Von August 2014 bis Juli 2015 habe ich in Mosambik gelebt und gearbeitet. Auf diesen Seiten werde ich von einige Eindrücke und Erfahrungen von meinem Freiwilligendienst in Maputo, der Hauptstadt, berichten. Bitte bedenkt, dass lediglich meine persönliche Sicht auf die Dinge hier zu lesen sein wird und dies nicht zu verallgemeinern ist! Es freut mich, dass ihr hier her gefunden habt!

Dienstag, 19. Mai 2015

,,Mir-fällt-nichts-Kreatives-ein" - Titel

Hallo ihr Lieben,

Gefühlte Ewigkeiten ist es schon wieder her, dass ich euch auf dem Laufenden gehalten habe, und so folgt, was folgen muss: Der nächste Bericht aller Geschehnisse, denn diese häufen sich in letzter Zeit enorm!


Ich fühle mich wie geheilt! Ja, irgendwie ist meine „Ich-fliege-bald-nach-Hause-(oder-ist-das-überhaupt-zu-Hause-?!)-und-komme-gar-nicht-mehr-mit-der-Zeit-klar-die-mir-noch-übrig-bleibt“ - Stimmung verflogen. Natürlich nicht komplett, denn die Zeit sitzt uns noch tiefer im Nacken als in den letzten vergangenen Monaten, aber dennoch habe ich das Gefühl, langsam loslassen zu können. „Ciao“ zu all dem zu sagen, was mir in den letzten fast 10 Monaten so sehr ans Herz gewachsen ist. In 70 Tagen stehe ich wieder auf deutschem Boden und werde noch am selben Tag meine neue Wohnung entgegen nehmen. Ja, ich freue mich darauf, da ich endlich weiß, dass ich nicht in Deutschland ankommen muss und nicht weiß, wohin mit mir.
Umso befreiter kann ich nun die letzten Wochen angehen. Nach dem Zouk-Festival-Wochenende ging es erst einmal weiter mit arbeiten. Cynthia, Hannah und ich sind ein eingespieltes Team geworden, welches sich allerdings schon bald auflösen muss (dazu dann im nächsten Beitrag mehr). Die Arbeitswoche sollte allerdings nur eine kurze werden, da auch hier der 1. Mai als offizieller Feiertag zählt. So hatten wir dementsprechend die Möglichkeit, noch ein klein wenig mehr dieses Landes kennen zu lernen. Viele unserer Freunde entschieden sich, das Wochenende in Ponta d'Ouro zu verbringen, und so schnappten auch Tineke und ich uns ein Zelt, setzten uns ins Chapa und verbrachten – 5 Stunden auf holprigen, sandigen, heißen Straßen. Anmerkung: Die Strecke beträgt nur ca. 75km. Die „Straße“ dorthin möchte ich allerdings nicht einmal als solche bezeichnen. Das Motto unserer Kindheit „Die coolen sitzen hinten im Bus“ ging hier leider nicht auf, da man bei jeder immens großen Bodenwelle derart durchgeschüttelt wird, dass man dann irgendwie doch froh ist, dass es unmöglich scheint, schneller als 30km/h zu fahren.
(Entschuldigt bitte, wenn meine Ausführungen ab jetzt ausführlicher werden, aber die Erinnerungen des Wochenendes möchte ich auch gern für mich so detailliert wie möglich festhalten.) Angekommen bauten wir unser Zelt auf – Platz Nummer 18 wurde uns zwar zugeteilt, existierte allerdings anscheinend nur im System. In der Realität stand unser kleines 5-Sterne-Hotel dann zwischen 17 und 19 inmitten einer großen Wiese, in der prallen Sonne und genau im Blickwinkel aller „strandgeilen“ Touristen. Immerhin konnten wir unser Zelt auch nach langen Nächten so noch leicht finden… Wir gönnten uns Pizza und am Abend ein Bier, bei welchem wir sogleich Bekanntheit mit einem Südafrikaner machten, der seine FlipFlops am Vorabend verloren hatte. (Kurzer Einschub: Ponta d'Ouro ist die Südspitze Mosambiks und somit nur ca. 20 Minuten Autofahrt von der südafrikanischen