Hallo ihr Lieben,
Dieses Mal ist es also
wirklich 4 Wochen her und ja, ich fühle mich schuldig. Ich sitze
mittlerweile nicht mehr nur im Gedanken auf gepackten Koffern sondern
so allmählich auch in der Realität. Noch 19 Tage, 18 Mal noch die
Augen schließen. Ich fange an, wieder über Deutschland und auch auf
deutsch zu träumen. Meine Klamotten sind aussortiert: Einige im
Projekt, andere im Koffer und die letzten noch in meiner Kommode.
Noch zieren die vielen Bilder meine Zimmerwand, noch kann ich nicht
aufhören, meine Wäsche zu waschen und auch, wenn mir noch etwas
Zeit bleibt, so reicht das hinten und vorn schon lange nicht mehr
aus. Meine obligatorische „To-Do-Liste“ wird immer länger, als
dass sie sich leert, die Einkaufsliste platzt aus allen Nähten und
auch mein Kopf und Herz bekommen nicht mehr alles geordnet. Was in
den letzten Wochen alles passiert ist, kann ich euch demnach nicht
ansatzweise so detailliert beschreiben, wie ihr es gewohnt seid. Ein
„Auszeit-Wochenende“ im Paradies Quissico, Masseneinkäufe auf
dem Kunstmarkt, die den Rahmen schon jetzt deutlich sprengen,
Nachmittage beim Schneider, die letzten Tage auf der Arbeit, erste
sehr schwere Abschiede von so liebgewonnenen Menschen. So langsam
zersplittert mein Leben hier: Ich möchte gar nicht wissen, wen und
was ich unbewusst schon ein letztes Mal gesehen oder getan habe;
alles scheint in verschiedene Richtungen zu treiben – voran oder
eben noch einmal kurz zurück in die Heimat, bevor das nächste
Kapitel geschrieben wird. Bei mir öffnet sich in 3 Wochen die Tür
in das Studentenleben und auch wenn ich weiß, dass ich dieses Jahr
abschließen muss, so werde ich den Schlüssel der Tür meines Jahres
in Mosambik nie im Schloss umdrehen können – und wollen. Ich weiß,
dass ich ganz bald wieder komme.
Familie, Freunde,
Freizeit – AUSZEIT. Auch, wenn ich mich von dieser ganzen
„Freiwilligenjahr-Sache“ wohl wesentlich mehr und Anderes erhofft
habe, so gewinne ich doch eigentlich viel mehr: eine neue Heimat.
„Heimat
ist, wo dein Herz ist.“
– und
meins zerreißt gerade sehr schmerzhaft. Man muss wohl schauen, wie
man auf Dauer einen Kompromiss finden kann…
Nur noch ein
letzter Arbeitstag liegt vor mir und auch, wenn das jetzt vielleicht
merkwürdig klingt, freue ich mich, bald aufzuhören. In den letzten
2 bis 3 Wochen sind noch einmal unschöne Dinge passiert, die
natürlich dennoch nichts daran ändern können, dass ich meine
kleinen Schätze schrecklich vermissen werde – Danke, dass ihr es
jeden Tag schafft, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern!
So sehr mich
das Reisefieber in diesem Jahr auch gepackt hat (ich denke, das haben
die fleißigen Dauerleser deutlich gemerkt), so bleibe ich Maputo
(bis auf einen kleinen letzten Wochenend-Abstecher ins schöne Swazi)
für den Rest meiner Zeit in Mosambik treu. Noch ein letztes Mal den
lauten, staubigen Alltag der Straße aufsaugen, mich mit meiner
Gastmutter streiten und am nächsten Tag so tun, als wäre nichts
passiert. Noch ein Mal mit den Mädels richtig feiern, die letzten
Nächten in unserem Appartement schlafen. Den letzten Hamburger in
Museu essen, die letzte viel zu süße Fanta trinken. Die letzten
Einläufe erledigen, die verbliebenen Capulanas nach Chopal zum
Schneider bringen. Noch ein letztes Mal „mosambikanisch“ fühlen,
das letzte portugiesische Wort sprechen. Die Liste nimmt kein Ende.
Doch wisst
ihr was? Ich freue mich auf Deutschland, darauf, meine alte Heimat
wieder neu für mich zu entdecken. Ich freue mich auf den kleinen
Luxus, wie fließendes warmes Wasser, Waschmaschinen, eine konstante
Energie- und eine ausgezeichnete medizinische Versorgung – diese
Privilegien sollten wir uns viel öfter vor Augen führen.
Die Freude,
bei den bei euch zur Zeit herrschenden Temperaturen mit dem Fahrrad
zum Straussee zu fahren oder mir den Wind auf meinem Roller um die
Ohren wehen zu lassen, lässt mich an den kalten Abenden hier vor
mich her schmunzeln. Ich freue mich auf überbackenen, zerfließenden
Käse, Nutella, saure Knoblauchgurken, Schnitzeln, Currywurst,
Nudelsalat, Gummibärchen und Mamas selbstgemachte Erdbeermarmelade.
