Von August 2014 bis Juli 2015 habe ich in Mosambik gelebt und gearbeitet. Auf diesen Seiten werde ich von einige Eindrücke und Erfahrungen von meinem Freiwilligendienst in Maputo, der Hauptstadt, berichten. Bitte bedenkt, dass lediglich meine persönliche Sicht auf die Dinge hier zu lesen sein wird und dies nicht zu verallgemeinern ist! Es freut mich, dass ihr hier her gefunden habt!

Sonntag, 26. April 2015

Welcome to Paradise!

Hallo ihr Lieben,

ich weiß, ich weiß. Ich bin schon wieder viel zu spät dran, und dennoch habe ich eine „gute“ Ausrede. Nach fast 6 Wochen bin ich heute mal den ganzen Tag zu Hause! Ja, ihr glaubt es kaum, aber in letzter Zeit passieren einfach so viele Dinge auf einmal, dass ich es schon wieder unheimlich ätzend finde, heute nicht wirklich etwas zu tun zu haben und vor allem keinen der Mädels oder meiner mosambikanischen Freunde um mich zu haben. Aber gut, weiter geht es mit den Urlaubsberichten, denn auch nach Kapstadt führte es mich noch nicht endgültig nach Hause:

Ein paar Stunden darf ich mein heimisches Bett genießen, bevor es ans Sachen waschen, fertig machen, Sachen packen und – wieder losfahren geht. Den Abend verbringen Hannah, Roberto, Cynthia und ich in Chopal; wir feiern in Robertos Geburtstag rein. Am nächsten Morgen klingelt der Wecker wieder einmal ungewohnt früh, doch unser Ziel ist klar: Quissico, Zavala! Nach einigem Hin und Her und viel Glück mit dem Preis sitzen wir irgendwann im Chapa, was uns ins Paradies bringen soll. Wir kommen am Nachmittag an, treffen ENDLICH auf Kati (Ja, es ist mittlerweile sehr schwer für uns, wenn wir uns mal 3 Wochen nicht sehen!!!) und genießen einen sehr entspannten Abend. Am nächsten Morgen dürfen wir „Fremden“ uns in Katis Projekt „ACUMUZA“ vorstellen. Kati hat ihr eigenes kleines Häusschen auf dem Projektgelände, weshalb es nur logisch und höflich ist, sich einmal vorzustellen. Am Nachmittag gehen wir in die „Vila“ - Stadt, und ich esse seit einer gefühlten Ewigkeit wieder mein Lieblingsgericht Matapa (es soll nicht das letzte mal im Urlaub gewesen sein…). Wir treffen uns mit zwei Freunden, die an der Lagune Zavalas in einer EcoLodge arbeiten. Sie laden uns für die nächsten zwei Tage zu sich ein – eine Einladung, die wir nicht ablehnen können (definitiver Mosambik-Reise-Tipp!!!!!). Die nächsten 2 Nächte genießen wir die perfekte Ruhe im kleinen Paradies, essen Matapa, machen Milchreis zum Frühstück, gehen Baden, spielen Karten, plaudern, lachen,… Die Zeit geht auch hier viel zu schnell vorbei, doch für Freitag haben wir ein neues Ziel: Es geht ein weiteres Mal nach Tofo! Bis Montag genießen wir auch hier unseren Urlaub, gehen aus, tanzen, singen, trinken, essen Pizza, Pasta, Pizza und trennen uns schließlich am Montag: Cynthia und Hannah wollen die bereits geschafften Klometer zu ihrem Gunsten nutzen und fahren weiter bis nach Vilanculos, Roberto verbleibt noch einige Tage in Tofo und ich mache mich schon wieder auf den Rückweg – wenn auch nur bis Quissico. Ich verbringe weitere 3 ungeplante Nächte in der EcoLodge, aber so ist das nun einmal in Mosambik mit der Zeit, wenn man eigentlich nur eine Zwischenübernachtung geplant hat. Jojo kocht