Grenze entfernt. Ponta ist „weiß“, zu gefühlt 80%, und so kam es nicht selten vor, dass wir den Satz „Willkommen in Südafrika“ mehrmals korrigieren mussten. Ihr seit in Mosambik, verdammt!!!) Der liebe P. erzählte uns also seine Nachtgeschichte und lud uns danach ein, mit zu seiner Unterkunft zu kommen, bei der seine Freunde gerade ein Barbecue veranstalteten. Da wir beide schon ein wenig hungrig waren, folgten wir ihm – wohin, das wusste auch er nicht so recht und so kam es, dass wir nach einem unendlich langem Fußmarsch mit Hilfe von netten Einheimischen irgendwo ankamen, wo alles dunkel war. Jaaa, das Barbecue fand wohl ohne uns statt. Wir gestatteten uns dennoch noch eine Kleinigkeit zu essen und setzten uns auf die Terasse, um den Abend zu genießen, als plötzlich einer der Mitbewohner P's um die Ecke kam und uns ganz verwundert anschaute. Nach der Auflösung der Situation gingen wir zum Strand, wo wir – mit all unserem Glück – direkt an unserem Zelt vorbei liefen. Moment: Wie zur Hölle sind wir fast eine Stunde irgendwo durch die Wildnis geirrt? Ach, dieses Wochenende sollte man einfach keine Fragen stellen… Wir endeten in einer schönen Bar mit guter Musik und ließen so unseren ersten Abend erfolgreich ausklingen. Am nächsten Morgen hatten die Südafrikaner uns zum Frühstück eingeladen, welches wir nicht wirklich absagen wollten. Nein, jetzt schreibe ich keine Details, sonst läuft der Anni, die diese Zeilen später noch einmal lesen wird, wieder das Wasser im Mund zusammen. Später gingen wir zum Strand und lernten auch dort wieder nette Leute kennen, die wie wir auch auf dem selben Platz zelteten. Wir trafen uns alle am Abend in der Strandbar und genossen den Abend des 01.05.2015. Für den nächsten Tag hatten wir uns vorgenommen, tauchen zu gehen. Wir entspannten also, bis es hieß: „Hmmmm, welche Größe hatte nochmal mein Wetsuit?“ Dann ging es auch schon los, doch in Ponta gestaltet es sich auf Grund der extremen Unterschiede zwischen Ebbe und Flut bei zweiterem als gar nicht so einfach, allein nur das Boot ins Wasser zu bekommen, ohne dass es sich komplett mit eben diesem füllt. Irgendwann hatten wir es allerdings geschafft und machten uns auf zum Riff namens „Doodles“, wo ich allerdings nie ankam. Tineke und ich hatte man als „Buddies“ ernannt, was so viel heißt, dass wir gegenseitig Verantwortung für den anderen tragen. Das ist dann wohl schief gegangen, da wir uns bereits beim Untertauchen aus den Augen verloren hatten. So passierte also, was kommen musste: Ich verlor den Anschluss an die Gruppe, fand zwei weitere langsamere Taucher und setzte mit ihnen den Tauchgang und somit die Suche nach der Gruppe fort (ja, es waren erfahrene Taucher ;) ). Nach 20 Minuten mehr oder weniger entspannten und aufregendem Tauchen beendeten wir unseren Ausflug ins Blaue, tauchten nach oben und – waren ungefähr 400 Meter vom Ursprung weggetrieben. Die Strömung darf man im Ozean Mosambiks einfach nicht unterschätzen. Der dennoch amüsante Tag endete mit einer Einladung zum Braai von eben dem Paar, mit welchem ich meinen Trip unternommen hatte. Wir genossen wieder einmal ausgezeichnet gutes Essen, ich ließ mir den Sinn von Rugby erklären, tanzten in der Beachbar und rundeten unseren Tag mit einem Lagerfeuer mit den beiden Jungs vom Zeltplatz und einer Feuer-Poi-Show von eben den selben ab. Auch am nächsten Tag hatten