Arbeitsperiode immer wieder begleitet, als ich darüber nachgedacht habe, inwiefern sich meine Vorstellungen erfüllt haben: Leider gar nicht.
Ich habe mein Jahr hier durchgezogen, was das Projekt angeht, möchte auch nicht zu negativ von allem berichten, aber dennoch bin ich der Meinung, dass das Projekt REMAR nicht geeignet für Freiwillige ist. Natürlich bereitet man den Kindern wie schon gesagt jeden Tag eine riesige Freude, allerdings wiegt der Punkt der nicht mal ansatzweise bestehenden Anerkennung zu schwer dagegen. Ich liebe die Kids, hätte sie am liebsten nie wieder losgelassen oder würde noch so gern so viele spannende, ausführliche, ehrliche Gesprächen mit den Mädchen führen, doch dennoch ist es nicht das, was meinen Freiwilligendienst im Punkte der Arbeit zu einem unvergesslichen Erlebnis hat werden lassen.

In ganz anderen Tönen kann ich bis zum Schluss von meiner Gastsituation berichten. Ich bin innerhalb der letzten 12 Monate zu einem Teil der Familie geworden, werde „Filha“ (Tochter) oder „Mana“ (Schwester) genannt. Für meinen Abschied morgen haben sich alle freigenommen, begleiten mich zum Flughafen. Auch schmieden sie schon jetzt Pläne für meinen ersten Urlaub in Mosambik genauso wie sie anfangen, Geld zu sparen, um mich besuchen zu kommen. Ich konnte mich meiner Meinung nach komplett sozial integrieren, fühle und verhalte mich wie „daheim“ – Wo war das noch gleich?

Abschließend betrachtet: Meine eigentlichen Erwartungen wurden zu vielleicht 20% erfüllt, in anderen, neuen Apsekten, an die ich vorher nie denken konnte, wurden sie ums Tausendste übertroffen! Meine Arbeit entsprach nicht meinen Vorstellungen, allerdings habe ich portugiesisch fließend sprechen gelernt, konnte mich in eine neue, mir total unbekannte Kultur integrieren und habe ein eigenes Leben aufgebaut. Meiner Meinung nach rücken alle Erwartungen in den Hintergrund, wenn man alle neu erhaltenen persönlichen Erfahrungen dagegen erkennt!
Seitens unserer hier verantwortlichen Organisation AJUDE war die Unterstützung eher eingeschränkt und dennoch hatte ich nie ein hilfloses, verlorenes Gefühl. Nur in Bezug auf das Projekt hätte ich mir innerhalb des Jahres auch von dieser Seite mehr Unterstützung erhofft.
Final gesehen hätte ich mich mehr ins Projekt einbringen können, oder müssen. Doch wie, wenn Motivation verloren geht und Anerkennung/Bedeutung nie gezeigt wird? Ein für mich schwieriger Punkt… Zudem hätte ich mir rückblickend ein noch sozialeres Leben aufbauen können, indem ich Hobbies, wie die mosambikanische Tanzgruppe (hat sich im Februar aus Platzgründen auflösen müssen) weiter und intensiver verfolgt hätte. Generell würde ich, hätte ich die Möglichkeit, noch einmal von vorn anzufangen, nicht so schnell aufgeben, sei es im Projekt oder im Alttag. Mittlerweile weiß ich, dass alles gut wird, wenn man es nur durchzieht, sich einen Ruck gibt. Dennoch bin ich der Meinung ich habe das für mich Beste aus diesem Jahr geholt, habe es in vollen Zügen genossen und bin einfach nicht bereit, jetzt Abschied zu nehmen.


Danke, Obrigada, Khanimambo – Mocambique, minha nova terra!

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Wir sehen uns in Deutschland, meine Lieben.

Eure Anni :)

Mittwoch, 8. Juli 2015

341 Nächte... Sentimentale Gedanken.

Hallo ihr Lieben,

Dieses Mal ist es also wirklich 4 Wochen her und ja, ich fühle mich schuldig. Ich sitze mittlerweile nicht mehr nur im Gedanken auf gepackten Koffern sondern so allmählich auch in der Realität. Noch 19 Tage, 18 Mal noch die Augen schließen. Ich fange an, wieder über Deutschland und auch auf deutsch zu träumen. Meine Klamotten sind aussortiert: Einige im Projekt, andere im Koffer und die letzten noch in meiner Kommode. Noch zieren die vielen Bilder meine Zimmerwand, noch kann ich nicht aufhören, meine Wäsche zu waschen und auch, wenn mir noch etwas Zeit bleibt, so reicht das hinten und vorn schon lange nicht mehr aus. Meine obligatorische „To-Do-Liste“ wird immer länger, als dass sie sich leert, die Einkaufsliste platzt aus allen Nähten und auch mein Kopf und Herz bekommen nicht mehr alles geordnet. Was in den letzten Wochen alles passiert ist, kann ich euch demnach nicht ansatzweise so detailliert beschreiben, wie ihr es gewohnt seid. Ein „Auszeit-Wochenende“ im Paradies Quissico, Masseneinkäufe auf dem Kunstmarkt, die den Rahmen schon jetzt deutlich sprengen, Nachmittage beim Schneider, die letzten Tage auf der Arbeit, erste sehr schwere Abschiede von so liebgewonnenen Menschen. So langsam zersplittert mein Leben hier: Ich möchte gar nicht wissen, wen und was ich unbewusst schon ein letztes Mal gesehen oder getan habe; alles scheint in verschiedene Richtungen zu treiben – voran oder eben noch einmal kurz zurück in die Heimat, bevor das nächste Kapitel geschrieben wird. Bei mir öffnet sich in 3 Wochen die Tür in das Studentenleben und auch wenn ich weiß, dass ich dieses Jahr abschließen muss, so werde ich den Schlüssel der Tür meines Jahres in Mosambik nie im Schloss umdrehen können – und wollen. Ich weiß, dass ich ganz bald wieder komme.
Familie, Freunde, Freizeit – AUSZEIT. Auch, wenn ich mich von dieser ganzen „Freiwilligenjahr-Sache“ wohl wesentlich mehr und Anderes erhofft habe, so gewinne ich doch eigentlich viel mehr: eine neue Heimat.