für uns, unheimlich gesund und noch vieeeeeeeel leckerer! Meine Tage beginnen früh, ich gehe schwimmen, lese, höre Musik, gehe wieder schwimmen, essen und liege oft schon vor 21 Uhr im Bett – ein Leben, das ich so in Maputo wohl nicht haben kann. Am Donnerstag geht es also zurück, doch da wir so spät in der Hauptstadt ankommen entscheide ich mich, in der Stadt zu bleiben und auszugehen – zu sehr habe ich das vermisst! Ich genieße meinen ersten richtigen Abend in Maputo und schlafe dennoch erschöpft ein. Am Freitag zieht es mich trotz mich überkommender Müdigkeit zur Arbeit, denn meine kleinen Kinder sprangen schon in den letzten Tagen überall in meinen Träumen hin und her. „Tia Anni!!!“ höre ich schon aus der Ferne und als ich direkt am Tor stehe, kann ich die Freude meiner kleinen in ihren Augen funkeln sehen. Mir öffnet eine mir unbekannte Frau das Tor – Hannah hatte mir bereits erzählt, dass sich in meiner Abwesenheit viel verändert habe (unter anderem gibt es jetzt ein neues Pastorenehepaar, welches ich allerdings bis heute noch nicht kennen gelernt habe). Sie lädt mich ein, mit ihr einen Tee zu trinken, damit wir Zeit hätten uns zu unterhalten und uns kennen zu lernen. Tia Sandra (ja, selbe Namen) ist mir von Anfang an unheimlich sympathisch! Sie bringt mich zu den Kindern, die sie, da es regnet, vor den Fernseher gesetzt hat. Mein erster Arbeitstag besteht aus Kinder-knuddeln und Portugiesisch-auffrischen. Ich bin glücklich, wieder zurück zu sein und weiß, dass ich nie wieder so lange hier fehlen möchte. Der Abschied im Juli wird mir auf einmal unheimlich bewusst. Der nächste Tag trägt zu letzterem Gefühl nicht unbedingt positiv bei: es sind noch genau 100 Tage, bis ich meiner Heimat vorerst den Rücken kehren muss. Das gesamte Wochenende verbringe ich mit und bei den Mädels, wir entspannen tagsüber im Apartement, gehen Besorgungen machen und am Abend aus – Hauspartys, Abschiedsessen von Frida, Associacao und Sergios (Bar in Museu).
Am Montag beginnen Hannah und ich wieder, gemeinsam zu arbeiten. Wir dürfen Frühstücken und kümmern uns dann um die Kinder – wir können Dank Tia Sandra endlich wieder an das Spielzimmer, da wir plötzlich nicht mehr das Gefühl haben, irgendetwas falsch zu machen. Wir genießen die wenn auch unheimlich laute Spielzeit mit den Kindern und gehen am Nachmittag erschöpft aber zufrieden nach Hause. Ich schlafe auch an diesem Tag endlich wieder einmal zu Hause. Am Dienstag regnet es aus Eimer und so finden wir im Projekt ein ähnliches Bild vor, wie schon in der vorherigen Woche: Fernsehen, Kinder knuddeln, etwas spielen. Am Mittwoch begleitet uns Cynthia mit zu REMAR, die gern ihr Projekt wechseln möchte und nun ein neues sucht. Ihr gefällt es auf Anhieb wahnsinnig gut und auch die Kinder verstehen sich trotz Sprachproblemen mit ihr. Wir haben einen langen Arbeitstag, der uns alle dennoch glücklich macht. Am Abend gehe ich seit 6 Wochen endlich wieder zum Tanzen. Auch, wenn ich in dieser Gruppe keinen so großen Ehrgeiz habe, macht es mich doch jedes mal etwas glücklicher. Der Abend endet anders als geplant: Es ist Mittwoch, also eigentlich noch kein Wochenende. Da allerdings ein Freund aus Tofo