Von August 2014 bis Juli 2015 habe ich in Mosambik gelebt und gearbeitet. Auf diesen Seiten werde ich von einige Eindrücke und Erfahrungen von meinem Freiwilligendienst in Maputo, der Hauptstadt, berichten. Bitte bedenkt, dass lediglich meine persönliche Sicht auf die Dinge hier zu lesen sein wird und dies nicht zu verallgemeinern ist! Es freut mich, dass ihr hier her gefunden habt!

Mittwoch, 10. Juni 2015

Abschied, Bushfire, Alltag - 48 Tage!

Hallo ihr Lieben,

„Anni, das sind jetzt schon wieder drei Wochen geworden“, höre ich euch sagen… Ja, ich weiß, aber ich komme einfach nicht mehr zum Schreiben. Zu viel passiert, zu viel Durcheinander, die Ereignisse überschlagen sich nur noch und ich – bin zum Opfer dieser fiesen Masche geworden. Diese Masche, die sich ZEIT nennt. Sie hat mich wieder. Aber nun erst einmal der Bericht:

Verzeiht, wenn ich gleich zu Beginn eine gute Woche weglassen muss, doch ehrlich gesagt kann ich mich kaum erinnern, was ich in der besagten Woche nach meinem letzten Eintrag außergewöhnliches getan habe. Ich weiß noch, dass das Filmfestival, von dem ich das letzte Mal berichtete, zu Ende ging. Zum Abschluss lief zunächst noch einmal „Nachtzug nach Lissabon“ und als Krönung eine knapp einstündige Dokumentation über das Leben behinderter Menschen in Maputo. Diese kann ich jedem nur wärmstens ans Herz legen!
Außergewöhnliches ist allerdings dann doch noch etwas passiert, wozu ich euch im letzten Beitrag noch hingehalten habe. Nachdem Cynthia noch eine letzte Woche Mosambik genoss und Urlaub machte, bereiteten Hannah und ich eine kleine Überraschung für unsere liebe Kollegin vor. Über mehrere Tage versuchten wir, unseren kleinen Schätzen den „Cup Song“ beizubringen, dichteten den Text passend für Cynthias Abschied um und zeigten ihr am darauf folgenden Mittwoch unser kleines Liedchen. Nicht nur die Kinder hatten viel Spaß bei der Sache, sondern auch Cynthia ging diese Überraschung direkt ins Herz. Für die Kinder gab es an diesem Tag Schokolade, viele Umarmungen und Bilder mit ihrer Tia Cynthia. Die Liebe musste leider schon wieder gehen, da sie nur einen Kurzzeitfreiwilligendienst geleistet hat, der nur knapp 3 Monate dauern sollte. Nun ist sie also schon wieder seit 1 ½ Wochen in Deutschland und schickt uns verwirrte Bilder von leeren Bussen, erzählt von sauberen Straßen und wie unselbstverständlich ihr allein nur fließendes Wasser aus der Leitung vorkommt… Weiter: Am Abend beschlossen wir, in kleiner Runde auf Cynthias Abschied zu trinken, waren essen und unterhielten uns viel bis wir schließlich müde im Appartement unsere Augen schlossen.
Am nächsten Morgen gingen wir noch gemeinsam einen Kaffee trinken bevor es für Hannah und mich hieß: BUSHFIRE – das Wochenende, auf das man als Freiwillige in Mosambik (bzw. südliches Afrika) irgendwie seit Beginn seiner Reise hinfiebert. Wir hatten uns dazu entschieden, bereits einen Tag vorher anzureisen, da auch Dennis schon am Donnerstag aus Südafrika kommen sollte. Nachdem wir 3 Stunden darauf gewartet hatten, bis das Chapa nach Manzini, Swazi, dann auch endlich losfuhr, kamen wir knapp zwei Stunden später an der Grenze an. Zoll, Polizei, normale Einreisekontrollen – das übliche Blabla nunmal. Problem: Eine Gruppe von Frauen hatten 5 große Säcke an Schuhen auf dem Trailer aufgeladen, die innerhalb der folgenden 1 ½ Stunden alle rausgeholt und kurze Zeit später wieder in die Säcke gestopft wurden. Dadurch verloren wir kostbare Zeit, die wir bei unserer Ankuft in Manzini gut hätten gebrauchen können: Nein, es fahren keine Minibusse mehr zum Bushfire. Wir hatten dennoch Glück, wurden von einer der Frauen mit dem Auto zum „House on Fire“ gebracht und trafen dort auf Yohanna, Yok und Dennis. 20:30 Uhr. Das war eine Anfahrt… Wir bauten unsere Zelte auf und verbrachten eine letzte lange Nacht. Vom Festival an sich kann ich leider gar nicht so viel erzählen. Dafür, dass alle dieses Festival sooooo sehr beworben haben, hat es mich eher enttäuscht. Kein Feuer habe ich gespürt und irgendwie war mir und auch Hannah das alles etwas zu kommerziell. Wir haben die Tage weg von Maputo genossen, und dennoch war ich froh, dass ich Sonntag Abend (nach 3 Stunden Schlange stehen an der mosambikanischen Grenze) wieder portugiesisch sprechen und auf meiner Matratze auf dem Boden einschlafen konnte. Tut mir leid, wenn ich damit meine Ausführungen zum Bushfire schon wieder beende, aber daran merkt ihr vielleicht, dass es mich wirklich nicht sonderlich überzeugt hat.