wir unheimliches Glück, da wir eine Boleia (Mitfahrgelegenheit) bis nach Maputo hatten. So mussten wir zwar immer noch die ungemütlichen 75km über uns ergehen lassen, aber dennoch um einiges komfortabler als im Chapa. Dieses Wochenende wird uns beiden noch lang in Erinnerung bleiben, und dennoch wird Ponta definitiv nicht zu meinem Lieblingsort in Mosambik. Erstens: Die Strecke. Zweitens: Die Menschen (ja, wir haben tolle Leute kennen gelernt, aber dennoch ging mir diese „Südafrika-Sache“ ungeheim auf die Nerven). Drittens: Nein, ich habe mich nicht zu Hause gefühlt. Es ist einfach nicht so gemütlich, wie zum Beispiel Tofo oder Quissico.
In den folgenden zwei Wochen geschah nicht viel Außergewöhnliches, von dem ich nicht in jedem Bericht erzähle. Am vergangenen Dienstag zog es uns jedoch ins französisch-mosambikanische Kulturzentrum, kurz Franco, zum Beginn des europäischen Filmfestivals. An jenem Abend wurde das Festival mit dem Film „Nachtzug nach Lissabon“ erfolgreich eröffnet. Am nächsten Tag fühlte ich mich nach der Arbeit allerdings gar nicht mehr gut und so lag ich seit letzter Woche Mittwoch mit Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Fieber und sonstigen Grippesymptomen im Bett und verließ eben dieses bis Samstag auch nicht mehr. Das Wochenende verbrachte ich mit viel Schlaf in der Stadtwohnung, da ich dennoch Gesellschaft brauchte. Sonntag, Montag und auch heute verlief ich mich dann nach der Arbeit wieder ins Franco, da es mir schon viel besser ging. Es liefen „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ (Frankreich), „Die Herbstzeitlosen“ (Schweiz), „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ (Schweden) sowie „High Performance“ (Österreich). Die Filme laufen jeweils in Originalsprache mit portugiesischen Untertiteln, was einfach hervorragend dafür geeignet ist, mal seine Sprachkenntnisse zu testen. Auch sind alle Veranstaltungen kostenlos, weshalb wir es mehr als ausnutzen, alle Filme einmal anzusehen.
Und so bin ich schon wieder beim heutigen Abend angekommen. Abend Nummer 69, bevor ich auf dem Flughafen stehe und Abschiedstränen heulen werde.Aber nein, ich werde nicht mehr sentimental sondern freue mich wie ein kleines Kind auf die noch kommenden 10 Wochen. Schon in gut einer Woche geht es nach Swazi, zum Bushfire Festival, danach besucht mich Dennis in meiner neuen Heimat und auch weitere Sachen sind wie gesagt geplant. Pläne, die die Zeit zwar schnell, aber genussvoll und qualitativ hochwertig vergehen lassen werden. Ach, was sage ich. Sie werden so schnell an mir vorbei ziehen, wie die Niagarafälle sich in die Tiefe stürzen.

Bis zum nächsten Eintrag, der hoffentlich nicht wieder 3 Wochen auf sich warten lässt, könnt ihr euch freuen! Jaja, ich weiß, man soll keine leeren Versprechungen machen, doch ich werde sie mit vielen sprachlichen Eindrücken füllen. Wie ihr schon mitbekommen habt, hakt es derzeit mit Bildmaterial, was vor allem an meinem Computer liegt, der so allmählich doch seinen Geist aufzugeben scheint. Auch er möchte eben die schönen Erinnerungen an dieses Jahr nicht mehr hergeben. Verständlich, wie ich meine.

Somit auf ein Baldiges, dass auch in Deutschland so langsam der Sommer kommen mag und ihr alle mit bester Gesundheit und Zufriedenheit in genau diesen Starten könnt!


Eure Anni :)

Sonnenuntergang am Strand

Unsere private Feuerpoi-Show