Hallo ihr Lieben,
Endlich gibt es ein erstes
Lebenszeichen zu später Stunde!
Ich sitze auf der Ilha de
Mocambique, wo selbst um diese Uhrzeit noch Temperaturen von knapp
30°C herrschen, und lasse mir das letzte Bier des Abends schmecken.
Unsere Reise im Norden kommt schon bald zum Ende und ich denke, es
ist an der Zeit, ein kleines Resumee zu fassen.
[Ach wie schön, jetzt ist
der Strom ausgefallen und auf einmal ist es so unheimlich ruhig auf
diesem schönen Fleck Erde...]
Der Norden Mosambiks hat
uns (und tut es auch immer noch) gut gefallen, auch wenn uns die
Regenzeit hier doch stärker beeinflusst, als gedacht. Es tat gut,
erst einmal etwas Zeit in Pemba gehabt zu haben, um anzukommen. Ich
war sehr glücklich, wieder portugiesisch zu sprechen und mich
einfach wieder etwas mosambikanisch zu fühlen. Ich konnte mich an
den luftigen, nicht-sättigenden Brötchen erfreuen, der süße Tee,
das milde Klima und der leichte Salzfilm, der sich auf meiner Haut
ablegte – das alles und noch vieles mehr ist Mosambik.
Es tut so
gut, wieder hier zu sein.
6 Stunden entfernt von
Pemba (mit dem Auto durch knietiefe Pfützen sowie mit dem Dhau durch
den Indischen Ozean) erreichten wir die fast menschenleere Ilha de
Ibo. Hier verbrachten wir entspannte 3 Tage im „Cinco Portas“,
welches wir aufgrund von Chris und seiner wahnsinnig guten Kochkünste
nur wärmstens empfehlen können! Er beeindruckte uns auch durch
seinen Lebensweg, viele bunte Geschichten und vor allem die, wie er
nach Ibo kam.
Auf der Ilha fühlt man
sich zurückversetzt in die Kolonialzeit, als es sich wohlhabende
Portugiesen hier gut gehen ließen. Dieser Fleck Erde riecht schon
beim Betreten nach Geschichte!
Wir unternahmen neben
einer „Stadttour“ auch einen Ausflug mit einer typischen Dhau.
Hier bekam ich die einmalige Gelegenheit, mit Delfinen zu schwimmen
und ihnen schnorchelnd beim Spielen zuzusehen. Anschließend
„strandeten“ wir auf den berühmten Sandbänken.
"IBO International Airport" |
Mit einem kleinen Flugzeug
(max 6 Personen inkl. Pilot) flogen wir letztendlich zurück nach
Pemba und bekamen somit die Möglichkeit, uns die Quirimbas von oben
anzusehen. Sie sind berühmt für ihre Mangrovenbäume, durch die man
bei Ebbe gehen und so einige Meerestiere „ernten“ kann. So
passiert es auch ab und an, dass man bei sehr niedrigen Wasserstand
von einer zur anderen Insel laufen kann.
Angekommen in Pemba ging
es gleich weiter Richtung Ilha de Mocambique. Diese liegt knappe
500km südlich von Pemba in der Nähe von Nampula und Nacala. Hier
übernachten wir nun im Hotel Escondidinho (The Hidden Hotel) und
atmen auch die Geschichte dieser bedeutenden Insel ein. Durch eine
3,5 km lange Brücke ist diese gut vom Festland aus zu erreichen. Bis
1898 war sie die Hauptstadt von Mosambik, ehe sie vom damaligen
Lourenco Marques (heute Maputo) abgelöst wurde. Sie war eine der
wichtigsten Handels- und Anlaufpunkte im südlichen Afrika für
Inder, Chinesen, Portugiesen, Franzosen und weitere bedeutende
Handelsmächte. Die Kultur auf der Insel ist stark muslimisch
geprägt, aber auch indische und chinesische Kunst findet man immer
wieder. Die Insel ist in zwei Teile unterteilt: Steinstadt und
Lehmstadt. In der ersteren findet man noch heute die alten Gemäuer
damaliger Zeiten, wie zum Beispiel das ehemalige Hospital oder das
Fortaleza mit dazugehöriger „Capela de nossa Senhora do Baluarte“.
Doch so schön die trotz
des einigen vergangenen Jahrzehnten teils gut erhaltenen Paläste und
Kapitänshäuser sind, umso grausiger ist die Geschichte dahinter.
Der Sklavenhandel und der Bürgerkrieg hinterließen auch hier ihre
Schatten. Im ehemaligen Gouverneurspalast erzählte man uns heute,
man habe den indischen Handwerkern, die die unglaublichen schönen
Möbel des Palastes mit viel Mühe und Können herstellten, nach
getaner Arbeit die Hände abgeschlagen. Die Steinstadt wirkt bis auf
wenige renovierte Regierungsbauten, Unterkünfte und Bankautomaten
verlassen und dennoch prächtig. Man fühlt sich in die Zeit
zurückversetzt, in der die Rikschas Hauptverkehrsmittel auf der
Insel waren.
Das „richtige Leben“
findet man in Makuti, der Lehmstadt. Hier wohnt die Mehrzahl der ca.
14000 Einwohner der Insel in eher ärmlichen Umständen. Die
typischen Lehmhütten stehen nur wenige Meter entfernt von den
prächtigen, zerfallenden Bauten.
Doch auch hier vermisse
ich das lebendige Leben. Es ist, als wenn die Insel in Zeitlupe
atmet. Zur Zeit finden auf Grund der Regenzeit nur wenige Touristen
den Weg zur Ilha de Mocambique – vielleicht liegt es (leider)
wirklich daran.
Seit 1991 gilt die Ilha de
Mocambique als UNSECO Weltkulturerbe.
Wir sind also wieder
angekommen, merken allerdings, wie sich Süden und Norden in Mosambik
deutlich unterscheiden. Noch haben wir einen Tag auf der Ilha und
einen weiteren Tag in Pemba vor uns, bevor wir am Dienstag nach
Maputo kommen werden.
Ich hoffe, das kleine
Update gefällt euch und gibt euch einen ersten Eindruck von unserer
Reise.
Wen die Geschichte der
Ilha de Mocambique noch nicht loslassen kann, der möge sich hier
einen kleinen Eindruck holen:
Bis demnächst, dann aus
Maputo. Schwüle und historische Grüße an euch fleißige Leser.
Eure Anni :)