in Maputo ist und er seinen Geburtstag an diesem Tag feiert, gehe ich mit in die Garanjinha, danach zieht es uns ins Piratas, Pizza essen, ins Base um kurz zu entspannen bevor wir nach Mitternacht im Sergios in Museu landen. Hier kommen wir erst gegen halb 5 Uhr Morgens los und ich schicke Hannah noch schnell eine Nachricht, dass das mit arbeiten in 4 Stunden wohl nichts wird. Und so kommt es auch: Ich liege flach, begrüße die Bäckersfrau um halb 3 mit einem unmotivierten und verwirrten „Guten Morgen“ und fahre nach Patrice. Am Abend allerdings geht es mir schon viel besser, und da heute das Wochenende beginnt, zieht es uns wieder in die Associacao. Wir haben einen schönen, ruhigen und vor allem kurzen Abend, was mich allerdings nicht stören soll. Am nächsten Tag bin ich also wieder fit, um mit Hannah arbeiten zu gehen. Am Nachmittag fahre ich in die Stadt, wo ich für Gledice und mich Karten für das am Samstag stattfindende FESTIVAL TROPICAL ZOUK kaufen möchte – ein Kampf, den ich mit gefühlt 200 anderen Menschen an diesem Nachmittag im Shoprite kämpfe. Den Abend gehe ich eher ruhig an, denn irgendwie fühle ich mich, als wenn ich am nächsten Morgen unheimlich krank sein würde. Und ich soll recht behalten: Eine fette Erkältung hat mich über Nacht eingeholt. Ich fahre nach dem Mittag nach Hause, um mich für den Abend (Festival) zurecht zu machen. Gledice kommt erst um 22 Uhr nach Hause – ich liege mittlerweile fast schlafen auf dem Sofa. Das Konzert hatte bereits um 19 Uhr angefangen. Dennoch fahren wir noch in die Stadt und sehen uns bis 5 Uhr morgens noch 3 Bands an. Auch, wenn ich unheimlich müde, fertig, irgendwie auch noch krank und ein kleines Wenig genervt von der „Entspanntheit“ der Mosambikaner bin, so genieße ich den ersten Abend, den ich nur mit meiner Gastmutter teile.
Und nun sitze ich hier und fasse die vergangenen Wochen wieder einmal zusammen. Mittlerweile sind meine Einträge immer rationaler, habe ich das Gefühl. Ich habe Angst davor, zu emotional zu schreiben, da ich sonst bei jedem Wort mehr, was ich hier schreibe, noch mehr anfangen würde zu weinen. Heute sind es noch 93 Tage – eine Zeit, die unheimlich schnell vorbei gehen wird. 12 Wochenenden bleiben mir noch, um alles noch einmal zum „letzten Mal“ zu tun. Meine Planung geht mittlerweile bis Ende Juli und ist – ja, dort dann zu Ende. Denn dann mach ich mich wieder auf den Rückweg. Doch bis dahin steht noch einiges auf dem Plan: Ponta d'Ouro, Bushfire Festival, vielleicht noch in den Norden – Pläne, die man auf ein weiteres ganzes Jahr verteilen könnte. Ich möchte nicht weg, möchte mich nicht verabschieden. Komisch, warum gerade nach 9 Monaten bereits der Abschied so präsent im Kopf ist. Ich glaube, es gibt keinen Tag mehr, an dem wir nicht über Ende Juli reden – „Was wollen wir noch machen?“, „Was ist, wenn wir wieder in Deutschland sind?“, „.........“. So viele Fragen, die ich jetzt gar nicht alle formulieren kann. Dieses Jahr beeinflusst mich beziehungsweise uns alle so ausschlaggebend, dass man es sich schon gar nicht mehr vorstellen kann, dem irgendwann „Auf Wiedersehen“ zu sagen. Und es wird ein Wiedersehen geben, da bin ich mir ganz sicher.


