Hallo ihr Lieben,
ich weiß, ich weiß. Ich
bin schon wieder viel zu spät dran, und dennoch habe ich eine „gute“
Ausrede. Nach fast 6 Wochen bin ich heute mal den ganzen Tag zu
Hause! Ja, ihr glaubt es kaum, aber in letzter Zeit passieren einfach
so viele Dinge auf einmal, dass ich es schon wieder unheimlich ätzend
finde, heute nicht wirklich etwas zu tun zu haben und vor allem
keinen der Mädels oder meiner mosambikanischen Freunde um mich zu
haben. Aber gut, weiter geht es mit den Urlaubsberichten, denn auch
nach Kapstadt führte es mich noch nicht endgültig nach Hause:
Ein paar Stunden darf ich
mein heimisches Bett genießen, bevor es ans Sachen waschen, fertig
machen, Sachen packen und – wieder losfahren geht. Den Abend
verbringen Hannah, Roberto, Cynthia und ich in Chopal; wir feiern in
Robertos Geburtstag rein. Am nächsten Morgen klingelt der Wecker
wieder einmal ungewohnt früh, doch unser Ziel ist klar: Quissico,
Zavala! Nach einigem Hin und Her und viel Glück mit dem Preis sitzen
wir irgendwann im Chapa, was uns ins Paradies bringen soll. Wir
kommen am Nachmittag an, treffen ENDLICH auf Kati (Ja, es ist
mittlerweile sehr schwer für uns, wenn wir uns mal 3 Wochen nicht
sehen!!!) und genießen einen sehr entspannten Abend. Am nächsten
Morgen dürfen wir „Fremden“ uns in Katis Projekt „ACUMUZA“
vorstellen. Kati hat ihr eigenes kleines Häusschen auf dem
Projektgelände, weshalb es nur logisch und höflich ist, sich einmal
vorzustellen. Am Nachmittag gehen wir in die „Vila“ - Stadt, und
ich esse seit einer gefühlten Ewigkeit wieder mein Lieblingsgericht
Matapa (es soll nicht das letzte mal im Urlaub gewesen sein…). Wir
treffen uns mit zwei Freunden, die an der Lagune Zavalas in einer
EcoLodge arbeiten. Sie laden uns für die nächsten zwei Tage zu sich
ein – eine Einladung, die wir nicht ablehnen können (definitiver
Mosambik-Reise-Tipp!!!!!). Die nächsten 2 Nächte genießen wir die
perfekte Ruhe im kleinen Paradies, essen Matapa, machen Milchreis zum
Frühstück, gehen Baden, spielen Karten, plaudern, lachen,… Die
Zeit geht auch hier viel zu schnell vorbei, doch für Freitag haben
wir ein neues Ziel: Es geht ein weiteres Mal nach Tofo! Bis Montag
genießen wir auch hier unseren Urlaub, gehen aus, tanzen, singen,
trinken, essen Pizza, Pasta, Pizza und trennen uns schließlich am
Montag: Cynthia und Hannah wollen die bereits geschafften Klometer zu
ihrem Gunsten nutzen und fahren weiter bis nach Vilanculos, Roberto
verbleibt noch einige Tage in Tofo und ich mache mich schon wieder
auf den Rückweg – wenn auch nur bis Quissico. Ich verbringe
weitere 3 ungeplante Nächte in der EcoLodge, aber so ist das nun
einmal in Mosambik mit der Zeit, wenn man eigentlich nur eine
Zwischenübernachtung geplant hat. Jojo kocht für uns, unheimlich
gesund und noch vieeeeeeeel leckerer! Meine Tage beginnen früh, ich
gehe schwimmen, lese, höre Musik, gehe wieder schwimmen, essen und
liege oft schon vor 21 Uhr im Bett – ein Leben, das ich so in
Maputo wohl nicht haben kann. Am Donnerstag geht es also zurück,
doch da wir so spät in der Hauptstadt ankommen entscheide ich mich,
in der Stadt zu bleiben und auszugehen – zu sehr habe ich das
vermisst! Ich genieße meinen ersten richtigen Abend in Maputo und
schlafe dennoch erschöpft ein. Am Freitag zieht es mich trotz mich
überkommender Müdigkeit zur Arbeit, denn meine kleinen Kinder
sprangen schon in den letzten Tagen überall in meinen Träumen hin
und her. „Tia Anni!!!“ höre ich schon aus der Ferne und als ich
direkt am Tor stehe, kann ich die Freude meiner kleinen in ihren
Augen funkeln sehen. Mir öffnet eine mir unbekannte Frau das Tor –
Hannah hatte mir bereits erzählt, dass sich in meiner Abwesenheit
viel verändert habe (unter anderem gibt es jetzt ein neues
Pastorenehepaar, welches ich allerdings bis heute noch nicht kennen
gelernt habe). Sie lädt mich ein, mit ihr einen Tee zu trinken,
damit wir Zeit hätten uns zu unterhalten und uns kennen zu lernen.