Heimat ist, wo dein Herz ist.“

und meins zerreißt gerade sehr schmerzhaft. Man muss wohl schauen, wie man auf Dauer einen Kompromiss finden kann…
Nur noch ein letzter Arbeitstag liegt vor mir und auch, wenn das jetzt vielleicht merkwürdig klingt, freue ich mich, bald aufzuhören. In den letzten 2 bis 3 Wochen sind noch einmal unschöne Dinge passiert, die natürlich dennoch nichts daran ändern können, dass ich meine kleinen Schätze schrecklich vermissen werde – Danke, dass ihr es jeden Tag schafft, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern!
So sehr mich das Reisefieber in diesem Jahr auch gepackt hat (ich denke, das haben die fleißigen Dauerleser deutlich gemerkt), so bleibe ich Maputo (bis auf einen kleinen letzten Wochenend-Abstecher ins schöne Swazi) für den Rest meiner Zeit in Mosambik treu. Noch ein letztes Mal den lauten, staubigen Alltag der Straße aufsaugen, mich mit meiner Gastmutter streiten und am nächsten Tag so tun, als wäre nichts passiert. Noch ein Mal mit den Mädels richtig feiern, die letzten Nächten in unserem Appartement schlafen. Den letzten Hamburger in Museu essen, die letzte viel zu süße Fanta trinken. Die letzten Einläufe erledigen, die verbliebenen Capulanas nach Chopal zum Schneider bringen. Noch ein letztes Mal „mosambikanisch“ fühlen, das letzte portugiesische Wort sprechen. Die Liste nimmt kein Ende.

Doch wisst ihr was? Ich freue mich auf Deutschland, darauf, meine alte Heimat wieder neu für mich zu entdecken. Ich freue mich auf den kleinen Luxus, wie fließendes warmes Wasser, Waschmaschinen, eine konstante Energie- und eine ausgezeichnete medizinische Versorgung – diese Privilegien sollten wir uns viel öfter vor Augen führen.
Die Freude, bei den bei euch zur Zeit herrschenden Temperaturen mit dem Fahrrad zum Straussee zu fahren oder mir den Wind auf meinem Roller um die Ohren wehen zu lassen, lässt mich an den kalten Abenden hier vor mich her schmunzeln. Ich freue mich auf überbackenen, zerfließenden Käse, Nutella, saure Knoblauchgurken, Schnitzeln, Currywurst, Nudelsalat, Gummibärchen und Mamas selbstgemachte Erdbeermarmelade. Ich freue mich auf euch, meine Familie, meine Freunde – meine eben andere, alte Heimat.

Ja, darauf freue ich mich und ich finde, dass Leid und Freud sich so langsam die Waage halten.

Das soll es für heute schon wieder gewesen sein. Kein detaillierter Tages- bzw. Wochenrückblick. Dieses Mal eben etwas Abschiedsschmerz und hin- und her rennende Gedanken. Doch seid euch einer Sache sicher: Der letzte Eintrag (den ich hoffentlich noch aus Mosambik schaffe zu schreiben) wird am schlimmsten.

Ich vermisse euch, freue mich auf euch, möchte eigentlich gar nicht los und schließe in wenigen Stunden zum dreihunderteinundvierzigsten Mal meine Augen in Mosambik.


Eure Anni :)
Der 3. Geburtstag von Aillen in ihrer Vorschule

Mosambik feiert 40 Jahre Unabhängigkeit im Estadio da Machava

 

Mittwoch, 10. Juni 2015

Abschied, Bushfire, Alltag - 48 Tage!

Hallo ihr Lieben,

„Anni, das sind jetzt schon wieder drei Wochen geworden“, höre ich euch sagen… Ja, ich weiß, aber ich komme einfach nicht mehr zum Schreiben. Zu viel passiert, zu viel Durcheinander, die Ereignisse überschlagen sich nur noch und ich – bin zum Opfer dieser fiesen Masche geworden. Diese Masche, die sich ZEIT nennt. Sie hat mich wieder. Aber nun erst einmal der Bericht:

Verzeiht, wenn ich gleich zu Beginn eine gute Woche weglassen muss, doch ehrlich gesagt kann ich mich kaum erinnern, was ich in der besagten Woche nach meinem letzten Eintrag außergewöhnliches getan habe. Ich weiß noch, dass das Filmfestival, von dem ich das letzte Mal berichtete, zu Ende ging. Zum Abschluss lief zunächst noch einmal „Nachtzug nach Lissabon“ und als Krönung eine knapp einstündige Dokumentation über das Leben behinderter Menschen in Maputo. Diese kann ich jedem nur wärmstens ans Herz legen!
Außergewöhnliches ist allerdings dann doch noch etwas passiert, wozu ich euch im letzten Beitrag noch hingehalten habe. Nachdem Cynthia noch eine letzte Woche Mosambik genoss und Urlaub machte, bereiteten Hannah und ich eine kleine Überraschung für unsere liebe Kollegin vor. Über mehrere Tage versuchten wir, unseren kleinen Schätzen den „Cup Song“ beizubringen, dichteten den Text passend für Cynthias Abschied um und zeigten ihr am darauf folgenden Mittwoch unser kleines Liedchen. Nicht nur die Kinder hatten viel Spaß bei der Sache, sondern auch Cynthia ging diese Überraschung direkt ins Herz. Für die Kinder gab es an diesem Tag Schokolade, viele Umarmungen und Bilder mit ihrer Tia Cynthia. Die Liebe musste leider schon wieder gehen, da sie nur einen Kurzzeitfreiwilligendienst geleistet hat, der nur knapp 3 Monate dauern sollte. Nun ist sie also schon wieder seit 1 ½ Wochen in Deutschland und schickt uns verwirrte Bilder von leeren Bussen, erzählt von sauberen Straßen und wie unselbstverständlich ihr allein nur fließendes Wasser aus der Leitung vorkommt… Weiter: Am Abend beschlossen wir, in kleiner Runde auf Cynthias Abschied zu trinken, waren essen und unterhielten uns viel bis wir schließlich müde im Appartement unsere Augen schlossen.
Am nächsten Morgen gingen wir noch gemeinsam einen Kaffee trinken bevor es für Hannah und mich hieß: BUSHFIRE – das Wochenende, auf das man als Freiwillige in Mosambik (bzw. südliches Afrika) irgendwie seit Beginn seiner Reise hinfiebert. Wir hatten uns dazu entschieden, bereits einen Tag vorher anzureisen, da auch Dennis schon am Donnerstag aus Südafrika kommen sollte. Nachdem wir 3 Stunden darauf gewartet hatten, bis das Chapa nach Manzini, Swazi, dann auch endlich losfuhr, kamen wir knapp zwei Stunden später an der Grenze an. Zoll, Polizei, normale Einreisekontrollen – das übliche Blabla nunmal. Problem: Eine Gruppe von Frauen hatten 5 große Säcke an Schuhen auf dem Trailer aufgeladen, die innerhalb der folgenden 1 ½ Stunden alle rausgeholt und kurze Zeit später wieder in die Säcke gestopft wurden. Dadurch verloren wir kostbare Zeit, die wir bei unserer Ankuft in Manzini gut hätten gebrauchen können: Nein, es fahren keine Minibusse mehr zum Bushfire. Wir hatten dennoch Glück, wurden von einer der Frauen mit dem Auto zum „House on Fire“ gebracht und trafen dort auf Yohanna, Yok und Dennis. 20:30 Uhr. Das war eine Anfahrt… Wir bauten unsere Zelte auf und verbrachten eine letzte lange Nacht. Vom Festival an sich kann ich leider gar nicht so viel erzählen. Dafür, dass alle dieses Festival sooooo sehr beworben haben, hat es mich eher enttäuscht. Kein Feuer habe ich gespürt und irgendwie war mir und auch Hannah das alles etwas zu kommerziell. Wir haben die Tage weg von Maputo genossen, und dennoch war ich froh, dass ich Sonntag Abend (nach 3 Stunden Schlange stehen an der mosambikanischen Grenze) wieder portugiesisch sprechen und auf meiner Matratze auf dem Boden einschlafen konnte. Tut mir leid, wenn ich damit meine Ausführungen zum Bushfire schon wieder beende, aber daran merkt ihr vielleicht, dass es mich wirklich nicht sonderlich überzeugt hat.
Den darauf folgenden Tag war, wie ihr bestimmt wisst, internationaler Kindertag. Wir fuhren ins Hauptzentrum von REMAR, wo angeblich eine große Feier stattfinden sollte. Dort angekommen wurden wir nur verdutzt angeschaut und uns wurde erklärt, dass wir leider einen Tag zu spät sind. Die Kinder aus Liberdade, die gerade in der Schule waren, fragten uns traurig, was wir denn erst heute in Machava machten. Wir beschlossen also, dennoch kurz in Machava zu bleiben und uns dieses Zentrum mal genauer anzusehen. Anlass hatten wir, denn seit Ende Mai steht fest: Alle Kinder aus Liberdade bis 10 Jahren (einschließlich die drei Mütter) ziehen um! In Machava wurde schon seit gut einem Jahr ein riesiges Wohnhaus gebaut, welches nun endlich fertig gestellt und einzugsbereit gemacht werden soll. Es ist riesig, unheimlich viele Zimmer, zwei Etagen, Balkone, unzählige Badezimmer – wenn hier erst einmal Leben in der Bude ist, kann das zu einem unheimlich schönen Wohnhaus für unsere Schätze werden! Ja, ihr lest es schon richtig: Wie es mit der mosambikanischen Gemütlichkeit natürlich kommen musste, sind unsere Kiddies natürlich nicht wie versprochen zum 1. Juni umgezogen sondern „versauern“ immernoch in Liberdade. Auch für Hannah und mich ist das blöd, da auch wir das Zentrum wechseln und fortan in Machava arbeiten sollen. Dementsprechend kann vor allem ich keine wirklich langen Wochenenden planen, die ich gern noch einmal nutzen wollen würde, um mich von meiner Heimat zu verabschieden. Wir möchten einfach beide nicht den ersten Tag im neuen Haus mit unseren Kleinen verpassen. Wir freuen uns sehr auf den Wechsel, da wir (mal wieder) in einem Trott gelandet sind, wo so etwas wohl helfen könnte. Für Hannah kommt das gerade rechtzeitig, für mich gefühlt viel zu spät. So viel Trubel, Neuigkeiten und Veränderungen kann ich in meinen letzten Wochen hier eigentlich nicht mehr gebrauchen, aber natürlich freue ich mich dennoch, wenn ich wenigstens noch die erste Zeit im neuen, schönen Haus arbeiten kann und vor allem die Freude der Kleinen jeden Tag miterleben kann.
Über meine Freizeit in der letzten Zeit kann ich auch noch kurz erzählen: Am Samstag war ich mal wieder auf dem Kunstmarkt und ich fing langsam an, Souvenirs zu kaufen (Hinweis: Spezielle Wünsche helfen mir seeeeeeeeeeeeehr!). Am Sonntag fuhren wir nach Katembe und gönnten uns am Nachmittag mal wieder gutes Essen im Fischrestaurant. Meine Abendgestaltung vom Wochenende hat sich nicht groß verändert, was mich allerdings kaum stört. Ich genieße es, meinen Alltag hier noch einmal auszukosten.
Und schon bin ich wieder beim heutigen Tag angekommen. Ich liege erschöpft im Bett, nachdem wir heute einen freien Tag dafür nutzten, noch einmal nach Macaneta zu fahren. Langsam kommt hier der „bitter kalte“ Winter, was mich vor allem deshalb so erschüttert, da ich weiß, dass ihr da oben gerade beginnt zu schwitzen. Immerhin gibt es mittlerweile Tage, an denen ihr tagsüber 10 Grad mehr auf dem Thermometer zu stehen habt als wir…

Das soll es für heute schon wieder gewesen sein. Ich hoffe, dass euch dieser wenn auch etwas undetaillierte Bericht dennoch gefallen hat. Ich bemühe mich, noch mindestens zwei Mal zu schreiben, doch verzeiht mir, wenn ich gerade viel mehr im Kopf habe, meine Zeit hier noch so gut es geht zu genießen.

Kalte, sonnige und heimatliche Grüße schicke ich heute mit auf den Weg – in nur 48 Tagen stehe ich wieder auf deutschem Boden (Oh mein Gott, wie viel Angst mir diese Zahl macht!).


Eure Anni :)

Cynthias Abschiedabend im Sergios

Katermorgen auf dem Bushfire in Swazi

Sonntag Morgen, Bushfire Festival, Swaziland

Dienstag, 19. Mai 2015

,,Mir-fällt-nichts-Kreatives-ein" - Titel

Hallo ihr Lieben,

Gefühlte Ewigkeiten ist es schon wieder her, dass ich euch auf dem Laufenden gehalten habe, und so folgt, was folgen muss: Der nächste Bericht aller Geschehnisse, denn diese häufen sich in letzter Zeit enorm!