Als Abschluss heute eine Weisheit von einem Kind im Projekt (frei ins Deutsche übersetzt):

Das Leben ist wie ein Keks: Wenn er bricht, kann er nie wieder unsichtbar zusammengesetzt werden. Es bleiben immer sichtbare Risse.



Eure in Gedanken verlorene Anni :)

Entspannen in Tofo

Das Paradies Quissico!

3 Kommentare:

  1. Liebe Anni, das ist ja wieder ein total emotionaler Bericht. Wenn man ihn liest, möchte man mittlerweile meinen, du willst gar nicht mehr zurück. Das hängt natürlich mit all den tollen Erlebnissen zusammen, die du täglich hast. Aber auch zu Hause warten auf dich wieder viele Sachen, die auch neu sein werden. Und deine Lieben hier haben einfach nach so langer Zeit auch wieder Sehnsucht nach dir. Also freu dich auch auf die Heimreise. Mosambik ist nicht aus der Welt, nur weil es weit weg ist. Du kannst und wirst bestimmt irgendwann zurückkehren. Vielleicht passt dieses Land ja auch in dein bevorstehendes Studium. Vielleicht beeinflusst es dich ja sogar in deiner Studienwahl. Heutzutage ist doch alles möglich. Mosambik-Expertin Anni ist dann bestimmt eine gefragte Persönlichkeit. Zähl jetzt nicht die Tage bis zum Abschied, sondern genieß' die Zeit, die du noch hast. In diesem Sinne für heute alles Liebe von Kati

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  2. Liebe Anni, der Montagskommentar wird heute mal wieder zum Dienstagskommentar. Viel Neues gibt es bei mir nicht. Was alle Menschen zur Zeit hier bewegt und auf die Palme bringt, ist der BAHNSTREIK. So langsam reicht es. Wer auf die Bahn angewiesen ist, findet das nur noch zum K....Ich hätte heute eigentlich auch zur Weiterbildung nach Berlin-Charlottenburg gemusst, habe das aber leider aufgrund dieses blöden Streiks absagen müssen. Bei allem Verständnis, irgendwie ist eine Grenze erreicht. Heute ist von den Temperaturen her der erste Sommertag in diesem Jahr. Bei 10 Stunden Sprechtag habe ich aber auch davon leider nichts gehabt. Morgen ist zum Glück wieder Volleyball, wenigstens eine kleine Freude. Ich hoffe, bei dir läuft alles rund und verbleibe für heute mit vielen Grüßen.

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  3. Liebe Anni, ich weiß, es ist schon Mittwoch und der Wocheneintrag fehlt noch. Da ich aber heute einen Tag Urlaub habe, habe ich mir gedacht, da schreibe ich eben mal am Mittwoch. Ich hatte vorher wirklich geglaubt, dass ich da etwas mehr Zeit habe. Aber falsch gedacht. Jetzt ist es schon fast 18.00 Uhr, die Zeit ist wie im Fluge vergangen, weil man immer etwas zu tun hat und endlich mal Dinge erledigen kann, die man schön länger vor sich hingeschoben hat. Ein Tag reicht dafür zwar nicht aus, aber immerhin besser als gar nichts. Nachher ist ja auch noch Volleyball. Bloß gut, dass morgen auch noch frei ist - Herrentag, du wirst dich erinnern. Da steht dann Grillen an und vielleicht ein wenig faulenzen. Den Brückentag am Freitag habe ich leider nicht mehr frei. Aber dann steht das Wochenende ja schon wieder vor der Tür. So vergeht eine Woche nach der anderen und in gut zwei Monaten bist du wieder hier. Kaum vorstellbar, dass die Zeit so rennt. Aber ich glaube, hier freuen sich ganz, ganz viele Leute, wenn du endlich in der Heimat aus dem Flieger steigst.......... In diesem Sinne für heute ganz viele Grüße von Kati

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