Den darauf folgenden Tag war, wie ihr bestimmt wisst, internationaler Kindertag. Wir fuhren ins Hauptzentrum von REMAR, wo angeblich eine große Feier stattfinden sollte. Dort angekommen wurden wir nur verdutzt angeschaut und uns wurde erklärt, dass wir leider einen Tag zu spät sind. Die Kinder aus Liberdade, die gerade in der Schule waren, fragten uns traurig, was wir denn erst heute in Machava machten. Wir beschlossen also, dennoch kurz in Machava zu bleiben und uns dieses Zentrum mal genauer anzusehen. Anlass hatten wir, denn seit Ende Mai steht fest: Alle Kinder aus Liberdade bis 10 Jahren (einschließlich die drei Mütter) ziehen um! In Machava wurde schon seit gut einem Jahr ein riesiges Wohnhaus gebaut, welches nun endlich fertig gestellt und einzugsbereit gemacht werden soll. Es ist riesig, unheimlich viele Zimmer, zwei Etagen, Balkone, unzählige Badezimmer – wenn hier erst einmal Leben in der Bude ist, kann das zu einem unheimlich schönen Wohnhaus für unsere Schätze werden! Ja, ihr lest es schon richtig: Wie es mit der mosambikanischen Gemütlichkeit natürlich kommen musste, sind unsere Kiddies natürlich nicht wie versprochen zum 1. Juni umgezogen sondern „versauern“ immernoch in Liberdade. Auch für Hannah und mich ist das blöd, da auch wir das Zentrum wechseln und fortan in Machava arbeiten sollen. Dementsprechend kann vor allem ich keine wirklich langen Wochenenden planen, die ich gern noch einmal nutzen wollen würde, um mich von meiner Heimat zu verabschieden. Wir möchten einfach beide nicht den ersten Tag im neuen Haus mit unseren Kleinen verpassen. Wir freuen uns sehr auf den Wechsel, da wir (mal wieder) in einem Trott gelandet sind, wo so etwas wohl helfen könnte. Für Hannah kommt das gerade rechtzeitig, für mich gefühlt viel zu spät. So viel Trubel, Neuigkeiten und Veränderungen kann ich in meinen letzten Wochen hier eigentlich nicht mehr gebrauchen, aber natürlich freue ich mich dennoch, wenn ich wenigstens noch die erste Zeit im neuen, schönen Haus arbeiten kann und vor allem die Freude der Kleinen jeden Tag miterleben kann.
Über meine Freizeit in der letzten Zeit kann ich auch noch kurz erzählen: Am Samstag war ich mal wieder auf dem Kunstmarkt und ich fing langsam an, Souvenirs zu kaufen (Hinweis: Spezielle Wünsche helfen mir seeeeeeeeeeeeehr!). Am Sonntag fuhren wir nach Katembe und gönnten uns am Nachmittag mal wieder gutes Essen im Fischrestaurant. Meine Abendgestaltung vom Wochenende hat sich nicht groß verändert, was mich allerdings kaum stört. Ich genieße es, meinen Alltag hier noch einmal auszukosten.
Und schon bin ich wieder beim heutigen Tag angekommen. Ich liege erschöpft im Bett, nachdem wir heute einen freien Tag dafür nutzten, noch einmal nach Macaneta zu fahren. Langsam kommt hier der „bitter kalte“ Winter, was mich vor allem deshalb so erschüttert, da ich weiß, dass ihr da oben gerade beginnt zu schwitzen. Immerhin gibt es mittlerweile Tage, an denen ihr tagsüber 10 Grad mehr auf dem Thermometer zu stehen habt als wir…

Das soll es für heute schon wieder gewesen sein. Ich hoffe, dass euch dieser wenn auch etwas undetaillierte Bericht dennoch gefallen hat. Ich bemühe mich, noch mindestens zwei Mal zu schreiben, doch verzeiht mir, wenn ich gerade viel mehr im Kopf habe, meine Zeit hier noch so gut es geht zu genießen.

Kalte, sonnige und heimatliche Grüße schicke ich heute mit auf den Weg – in nur 48 Tagen stehe ich wieder auf deutschem Boden (Oh mein Gott, wie viel Angst mir diese Zahl macht!).


Eure Anni :)

Cynthias Abschiedabend im Sergios

Katermorgen auf dem Bushfire in Swazi

Sonntag Morgen, Bushfire Festival, Swaziland