Ich fühle mich wie geheilt! Ja, irgendwie ist meine „Ich-fliege-bald-nach-Hause-(oder-ist-das-überhaupt-zu-Hause-?!)-und-komme-gar-nicht-mehr-mit-der-Zeit-klar-die-mir-noch-übrig-bleibt“ - Stimmung verflogen. Natürlich nicht komplett, denn die Zeit sitzt uns noch tiefer im Nacken als in den letzten vergangenen Monaten, aber dennoch habe ich das Gefühl, langsam loslassen zu können. „Ciao“ zu all dem zu sagen, was mir in den letzten fast 10 Monaten so sehr ans Herz gewachsen ist. In 70 Tagen stehe ich wieder auf deutschem Boden und werde noch am selben Tag meine neue Wohnung entgegen nehmen. Ja, ich freue mich darauf, da ich endlich weiß, dass ich nicht in Deutschland ankommen muss und nicht weiß, wohin mit mir.
Umso befreiter kann ich nun die letzten Wochen angehen. Nach dem Zouk-Festival-Wochenende ging es erst einmal weiter mit arbeiten. Cynthia, Hannah und ich sind ein eingespieltes Team geworden, welches sich allerdings schon bald auflösen muss (dazu dann im nächsten Beitrag mehr). Die Arbeitswoche sollte allerdings nur eine kurze werden, da auch hier der 1. Mai als offizieller Feiertag zählt. So hatten wir dementsprechend die Möglichkeit, noch ein klein wenig mehr dieses Landes kennen zu lernen. Viele unserer Freunde entschieden sich, das Wochenende in Ponta d'Ouro zu verbringen, und so schnappten auch Tineke und ich uns ein Zelt, setzten uns ins Chapa und verbrachten – 5 Stunden auf holprigen, sandigen, heißen Straßen. Anmerkung: Die Strecke beträgt nur ca. 75km. Die „Straße“ dorthin möchte ich allerdings nicht einmal als solche bezeichnen. Das Motto unserer Kindheit „Die coolen sitzen hinten im Bus“ ging hier leider nicht auf, da man bei jeder immens großen Bodenwelle derart durchgeschüttelt wird, dass man dann irgendwie doch froh ist, dass es unmöglich scheint, schneller als 30km/h zu fahren.
(Entschuldigt bitte, wenn meine Ausführungen ab jetzt ausführlicher werden, aber die Erinnerungen des Wochenendes möchte ich auch gern für mich so detailliert wie möglich festhalten.) Angekommen bauten wir unser Zelt auf – Platz Nummer 18 wurde uns zwar zugeteilt, existierte allerdings anscheinend nur im System. In der Realität stand unser kleines 5-Sterne-Hotel dann zwischen 17 und 19 inmitten einer großen Wiese, in der prallen Sonne und genau im Blickwinkel aller „strandgeilen“ Touristen. Immerhin konnten wir unser Zelt auch nach langen Nächten so noch leicht finden… Wir gönnten uns Pizza und am Abend ein Bier, bei welchem wir sogleich Bekanntheit mit einem Südafrikaner machten, der seine FlipFlops am Vorabend verloren hatte. (Kurzer Einschub: Ponta d'Ouro ist die Südspitze Mosambiks und somit nur ca. 20 Minuten Autofahrt von der südafrikanischen Grenze entfernt. Ponta ist „weiß“, zu gefühlt 80%, und so kam es nicht selten vor, dass wir den Satz „Willkommen in Südafrika“ mehrmals korrigieren mussten. Ihr seit in Mosambik, verdammt!!!) Der liebe P. erzählte uns also seine Nachtgeschichte und lud uns danach ein, mit zu seiner Unterkunft zu kommen, bei der seine Freunde gerade ein Barbecue veranstalteten. Da wir beide schon ein wenig hungrig waren, folgten wir ihm – wohin, das wusste auch er nicht so recht und so kam es, dass wir nach einem unendlich langem Fußmarsch mit Hilfe von netten Einheimischen irgendwo ankamen, wo alles dunkel war. Jaaa, das Barbecue fand wohl ohne uns statt. Wir gestatteten uns dennoch noch eine Kleinigkeit zu essen und setzten uns auf die Terasse, um den Abend zu genießen, als plötzlich einer der Mitbewohner P's um die Ecke kam und uns ganz verwundert anschaute. Nach der Auflösung der Situation gingen wir zum Strand, wo wir – mit all unserem Glück – direkt an unserem Zelt vorbei liefen. Moment: Wie zur Hölle sind wir fast eine Stunde irgendwo durch die Wildnis geirrt? Ach, dieses Wochenende sollte man einfach keine Fragen stellen… Wir endeten in einer schönen Bar mit guter Musik und ließen so unseren ersten Abend erfolgreich ausklingen. Am nächsten Morgen hatten die Südafrikaner uns zum Frühstück eingeladen, welches wir nicht wirklich absagen wollten. Nein, jetzt schreibe ich keine Details, sonst läuft der Anni, die diese Zeilen später noch einmal lesen wird, wieder das Wasser im Mund zusammen. Später gingen wir zum Strand und lernten auch dort wieder nette Leute kennen, die wie wir auch auf dem selben Platz zelteten. Wir trafen uns alle am Abend in der Strandbar und genossen den Abend des 01.05.2015. Für den nächsten Tag hatten wir uns vorgenommen, tauchen zu gehen. Wir entspannten also, bis es hieß: „Hmmmm, welche Größe hatte nochmal mein Wetsuit?“ Dann ging es auch schon los, doch in Ponta gestaltet es sich auf Grund der extremen Unterschiede zwischen Ebbe und Flut bei zweiterem als gar nicht so einfach, allein nur das Boot ins Wasser zu bekommen, ohne dass es sich komplett mit eben diesem füllt. Irgendwann hatten wir es allerdings geschafft und machten uns auf zum Riff namens „Doodles“, wo ich allerdings nie ankam. Tineke und ich hatte man als „Buddies“ ernannt, was so viel heißt, dass wir gegenseitig Verantwortung für den anderen tragen. Das ist dann wohl schief gegangen, da wir uns bereits beim Untertauchen aus den Augen verloren hatten. So passierte also, was kommen musste: Ich verlor den Anschluss an die Gruppe, fand zwei weitere langsamere Taucher und setzte mit ihnen den Tauchgang und somit die Suche nach der Gruppe fort (ja, es waren erfahrene Taucher ;) ). Nach 20 Minuten mehr oder weniger entspannten und aufregendem Tauchen beendeten wir unseren Ausflug ins Blaue, tauchten nach oben und – waren ungefähr 400 Meter vom Ursprung weggetrieben. Die Strömung darf man im Ozean Mosambiks einfach nicht unterschätzen. Der dennoch amüsante Tag endete mit einer Einladung zum Braai von eben dem Paar, mit welchem ich meinen Trip unternommen hatte. Wir genossen wieder einmal ausgezeichnet gutes Essen, ich ließ mir den Sinn von Rugby erklären, tanzten in der Beachbar und rundeten unseren Tag mit einem Lagerfeuer mit den beiden Jungs vom Zeltplatz und einer Feuer-Poi-Show von eben den selben ab. Auch am nächsten Tag hatten wir unheimliches Glück, da wir eine Boleia (Mitfahrgelegenheit) bis nach Maputo hatten. So mussten wir zwar immer noch die ungemütlichen 75km über uns ergehen lassen, aber dennoch um einiges komfortabler als im Chapa. Dieses Wochenende wird uns beiden noch lang in Erinnerung bleiben, und dennoch wird Ponta definitiv nicht zu meinem Lieblingsort in Mosambik. Erstens: Die Strecke. Zweitens: Die Menschen (ja, wir haben tolle Leute kennen gelernt, aber dennoch ging mir diese „Südafrika-Sache“ ungeheim auf die Nerven). Drittens: Nein, ich habe mich nicht zu Hause gefühlt. Es ist einfach nicht so gemütlich, wie zum Beispiel Tofo oder Quissico.
In den folgenden zwei Wochen geschah nicht viel Außergewöhnliches, von dem ich nicht in jedem Bericht erzähle. Am vergangenen Dienstag zog es uns jedoch ins französisch-mosambikanische Kulturzentrum, kurz Franco, zum Beginn des europäischen Filmfestivals. An jenem Abend wurde das Festival mit dem Film „Nachtzug nach Lissabon“ erfolgreich eröffnet. Am nächsten Tag fühlte ich mich nach der Arbeit allerdings gar nicht mehr gut und so lag ich seit letzter Woche Mittwoch mit Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Fieber und sonstigen Grippesymptomen im Bett und verließ eben dieses bis Samstag auch nicht mehr. Das Wochenende verbrachte ich mit viel Schlaf in der Stadtwohnung, da ich dennoch Gesellschaft brauchte. Sonntag, Montag und auch heute verlief ich mich dann nach der Arbeit wieder ins Franco, da es mir schon viel besser ging. Es liefen „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ (Frankreich), „Die Herbstzeitlosen“ (Schweiz), „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ (Schweden) sowie „High Performance“ (Österreich). Die Filme laufen jeweils in Originalsprache mit portugiesischen Untertiteln, was einfach hervorragend dafür geeignet ist, mal seine Sprachkenntnisse zu testen. Auch sind alle Veranstaltungen kostenlos, weshalb wir es mehr als ausnutzen, alle Filme einmal anzusehen.
Und so bin ich schon wieder beim heutigen Abend angekommen. Abend Nummer 69, bevor ich auf dem Flughafen stehe und Abschiedstränen heulen werde.Aber nein, ich werde nicht mehr sentimental sondern freue mich wie ein kleines Kind auf die noch kommenden 10 Wochen. Schon in gut einer Woche geht es nach Swazi, zum Bushfire Festival, danach besucht mich Dennis in meiner neuen Heimat und auch weitere Sachen sind wie gesagt geplant. Pläne, die die Zeit zwar schnell, aber genussvoll und qualitativ hochwertig vergehen lassen werden. Ach, was sage ich. Sie werden so schnell an mir vorbei ziehen, wie die Niagarafälle sich in die Tiefe stürzen.