Ich freue mich auf euch, meine Familie, meine Freunde – meine eben
andere, alte Heimat.
Ja, darauf
freue ich mich und ich finde, dass Leid und Freud sich so langsam die
Waage halten.
Das soll es
für heute schon wieder gewesen sein. Kein detaillierter Tages- bzw.
Wochenrückblick. Dieses Mal eben etwas Abschiedsschmerz und hin- und
her rennende Gedanken. Doch seid euch einer Sache sicher: Der letzte
Eintrag (den ich hoffentlich noch aus Mosambik schaffe zu schreiben)
wird am schlimmsten.
Ich vermisse
euch, freue mich auf euch, möchte eigentlich gar nicht los und
schließe in wenigen Stunden zum dreihunderteinundvierzigsten Mal
meine Augen in Mosambik.
Mensch, liebe Anni, jetzt hast du es doch geschafft - mir schießen echt ein paar Tränen ins Gesicht. Abschied tut immer weh, aber dieser scheint ganz besonders weh zu tun. Aber sei gewiss, nach jedem Abschied kommt auch ein Wiedersehen! Und das wird dann umso schöner. Aber jetzt höre ich endlich auch ein wenig Wiedersehensfreude aus deinen Worten heraus. Das wird aber auch Zeit! Schließlich hast du ja letzte Woche ein paar heiße afrikanische Luftmassen vorgeschickt. Das war ja nicht mehr zum aushalten. 40°C - und das hier bei uns. Man hat ja nur zugesehen, dass man sich nicht zu schnell bewegt. Und bei solchen Temperaturen hast du Monate lang geackert. Respekt. Freu dich jetzt wirklich auf zu Hause. Ganz so warm ist es jetzt auch nicht mehr. Kannst kommen. Luxus wird dich hier an jeder Ecke erwarten, Luxus, der für uns keiner mehr ist, sondern Selbstverständlichkeit. Es ist so viel wert, auch mal die andere Seite kennengelernt zu haben. Führ' uns das nur ab und zu mal vor Augen! Sonst wird man für solche Dinge blind. In diesem Sinne - genieß' einfach die letzten Tage. Auch du kannst die Zeit nicht einfach anhalten. Die Uhr tickt erbarmungslos weiter. Aber c'est la vie....................... Viele, viele liebe Grüße aus deiner anderen Heimat von Kati.
AntwortenLöschenLiebe Anni, bevor ich zum letzten Volleyballtraining in diesem Schuljahr starte, hier noch der fast schon letzte Wochengruß an dich. Weißt du, was ich heute gemacht habe? Ich war zum Erst-Hilfe-Training und habe mal wieder meine Kenntnisse auf diesem Gebiet aufgefrischt. Das war nach zwei Jahren mal wieder ganz interessant und nun bin ich auch hoffentlich wieder in der Lage, Leben zu retten. Ich hoffe natürlich, dass ich nie in solch eine Situation kommen werde, aber wenigstens ist man wieder gewappnet. Da ich Ersthelfer bin, ist es vorgeschrieben, alle zwei Jahre einen solchen Kurs beim DRK zu besuchen. Du zählst sicherlich die noch verbleibenden Tage, Stunden, Minuten,.....Vergiss nichts, denn ganz so schnell wirst du nun auch wieder nicht dort sein. Jetzt warten erst einmal deine Familie, Freunde, dein Studium und deine Wohnung auf dich. Das wird auch alles total spannend. bis zum nächsten Mal nochmals ganz liebe Grüße von Kati.
AntwortenLöschenLiebe Anni, jetzt ist es wohl wirklich langsam Zeit, Abschied zu nehmen. Es ist irgendwie komisch, aber ich glaube, dies wird der letzte Eintrag von mir vor deiner Abreise. Sicher hast du jetzt ganz andere Dinge zu tun, als noch hier zu lesen. Trotzdem möchte ich dir sagen, dass es Spaß gemacht hat, dich auf deiner Reise auf diese Weise etwas zu begleiten. Noch mehr Spaß hat es gemacht, deine Erlebnisberichte zu verfolgen. Danke dafür. Ich möchte natürlich auch die Gelegenheit nutzen, dir eine reibungslose Rückreise zu wünschen. Ich freue mich auf das Wiedersehen am 09. August. Und zum Schluss noch der Verweis auf einen ganz guten Spruch: DER ABSCHIED IST DIE GEBURT DER ERINNERUNG. In diesem Sinne fällt er vielleicht ein ganz, ganz wenig leichter. Bis bald, liebe Anni, in deiner ersten Heimat.
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