Hallo meine Lieben,
wenn ich in meinen
Kalender schaue, ist es schon wieder an der Zeit, euch zu schreiben.
Wenn ich allerdings nach meinem Gefühl gehe, habe ich das Gefühl,
aus dem Schreiben schon gar nicht mehr raus zukommen – vergeht die
Zeit denn wirklich so schnell? Wahnsinn, dass ich in nicht einmal
mehr 170 Tagen schon wieder zu Hause sein und auf meine Zeit in
Mosambik zurück sehen werde.
So richtig weiß ich ja
nicht, worüber ich schreiben soll/möchte, aber wie ihr mich kennt,
werde ich dennoch etwas finden. Also, los geht’s:
Anfang des Monats sollte
endlich etwas wieder besser ins Laufen kommen, worauf ich so lang
gewartet habe: meine Arbeit im Projekt. Vor zwei Wochen begleitete
ich Hannah zu ihrem ersten Arbeitstag bei REMAR. Auch sie war vor
allem von der Desorganisiertheit und den Zuständen im Projekt
weniger begeistert, schloss die Kinder allerdings umso schneller in
ihr Herz. Unser erster gemeinsamer Arbeitstag hat mir viel Hoffnung
gemacht! Da ich allerdings immer noch vom Arzt „krank geschrieben“
war und der Arbeit somit noch die ganze Woche über fern bleiben
sollte, musste sich Hannah die ersten Tag wohl oder übel dennoch
allein durchschlagen. Diese Woche lief allerdings nicht wie alle
anderen. Am Montag Nachmittag machte ich mich mit Greta, deren
Nachbar und Hannah auf den Weg nach Marracuene, wo das bekannte
Marabenta-Festival stattfinden sollte. Der Ort, den ich zuvor nur als
sehr ruhig und klein kannte, verwandelte sich plötzlich in ein
lautes, volles „Festivalgelände“, was meiner Meinung nach nicht
mosambikanischer hätte sein können. Nachdem wir also etwas durch
die Straßen und über das richtige Festivalgelände liefen, setzten
wir uns letztendlich auf dem Gelände hin und aßen, quatschten,
aßen, quatschten,.......... und auf einmal waren wir alle ganz schön
müde. Ohne wirklich etwas vom richtigen Festival mitbekommen zu
haben, entschieden wir uns, irgendwie noch zurück nach Maputo bzw.
nach Matola zu fahren. Als wir endlich im Chapa saßen, sollte uns
die bisher schlimmste Fahrt bevorstehen, die ich je miterlebt habe.
Unser Chapafahrer war einfach so betrunken, dass er, als wir an der
Station Benfica ankamen, nur noch nach von aufs Lenkrad viel und
schlief. Immerhin sind wir da noch lebend heraus gekommen! Weiter
ging es dann nach T3 und von dort schaffte ich es mit viel Glück
wirklich noch nach Infulene, nach Hause. Meine Gastmutter hatte mich
bereits informiert, dass keiner zu Hause sein wird. Dass dies aber
bis 3 Uhr nachts der Fall sein wird, hatte sie nicht erwähnt. So saß
ich also im Regen und in der Kälte (ja, der ausnahmsweise kälteste
und unangenehmste Tag des gesamten Sommers!!!) vor verschlossener
Tür, halb schlafend, und wartete. Wie es das Glück aber wollte, kam
nach ca. einer Stunde ein Freund vorbei, der mich einlud, bei ihm im
Haus zu warten. Zusammen mit Kumpels und seiner Familie verbrachte
ich noch eine Stunde vor dem Fernseher, bis ich letztendlich völlig
kaputt einschlief – und erst am nächsten Morgen wieder aufwachte.
Heimlich schlich ich mich zu Hause rein, ich wollte mir gar nicht
ausmalen, wie sauer Gledice evtl. sein könnte. Doch alles ganz
entspannt: Nercio war zwei Abende zuvor von fast 4 Wochen Arbeiten in
Inhambane wieder nach Hause gekommen, sie waren die Familie besuchen
und mein lieber Gastvater genoss seinen ersten „freien“ Abend
einfach nur etwas zu sehr. Zudem hatte er die Schlüssel bei sich und
keiner wusste, wo er nun eigentlich war. Eine im Nachhinein lustige
Geschichte – diese Nacht muss ich dennoch nicht noch einmal
erleben.An diesem Dienstag war dann Feiertag, „Tag der
mosambikanischen Helden“, den ich jedoch mehr oder weniger komplett
verschlafen habe. Die nächsten Tage besuchte mich Kati mal wieder in
Maputo, um anschließend ihre Schwester aus Südafrika abzuholen. Mit
ihr verbrachte ich zwei entspannte Abende in der Stadtwohnung und in
der Associacao. Auch das Wochenende verlief eher entspannt:
Associacao, Stadt, ein wenig shoppen und nach langer Zeit mal wieder
an die Costa do Sol. Zudem besuchte ich zwei Freunde in ihrer
Wohnung, die mich Abends noch zum Thai-Essen einluden. Ein insgesamt
sehr schönes Wochenende, zumal zumindest alle anderen Freiwilligen
aus der Stadtwohnung auf Reisen waren und ich somit auch in der Stadt
endlich vieeeeeel Schlaf finden konnte.