Bis zum nächsten Eintrag, der hoffentlich nicht wieder 3 Wochen auf sich warten lässt, könnt ihr euch freuen! Jaja, ich weiß, man soll keine leeren Versprechungen machen, doch ich werde sie mit vielen sprachlichen Eindrücken füllen. Wie ihr schon mitbekommen habt, hakt es derzeit mit Bildmaterial, was vor allem an meinem Computer liegt, der so allmählich doch seinen Geist aufzugeben scheint. Auch er möchte eben die schönen Erinnerungen an dieses Jahr nicht mehr hergeben. Verständlich, wie ich meine.

Somit auf ein Baldiges, dass auch in Deutschland so langsam der Sommer kommen mag und ihr alle mit bester Gesundheit und Zufriedenheit in genau diesen Starten könnt!


Eure Anni :)

Sonnenuntergang am Strand

Unsere private Feuerpoi-Show

Sonntag, 26. April 2015

Welcome to Paradise!

Hallo ihr Lieben,

ich weiß, ich weiß. Ich bin schon wieder viel zu spät dran, und dennoch habe ich eine „gute“ Ausrede. Nach fast 6 Wochen bin ich heute mal den ganzen Tag zu Hause! Ja, ihr glaubt es kaum, aber in letzter Zeit passieren einfach so viele Dinge auf einmal, dass ich es schon wieder unheimlich ätzend finde, heute nicht wirklich etwas zu tun zu haben und vor allem keinen der Mädels oder meiner mosambikanischen Freunde um mich zu haben. Aber gut, weiter geht es mit den Urlaubsberichten, denn auch nach Kapstadt führte es mich noch nicht endgültig nach Hause:

Ein paar Stunden darf ich mein heimisches Bett genießen, bevor es ans Sachen waschen, fertig machen, Sachen packen und – wieder losfahren geht. Den Abend verbringen Hannah, Roberto, Cynthia und ich in Chopal; wir feiern in Robertos Geburtstag rein. Am nächsten Morgen klingelt der Wecker wieder einmal ungewohnt früh, doch unser Ziel ist klar: Quissico, Zavala! Nach einigem Hin und Her und viel Glück mit dem Preis sitzen wir irgendwann im Chapa, was uns ins Paradies bringen soll. Wir kommen am Nachmittag an, treffen ENDLICH auf Kati (Ja, es ist mittlerweile sehr schwer für uns, wenn wir uns mal 3 Wochen nicht sehen!!!) und genießen einen sehr entspannten Abend. Am nächsten Morgen dürfen wir „Fremden“ uns in Katis Projekt „ACUMUZA“ vorstellen. Kati hat ihr eigenes kleines Häusschen auf dem Projektgelände, weshalb es nur logisch und höflich ist, sich einmal vorzustellen. Am Nachmittag gehen wir in die „Vila“ - Stadt, und ich esse seit einer gefühlten Ewigkeit wieder mein Lieblingsgericht Matapa (es soll nicht das letzte mal im Urlaub gewesen sein…). Wir treffen uns mit zwei Freunden, die an der Lagune Zavalas in einer EcoLodge arbeiten. Sie laden uns für die nächsten zwei Tage zu sich ein – eine Einladung, die wir nicht ablehnen können (definitiver Mosambik-Reise-Tipp!!!!!). Die nächsten 2 Nächte genießen wir die perfekte Ruhe im kleinen Paradies, essen Matapa, machen Milchreis zum Frühstück, gehen Baden, spielen Karten, plaudern, lachen,… Die Zeit geht auch hier viel zu schnell vorbei, doch für Freitag haben wir ein neues Ziel: Es geht ein weiteres Mal nach Tofo! Bis Montag genießen wir auch hier unseren Urlaub, gehen aus, tanzen, singen, trinken, essen Pizza, Pasta, Pizza und trennen uns schließlich am Montag: Cynthia und Hannah wollen die bereits geschafften Klometer zu ihrem Gunsten nutzen und fahren weiter bis nach Vilanculos, Roberto verbleibt noch einige Tage in Tofo und ich mache mich schon wieder auf den Rückweg – wenn auch nur bis Quissico. Ich verbringe weitere 3 ungeplante Nächte in der EcoLodge, aber so ist das nun einmal in Mosambik mit der Zeit, wenn man eigentlich nur eine Zwischenübernachtung geplant hat. Jojo kocht für uns, unheimlich gesund und noch vieeeeeeeel leckerer! Meine Tage beginnen früh, ich gehe schwimmen, lese, höre Musik, gehe wieder schwimmen, essen und liege oft schon vor 21 Uhr im Bett – ein Leben, das ich so in Maputo wohl nicht haben kann. Am Donnerstag geht es also zurück, doch da wir so spät in der Hauptstadt ankommen entscheide ich mich, in der Stadt zu bleiben und auszugehen – zu sehr habe ich das vermisst! Ich genieße meinen ersten richtigen Abend in Maputo und schlafe dennoch erschöpft ein. Am Freitag zieht es mich trotz mich überkommender Müdigkeit zur Arbeit, denn meine kleinen Kinder sprangen schon in den letzten Tagen überall in meinen Träumen hin und her. „Tia Anni!!!“ höre ich schon aus der Ferne und als ich direkt am Tor stehe, kann ich die Freude meiner kleinen in ihren Augen funkeln sehen. Mir öffnet eine mir unbekannte Frau das Tor – Hannah hatte mir bereits erzählt, dass sich in meiner Abwesenheit viel verändert habe (unter anderem gibt es jetzt ein neues Pastorenehepaar, welches ich allerdings bis heute noch nicht kennen gelernt habe). Sie lädt mich ein, mit ihr einen Tee zu trinken, damit wir Zeit hätten uns zu unterhalten und uns kennen zu lernen. Tia Sandra (ja, selbe Namen) ist mir von Anfang an unheimlich sympathisch! Sie bringt mich zu den Kindern, die sie, da es regnet, vor den Fernseher gesetzt hat. Mein erster Arbeitstag besteht aus Kinder-knuddeln und Portugiesisch-auffrischen. Ich bin glücklich, wieder zurück zu sein und weiß, dass ich nie wieder so lange hier fehlen möchte. Der Abschied im Juli wird mir auf einmal unheimlich bewusst. Der nächste Tag trägt zu letzterem Gefühl nicht unbedingt positiv bei: es sind noch genau 100 Tage, bis ich meiner Heimat vorerst den Rücken kehren muss. Das gesamte Wochenende verbringe ich mit und bei den Mädels, wir entspannen tagsüber im Apartement, gehen Besorgungen machen und am Abend aus – Hauspartys, Abschiedsessen von Frida, Associacao und Sergios (Bar in Museu).
Am Montag beginnen Hannah und ich wieder, gemeinsam zu arbeiten. Wir dürfen Frühstücken und kümmern uns dann um die Kinder – wir können Dank Tia Sandra endlich wieder an das Spielzimmer, da wir plötzlich nicht mehr das Gefühl haben, irgendetwas falsch zu machen. Wir genießen die wenn auch unheimlich laute Spielzeit mit den Kindern und gehen am Nachmittag erschöpft aber zufrieden nach Hause. Ich schlafe auch an diesem Tag endlich wieder einmal zu Hause. Am Dienstag regnet es aus Eimer und so finden wir im Projekt ein ähnliches Bild vor, wie schon in der vorherigen Woche: Fernsehen, Kinder knuddeln, etwas spielen. Am Mittwoch begleitet uns Cynthia mit zu REMAR, die gern ihr Projekt wechseln möchte und nun ein neues sucht. Ihr gefällt es auf Anhieb wahnsinnig gut und auch die Kinder verstehen sich trotz Sprachproblemen mit ihr. Wir haben einen langen Arbeitstag, der uns alle dennoch glücklich macht. Am Abend gehe ich seit 6 Wochen endlich wieder zum Tanzen. Auch, wenn ich in dieser Gruppe keinen so großen Ehrgeiz habe, macht es mich doch jedes mal etwas glücklicher. Der Abend endet anders als geplant: Es ist Mittwoch, also eigentlich noch kein Wochenende. Da allerdings ein Freund aus Tofo in Maputo ist und er seinen Geburtstag an diesem Tag feiert, gehe ich mit in die Garanjinha, danach zieht es uns ins Piratas, Pizza essen, ins Base um kurz zu entspannen bevor wir nach Mitternacht im Sergios in Museu landen. Hier kommen wir erst gegen halb 5 Uhr Morgens los und ich schicke Hannah noch schnell eine Nachricht, dass das mit arbeiten in 4 Stunden wohl nichts wird. Und so kommt es auch: Ich liege flach, begrüße die Bäckersfrau um halb 3 mit einem unmotivierten und verwirrten „Guten Morgen“ und fahre nach Patrice. Am Abend allerdings geht es mir schon viel besser, und da heute das Wochenende beginnt, zieht es uns wieder in die Associacao. Wir haben einen schönen, ruhigen und vor allem kurzen Abend, was mich allerdings nicht stören soll. Am nächsten Tag bin ich also wieder fit, um mit Hannah arbeiten zu gehen. Am Nachmittag fahre ich in die Stadt, wo ich für Gledice und mich Karten für das am Samstag stattfindende FESTIVAL TROPICAL ZOUK kaufen möchte – ein Kampf, den ich mit gefühlt 200 anderen Menschen an diesem Nachmittag im Shoprite kämpfe. Den Abend gehe ich eher ruhig an, denn irgendwie fühle ich mich, als wenn ich am nächsten Morgen unheimlich krank sein würde. Und ich soll recht behalten: Eine fette Erkältung hat mich über Nacht eingeholt. Ich fahre nach dem Mittag nach Hause, um mich für den Abend (Festival) zurecht zu machen. Gledice kommt erst um 22 Uhr nach Hause – ich liege mittlerweile fast schlafen auf dem Sofa. Das Konzert hatte bereits um 19 Uhr angefangen. Dennoch fahren wir noch in die Stadt und sehen uns bis 5 Uhr morgens noch 3 Bands an. Auch, wenn ich unheimlich müde, fertig, irgendwie auch noch krank und ein kleines Wenig genervt von der „Entspanntheit“ der Mosambikaner bin, so genieße ich den ersten Abend, den ich nur mit meiner Gastmutter teile.
Und nun sitze ich hier und fasse die vergangenen Wochen wieder einmal zusammen. Mittlerweile sind meine Einträge immer rationaler, habe ich das Gefühl. Ich habe Angst davor, zu emotional zu schreiben, da ich sonst bei jedem Wort mehr, was ich hier schreibe, noch mehr anfangen würde zu weinen. Heute sind es noch 93 Tage – eine Zeit, die unheimlich schnell vorbei gehen wird. 12 Wochenenden bleiben mir noch, um alles noch einmal zum „letzten Mal“ zu tun. Meine Planung geht mittlerweile bis Ende Juli und ist – ja, dort dann zu Ende. Denn dann mach ich mich wieder auf den Rückweg. Doch bis dahin steht noch einiges auf dem Plan: Ponta d'Ouro, Bushfire Festival, vielleicht noch in den Norden – Pläne, die man auf ein weiteres ganzes Jahr verteilen könnte. Ich möchte nicht weg, möchte mich nicht verabschieden. Komisch, warum gerade nach 9 Monaten bereits der Abschied so präsent im Kopf ist. Ich glaube, es gibt keinen Tag mehr, an dem wir nicht über Ende Juli reden – „Was wollen wir noch machen?“, „Was ist, wenn wir wieder in Deutschland sind?“, „.........“. So viele Fragen, die ich jetzt gar nicht alle formulieren kann. Dieses Jahr beeinflusst mich beziehungsweise uns alle so ausschlaggebend, dass man es sich schon gar nicht mehr vorstellen kann, dem irgendwann „Auf Wiedersehen“ zu sagen. Und es wird ein Wiedersehen geben, da bin ich mir ganz sicher.


Als Abschluss heute eine Weisheit von einem Kind im Projekt (frei ins Deutsche übersetzt):

Das Leben ist wie ein Keks: Wenn er bricht, kann er nie wieder unsichtbar zusammengesetzt werden. Es bleiben immer sichtbare Risse.



