Von August 2014 bis Juli 2015 habe ich in Mosambik gelebt und gearbeitet. Auf diesen Seiten werde ich von einige Eindrücke und Erfahrungen von meinem Freiwilligendienst in Maputo, der Hauptstadt, berichten. Bitte bedenkt, dass lediglich meine persönliche Sicht auf die Dinge hier zu lesen sein wird und dies nicht zu verallgemeinern ist! Es freut mich, dass ihr hier her gefunden habt!

Samstag, 6. Februar 2016

Es riecht nach Geschichte(n)...

Hallo ihr Lieben,

Endlich gibt es ein erstes Lebenszeichen zu später Stunde!

Ich sitze auf der Ilha de Mocambique, wo selbst um diese Uhrzeit noch Temperaturen von knapp 30°C herrschen, und lasse mir das letzte Bier des Abends schmecken. Unsere Reise im Norden kommt schon bald zum Ende und ich denke, es ist an der Zeit, ein kleines Resumee zu fassen.

[Ach wie schön, jetzt ist der Strom ausgefallen und auf einmal ist es so unheimlich ruhig auf diesem schönen Fleck Erde...]

Der Norden Mosambiks hat uns (und tut es auch immer noch) gut gefallen, auch wenn uns die Regenzeit hier doch stärker beeinflusst, als gedacht. Es tat gut, erst einmal etwas Zeit in Pemba gehabt zu haben, um anzukommen. Ich war sehr glücklich, wieder portugiesisch zu sprechen und mich einfach wieder etwas mosambikanisch zu fühlen. Ich konnte mich an den luftigen, nicht-sättigenden Brötchen erfreuen, der süße Tee, das milde Klima und der leichte Salzfilm, der sich auf meiner Haut ablegte – das alles und noch vieles mehr ist Mosambik.

Es tut so gut, wieder hier zu sein.

6 Stunden entfernt von Pemba (mit dem Auto durch knietiefe Pfützen sowie mit dem Dhau durch den Indischen Ozean) erreichten wir die fast menschenleere Ilha de Ibo. Hier verbrachten wir entspannte 3 Tage im „Cinco Portas“, welches wir aufgrund von Chris und seiner wahnsinnig guten Kochkünste nur wärmstens empfehlen können! Er beeindruckte uns auch durch seinen Lebensweg, viele bunte Geschichten und vor allem die, wie er nach Ibo kam.

Auf der Ilha fühlt man sich zurückversetzt in die Kolonialzeit, als es sich wohlhabende Portugiesen hier gut gehen ließen. Dieser Fleck Erde riecht schon beim Betreten nach Geschichte!

Wir unternahmen neben einer „Stadttour“ auch einen Ausflug mit einer typischen Dhau. Hier bekam ich die einmalige Gelegenheit, mit Delfinen zu schwimmen und ihnen schnorchelnd beim Spielen zuzusehen. Anschließend „strandeten“ wir auf den berühmten Sandbänken.

"IBO International Airport"

Mit einem kleinen Flugzeug (max 6 Personen inkl. Pilot) flogen wir letztendlich zurück nach Pemba und bekamen somit die Möglichkeit, uns die Quirimbas von oben anzusehen. Sie sind berühmt für ihre Mangrovenbäume, durch die man bei Ebbe gehen und so einige Meerestiere „ernten“ kann. So passiert es auch ab und an, dass man bei sehr niedrigen Wasserstand von einer zur anderen Insel laufen kann.

Angekommen in Pemba ging es gleich weiter Richtung Ilha de Mocambique. Diese liegt knappe 500km südlich von Pemba in der Nähe von Nampula und Nacala. Hier übernachten wir nun im Hotel Escondidinho (The Hidden Hotel) und atmen auch die Geschichte dieser bedeutenden Insel ein. Durch eine 3,5 km lange Brücke ist diese gut vom Festland aus zu erreichen. Bis 1898 war sie die Hauptstadt von Mosambik, ehe sie vom damaligen Lourenco Marques (heute Maputo) abgelöst wurde. Sie war eine der wichtigsten Handels- und Anlaufpunkte im südlichen Afrika für Inder, Chinesen, Portugiesen, Franzosen und weitere bedeutende Handelsmächte. Die Kultur auf der Insel ist stark muslimisch geprägt, aber auch indische und chinesische Kunst findet man immer wieder. Die Insel ist in zwei Teile unterteilt: Steinstadt und Lehmstadt. In der ersteren findet man noch heute die alten Gemäuer damaliger Zeiten, wie zum Beispiel das ehemalige Hospital oder das Fortaleza mit dazugehöriger „Capela de nossa Senhora do Baluarte“.

Doch so schön die trotz des einigen vergangenen Jahrzehnten teils gut erhaltenen Paläste und Kapitänshäuser sind, umso grausiger ist die Geschichte dahinter. Der Sklavenhandel und der Bürgerkrieg hinterließen auch hier ihre Schatten. Im ehemaligen Gouverneurspalast erzählte man uns heute, man habe den indischen Handwerkern, die die unglaublichen schönen Möbel des Palastes mit viel Mühe und Können herstellten, nach getaner Arbeit die Hände abgeschlagen. Die Steinstadt wirkt bis auf wenige renovierte Regierungsbauten, Unterkünfte und Bankautomaten verlassen und dennoch prächtig. Man fühlt sich in die Zeit zurückversetzt, in der die Rikschas Hauptverkehrsmittel auf der Insel waren.

Das „richtige Leben“ findet man in Makuti, der Lehmstadt. Hier wohnt die Mehrzahl der ca. 14000 Einwohner der Insel in eher ärmlichen Umständen. Die typischen Lehmhütten stehen nur wenige Meter entfernt von den prächtigen, zerfallenden Bauten.

Doch auch hier vermisse ich das lebendige Leben. Es ist, als wenn die Insel in Zeitlupe atmet. Zur Zeit finden auf Grund der Regenzeit nur wenige Touristen den Weg zur Ilha de Mocambique – vielleicht liegt es (leider) wirklich daran.

Seit 1991 gilt die Ilha de Mocambique als UNSECO Weltkulturerbe.


Wir sind also wieder angekommen, merken allerdings, wie sich Süden und Norden in Mosambik deutlich unterscheiden. Noch haben wir einen Tag auf der Ilha und einen weiteren Tag in Pemba vor uns, bevor wir am Dienstag nach Maputo kommen werden.


Ich hoffe, das kleine Update gefällt euch und gibt euch einen ersten Eindruck von unserer Reise.
Wen die Geschichte der Ilha de Mocambique noch nicht loslassen kann, der möge sich hier einen kleinen Eindruck holen:



Bis demnächst, dann aus Maputo. Schwüle und historische Grüße an euch fleißige Leser.



Eure Anni :)

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