Ab der darauf folgenden
Woche ging dann der Ernst meines Freiwilligen-Lebens wieder los. Ich
arbeite mit Hannah nun bis Mittags im Projekt, da sie die nächsten
Wochen am Nachmittag Portugiesischunterricht haben wird. Zur Zeit ist
es noch eher Eingewöhnungsphase, aber ich bin zuversichtlich, dass
wir bald kleinere und größere Pläne machen werden. Kennt ihr noch
dieses Spiel mit dem Gummiband zwischen den Händen, was man so gut
wie ewig fortsetzen kann? Unsere Mädchen sind verrückt danach und
auch Hannah und ich haben das Kind in uns wieder zum Leben erweckt!
Und so kommen Tag für Tag Kleinigkeiten dazu, die der Arbeit
zumindest von meiner Seite aus positive Punkte geben.
Was in der letzten Woche
auch endlich wieder ins Laufen gekommen ist, ist das Tanzen. Ja, wir
haben endlich wieder einen Raum, in dem wir wenigstens etwas
trainieren können. Auch, wenn der Saal eigentlich viel zu klein ist
und wir keine Livemusik haben können, tut es gut, wieder zu tanzen.
Im Juni haben wir eine große Aufführung, bei der ich auch dabei
sein darf. Dafür heißt es jetzt allerdings trainieren, trainieren,
trainieren – und das in der unvorstellbarsten Hitze, die in
Mosambik je herrschen könnte! Ehrlich, ich übertreibe nicht. Die
letzte Woche war einfach nicht mehr angenehm…
Am Freitag (dem 13.) kam
Kati dann mit ihrer Schwester aus Johannesburg wieder nach Maputo und
wir verbrachten zusammen mit Hannah einen entspannten Abend in der
Garanjinha. Am nächsten Morgen sollte ich FREIWILLIG um 6 Uhr
aufstehen, um nach Matola zu fahren. Hier sollten wir von 8 bis 11
Uhr ein „offenes Training“ haben. Aufgrund von angekündigten
40°C war die Teilnehmerzahl eher beschränkt. Es hat wahnsinnig Spaß
gemacht, aber die Hitze und die kurze Nacht zuvor hatten mich doch zu
sehr in der Hand, sodass ich eine Stunde früher abbrechen musste.
Dennoch habe ich etwas gefunden, was mich selbst Samstag Morgen aus
dem Bett treibt und dazu bringt, eine Stunde weit zu fahren, nur um
zu tanzen. Diese Motivation möchte ich ab jetzt zu jedem Training
mitnehmen!
Der Rest des Wochenendes
war dann wieder sehr entspannt und ich habe viel Zeit mit meiner
Gastschwester Aillen verbracht. Diese Woche geht es also weiter mit
arbeiten, tanzen und alltäglich Erledigungen – ein ganz normales
Leben also, was sich in den letzten Wochen so richtig fest einspielt.
Dennoch ist natürlich keine Woche so selbstverständlich, wie ich
sie in Deutschland verbringe.
Zur Zeit plane ich eine
tolle Reise nach Kapstadt Mitte März. Ich freue mich wahnsinnig
darauf, für längere Zeit wieder heraus zu kommen und ein weiteren
Teil dieser wunderbaren Erde kennen zu lernen. Wenn es soweit ist,
werdet ihr hier bestimmt einen ausführlichen Reisebericht lesen
können.
Bis hier hin soll es das
aber erst einmal wieder gewesen sein. Irgendwie werde ich
schreibfaul, weiß nicht mehr so recht, was für Gedanken ich noch
mit euch teilen soll – ihr wisst doch eh schon so viel! Wer aber
dennoch ein paar spezielle Fragen hat, darf diese gern in den
Kommentaren hinterlassen. Ich versuche dann im nächsten Eintrag
darauf einzugehen! Vielleicht habe ich dann auch mal wieder mehr Muße
zu einem kreativeren Eintrag.
Eines kann ich euch aber
mit Sicherheit sagen: Mein Leben in Mosambik wird definitiv nicht
langweiliger. Jeden Tag erlebe ich einzigartige Augenblicke, lerne
tolle Leute kennen und mache wunderbare Erfahrungen. Ich bin immer
noch glücklich mit meiner Entscheidung, nach Mosambik zu gehen,
sodass ich ein wenig Angst davor habe, mich bald für ein
Studienplatz zu entscheiden. Aber davon möchte ich gerade noch nicht
so viel wissen…
Bis zum nächsten Mal
verbleibe ich mit verschwitzten aber herzlichen Grüßen, Küssen,
Umarmungen…
Eure Anni :)
Costa do Sol mit Kitesurfern und Maputos Skyline |
Lifes tägliches Kopf- und Handstandtraining :) |