Eure in Gedanken verlorene Anni :)

Entspannen in Tofo

Das Paradies Quissico!

Montag, 6. April 2015

Howzit Südafrika?

Hallo ihr lieben,

Ich sitze wieder auf meinem „Bett“ in Maputo. Nach 19 unglaublichen Tagen bin ich also wieder gesund und munter zu Hause angekommen – und werde doch nur für einen Tag bleiben. Morgen geht es weiter, nach Quissico, endlich Kati besuchen. Doch lasst mich erst einmal in Erinnerungen schwelgen und auch euch gedanklich mit in meinen Urlaub zurück nehmen. Los geht’s:


Zum vorerst letzten Mal sitzen wir im Park der Verliebten. Wir genießen das warme Wetter und feiern Hannahs Geburtstag mit einem schönen Picknick im Grünen. Schon wenige Stunden später sitze ich im Bus, der mich nach Johannesburg bringen soll. Mein Rucksack ist nur halb voll, mein Herz dafür explodiert bald, so schnell schlägt es. Ich schlafe, mehr oder wenig gut, überquere die Grenze nach Südafrika und finde mich am Morgen in Johannesburg wieder. Allein in dieser mir nicht so geheuren Stadt frage ich mich zum Gautrain durch, der mich zum Flughafen bringen soll. „Jetzt brauche ich erst einmal ein Frühstück, sonst wird das nachher nichts“, sage ich mir. Nach 3 Stunden Warterei sitze ich endlich im Flieger und lande gegen 14 Uhr in – KAPSTADT. Endlich, ich habe es geschafft, nur noch meinen Rucksack schnappen und dann ab wie raus hier und Urlaub genießen. Nach kurzer Verwirrtheit finden wir uns. Gemeinsam verlassen wir den Flughafen, glücklich, wieder beieinander zu sein. Wir fahren nach Milnerton, wo wir über AirBnB ein kleines Gartenhäusschen „gemietet“ haben. Wir wohnen bei einem deutsch-südafrikanischem Paar, die unseren Aufenthalt sehr angenehm gestalten. Unser Häuschen ist gemütlich eingerichtet, Küche, Bad – alles, was man eben so braucht. Wir genießen den ersten gemeinsamen Abend am Strand, der nur 15 Minuten zu Fuß entfernt liegt und einen ersten wunderbaren Blick auf den Tafelberg ermöglicht.



Der nächste morgen beginnt spät, aber mit einem mehr als luxuriösen Frühstück. Danach machen wir uns auf den Weg in die Stadt – der MyCity Bus fährt direkt um die Ecke und wird uns in den folgenden Tagen eine große Hilfe sein. Wir schauen uns die Longstreet und generell die Innenstadt an und fahren anschließend zur Waterfront. Der erste Tag neigt sich unbemerkt schnell dem Ende und wir kommen erschöpft wieder in Milnerton an.

Auch der nächste Tag beginnt ähnlich – wir haben noch nicht die Motivation, den Tafelberg zu erklimmen, und so fahren wir zum Bluebergstrand, von dem aus man einen der besten und schönsten Blicke auf das riesige Tafelmassiv hat. Anschließend besuchen wir den Canal Walk in Century City, das wohl größte Einkaufscentrum Kapstadts. Ich bin überwältigt von all der Technik, den Geschäften und generell – die Stadt bzw. das Umfeld Kapstadts überfordert mich noch ein wenig. Plötzlich gibt es zum Beispiel wieder Fahrbahnmarkierungen oder Fußgängerampeln – was war das alle nochmal?

Canal Walk von außen

Für den nächsten Tag haben wir uns eine Tour zur Gefängnisinsel Robben Island gebucht. Wir fahren wiedermals zur Waterfront, besuchen den von unserem „Gastpapa“ empfohlenen Market of the Wharf (Food Market) und fahren später ca. 1 Stunde zu der Insel. Hier werden wir mit Bussen hin und her gefahren und bekommen so einen guten Eindruck von der Geschichte der Insel. Auch heute leben hier noch Menschen mit ihren Familien, die auf der Insel arbeiten. Der Ausflug endet mit einer Gefängnisführung, die von einem ehemaligen Gefängnisinsassen geleitet wird. Er erzählt Geschichten, zeigt uns den Garten und nicht zuletzt die ehemalige Zelle Nelson Mandelas, der zu Zeiten der Apartheid auf Robben Island einige Jahre inhaftiert war. Wir fahren mit vielen neuen Eindrücken wieder nach Hause und lassen den Abend gemütlich ausklingen.

Der Steinbruch, in dem die Insassen unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten.


Die Zelle Nelson Mandelas.

Am nächsten Tag planen wir den Trip zum Südkap, was allerdings schief läuft. Kurzerhand entscheiden wir uns, den Aufstieg auf den Lion's Head anzugehen. Eine anspruchsvolle Wanderung, die wir so nicht erwartet hatten, lag vor uns. Am selben Tag wandern wir weiter bis zum Signal Hill, diesen steigen wir ab und laufen durch den Green Point Park bis zur Seapoint Promenade. Am Abend essen wir an der uns an Ostseepromenaden erinnernde Waterfront.

Panorama vom Lion's Head
Kurze Pause zwischendurch...

Ausblick vom Signal Hill auf das Olypiastadion


Heute soll es klappen! Wir mieten erneut ein Auto und fahren über Muizenberg (Surferstrand) nach Simon's Town zum Boulders Beach. Hier kann man Pinguinkolonien beobachten und baden gehen. Wir fahren weiter zum Table Mountain Nationalpark und weiter bis zum Cape Point. Die letzten Meter steigen wir zu Fuß hinauf und blicken eine beeindruckende Klippe hinunter. Das nächste Ziel: Das Kap der guten Hoffnung. Wenige Minuten später stehen wir also da, wir haben es geschafft! Glücklich fahren wir an diesem Tag über den Cheapman's Peak Drive zurück nach Hout Bay, essen dort, genießen die Fahrt über Camps Bay und Clifton bis wir wieder in Milnerton ankommen. Der wohl schönste Tag der Reise neigt sich somit dem Ende.

Eine brütende Pinguinmama :)
Cape Point - Klippen




















Kap der guten Hoffnung!
Der wunderschöne Chapman's Peak Drive


Die neue Woche beginnen wir entspannt. Wir gehen in die Stadt, besuchen den Park Gardens, fahren wieder zur Waterfront, gehen etwas shoppen und wieder auf den Food Market

Am nächsten Tag bin ich nicht wirklich motiviert, doch habe ich es versprochen. Ja, heute gehen wir auf den Tafelberg. Über Platteklip Gorge steigen wir den unendlich lang erscheinenden Weg hinauf, bis wir es auf einmal geschafft haben – und NICHTS sehen. Der Berg hat sich ausgerechnet heute komplett mit Wolken überzogen. Wir laufen dennoch die letzten 15 Minuten weiter zur Seilbahn und langsam klart es auf. Wir warten und nach einiger Zeit bekommen wir Kapstadt in seiner ganzen Pracht von oben zu sehen. Ein beeindruckendes Schauspiel, wie sich die Wolken über das gigantische Massiv drängen. Geplant war der Abstieg nach Kirstenbosch zum botanischen Garten, den wir allerdings durch die immer noch präsenten Wolken absagen. Wir fahren mit der Seilbahn nach unten und genießen stolz den Sonnenuntergang am Strand von Milnerton.

Der bekannte Ausblick vom Tafelberg auf die Bucht von Kapstadt

Heute steht Planung an, oder besser: Wieder ist ein Plan nicht gelungen: Groot Constantia liegt einfach so ungünstig weit weg bzw. ist kaum erreichbar und so entschließen wir uns, die kommenden Tage zu besprechen. Am Nachmittag fahren wir noch einmal zum Table View (Bluebergstrand), gehen einkaufen und werden am Abend von unseren „Vermietern“ zum südafrikanischen Braai eingeladen. Wir genießen das Grillfleisch, den frischen Salat, das kühle Bier und die gesellige Runde.
Am nächsten Tag fahren wir wieder zum Strand – Camps Bay hatte uns schon beim Vorbeifahren begeistert. Wir entspannen ein wenig, fahren am Abend wieder zur Waterfront und packen schließlich am Abend unsere sieben Sachen zusammen: Die Zeit in Kapstadt neigt sich dem Ende zu. Good Bye, es war schön, dein Gast gewesen zu sein!

Die beeindruckenden Steinformationen vom Strand von Camps Bay


Es geht los. Wir holen den Mietwagen ab und fahren mit unserem kleinen Nissan Micra über den ehemaligen Walfangort Betty's Bay, wo man heute Pinguinkolonien besuchen kann, weiter nach L'Agulhas, dem südlichsten Punkt Afrikas. Hier treffen zudem auch der Indische und der Atlantische Ozean aufeinander. Nach einer langen Fahrt bis Swellendamm gönnen wir uns Pizza und Bier und verbringen die Nacht im Backpackers.

Der verlassene Hafen von Betty's Bay

L'Agulhas - der wirklich südlichste Punkt Afrikas


Heute geht es weiter auf der bekannten Garden Route. Wir halten in Mossel Bay, gehen in Wilderness an den Strand und erreichen letztendlich Leisure Island in Knysna. Hier wollen wir im Island Lodge Backpacker schlafen. An der Waterfront genießen wir ein ausgiebiges Abendessen, welches wir uns wirklich verdient haben.

Am nächsten Morgen fahren wir weiter nach Nature's Valley, ein wunderschöner Fleck Erde! Wir besuchen die Bloukrans Bridge, die höchste Bungeebrücke der Welt und – springen nicht!!! Wenn man schon Respekt vor der Höhe hat, dann wirft man sich ja schließlich nicht gleich die höchste Brücke runter… Die Fahrt führt uns weiter nach Stormsriver, wo wir im unheimlich gemütlichen Dijembe Backpackers einchecken. Von hier aus besuchen wir am Nachmittag den Tsitsikama Nationalpark und wandern zur Suspension Bridge – eine Hängebrücke, die wunderbar in eine kleine Bucht gebaut wurde. Abends machen wir mit anderen Backpackern ein Lagerfeuer und tauschen uns aus.

Blick auf den Tsitsikama Nationalpark und die Suspension Bridge



Der Tag beginnt mit einem lustigen Pancake Frühstück. Anschließend fahren wir nach Jeffrey's Bay, wo ich am Nachmittag einen Ausritt am Strand gebucht hatte. Ich genieße es, nach einer Ewigkeit wieder auf einem Pferd sitzen zu können. Wir übernachten in der All Africa J'Bay Lodge.



Heute geht es früh los, denn der Weg ist weit. Wir fahren erst auf der N2, die Schnellstraße, die schon in den letzten Tagen unser „zu Hause“ war. Über Alexandria und Port Alfred verlassen wir diese endlich und fahren weiter entlang der Küste. Auch in Hamburg machen wir kurz Rast. Am Nachmittag erreichen wir das Backpackers Sugarshack in East London, gehen an den Strand, einkaufen und kochen Nudeln mit Tomatensoße. Dazu gibt es Obstsalat und den Wein aus Kapstadt. Dieser schöne Abend findet seinen Abschluss in einer Runde Pool.

Das wunderschöne Hamburg



Noch eine lange Strecke liegt vor uns: Ohne Stopp fahren wir durch bis nach Coffee Bay, finden Platz im Jah Drums Backpacker und fahren noch am Nachmittag zum Hole in the Wall. Den Abend beenden wir wieder einmal mit Pizza und einem gekühlten Bier.

Das ,,Loch in der Wand"



Am nächsten Tag planen wir keine lange Strecke. Über Mthata soll es nach Port St. Johns gehen, Hier genießen wir den Nachmittag und den Abend im Jungle Monkeys Backpacker – unsere vorletzte gemeinsame Nacht.

Der letzte Fahrttag raubt uns noch einmal alle Nerven. Wir unterschätzen die 190km lange Strecke nach Port Edward und kommen am Nachmittag erschöpft, aber glücklich darüber, es geschafft zu haben, in DURBAN an. In 8 Tagen sind wir unglaubliche 2320km entlang Südafrikas Küste gefahren. Unseren letzten Abend verbringen wir in einem Low Budget Hotel direkt am Hafen der Stadt.

Blick auf die Skyline Durbans von der schönen Strandpromenade

Der nächste Tag wird begleitet von einer bestimmten Melancholie: Erst müssen wir unseren treuen Begleiter, den lieben Micra, wieder in fremde Hände geben und schließlich schwirrt uns im Hinterkopf immer der bevorstehende Abschied rum. Wir laufen die Küste entlang, genießen ein letztes Frühstück, schließen am Strand noch einmal kurz die Augen und lassen die vergangen 19 Tage Revue passieren. Schließlich stehen wir an der Durban Station, wo mich der Bus wieder über Johannesburg nach Maputo bringen soll. Glücklich, ja, das sind wir. Und dennoch kann ich die Tränen nicht zurück halten. Ich freue mich auf Maputo, auf meine Familie, die Mädels und die Kinder im Projekt (auch, wenn das noch etwas warten muss). Doch er wird mir unheimlich fehlen, unsere gemeinsame Zeit, die tiefgründigen Gespräch, unsere Albernheiten und noch so vieles mehr. Ich schließe die Augen, schlafe und wache erst wieder in Johannesburg auf. Es ist kalt, unheimlich kalt. Mit dem nächsten Bus überquere ich die Grenze und bin auf einmal wieder zu Hause. Mosambik, hier schlägt mein Herz … Südafrika, danke für die wundervollen Erfahrungen.

Eure Anni :)