Tia Sandra (ja, selbe Namen) ist mir von Anfang an unheimlich
sympathisch! Sie bringt mich zu den Kindern, die sie, da es regnet,
vor den Fernseher gesetzt hat. Mein erster Arbeitstag besteht aus
Kinder-knuddeln und Portugiesisch-auffrischen. Ich bin glücklich,
wieder zurück zu sein und weiß, dass ich nie wieder so lange hier
fehlen möchte. Der Abschied im Juli wird mir auf einmal unheimlich
bewusst. Der nächste Tag trägt zu letzterem Gefühl nicht unbedingt
positiv bei: es sind noch genau 100 Tage, bis ich meiner Heimat
vorerst den Rücken kehren muss. Das gesamte Wochenende verbringe ich
mit und bei den Mädels, wir entspannen tagsüber im Apartement,
gehen Besorgungen machen und am Abend aus – Hauspartys,
Abschiedsessen von Frida, Associacao und Sergios (Bar in Museu).
Am Montag beginnen
Hannah und ich wieder, gemeinsam zu arbeiten. Wir dürfen Frühstücken
und kümmern uns dann um die Kinder – wir können Dank Tia Sandra
endlich wieder an das Spielzimmer, da wir plötzlich nicht mehr das
Gefühl haben, irgendetwas falsch zu machen. Wir genießen die wenn
auch unheimlich laute Spielzeit mit den Kindern und gehen am
Nachmittag erschöpft aber zufrieden nach Hause. Ich schlafe auch an
diesem Tag endlich wieder einmal zu Hause. Am Dienstag regnet es aus
Eimer und so finden wir im Projekt ein ähnliches Bild vor, wie schon
in der vorherigen Woche: Fernsehen, Kinder knuddeln, etwas spielen.
Am Mittwoch begleitet uns Cynthia mit zu REMAR, die gern ihr Projekt
wechseln möchte und nun ein neues sucht. Ihr gefällt es auf Anhieb
wahnsinnig gut und auch die Kinder verstehen sich trotz
Sprachproblemen mit ihr. Wir haben einen langen Arbeitstag, der uns
alle dennoch glücklich macht. Am Abend gehe ich seit 6 Wochen
endlich wieder zum Tanzen. Auch, wenn ich in dieser Gruppe keinen so
großen Ehrgeiz habe, macht es mich doch jedes mal etwas glücklicher.
Der Abend endet anders als geplant: Es ist Mittwoch, also eigentlich
noch kein Wochenende. Da allerdings ein Freund aus Tofo in Maputo ist
und er seinen Geburtstag an diesem Tag feiert, gehe ich mit in die
Garanjinha, danach zieht es uns ins Piratas, Pizza essen, ins Base um
kurz zu entspannen bevor wir nach Mitternacht im Sergios in Museu
landen. Hier kommen wir erst gegen halb 5 Uhr Morgens los und ich
schicke Hannah noch schnell eine Nachricht, dass das mit arbeiten in
4 Stunden wohl nichts wird. Und so kommt es auch: Ich liege flach,
begrüße die Bäckersfrau um halb 3 mit einem unmotivierten und
verwirrten „Guten Morgen“ und fahre nach Patrice. Am Abend
allerdings geht es mir schon viel besser, und da heute das Wochenende
beginnt, zieht es uns wieder in die Associacao. Wir haben einen
schönen, ruhigen und vor allem kurzen Abend, was mich allerdings
nicht stören soll. Am nächsten Tag bin ich also wieder fit, um mit
Hannah arbeiten zu gehen. Am Nachmittag fahre ich in die Stadt, wo
ich für Gledice und mich Karten für das am Samstag stattfindende
FESTIVAL TROPICAL ZOUK kaufen möchte – ein Kampf, den ich mit
gefühlt 200 anderen Menschen an diesem Nachmittag im Shoprite
kämpfe. Den Abend gehe ich eher ruhig an, denn irgendwie fühle ich
mich, als wenn ich am nächsten Morgen unheimlich krank sein würde.
Und ich soll recht behalten: Eine fette Erkältung hat mich über
Nacht eingeholt. Ich fahre nach dem Mittag nach Hause, um mich für
den Abend (Festival) zurecht zu machen. Gledice kommt erst um 22 Uhr
nach Hause – ich liege mittlerweile fast schlafen auf dem Sofa. Das
Konzert hatte bereits um 19 Uhr angefangen. Dennoch fahren wir noch
in die Stadt und sehen uns bis 5 Uhr morgens noch 3 Bands an. Auch,
wenn ich unheimlich müde, fertig, irgendwie auch noch krank und ein
kleines Wenig genervt von der „Entspanntheit“ der Mosambikaner
bin, so genieße ich den ersten Abend, den ich nur mit meiner
Gastmutter teile.
Und nun sitze ich hier
und fasse die vergangenen Wochen wieder einmal zusammen. Mittlerweile
sind meine Einträge immer rationaler, habe ich das Gefühl. Ich habe
Angst davor, zu emotional zu schreiben, da ich sonst bei jedem Wort
mehr, was ich hier schreibe, noch mehr anfangen würde zu weinen.
Heute sind es noch 93 Tage – eine Zeit, die unheimlich schnell
vorbei gehen wird. 12 Wochenenden bleiben mir noch, um alles noch
einmal zum „letzten Mal“ zu tun. Meine Planung geht mittlerweile
bis Ende Juli und ist – ja, dort dann zu Ende. Denn dann mach ich
mich wieder auf den Rückweg. Doch bis dahin steht noch einiges auf
dem Plan: Ponta d'Ouro, Bushfire Festival, vielleicht noch in den
Norden – Pläne, die man auf ein weiteres ganzes Jahr verteilen
könnte. Ich möchte nicht weg, möchte mich nicht verabschieden.
Komisch, warum gerade nach 9 Monaten bereits der Abschied so präsent
im Kopf ist. Ich glaube, es gibt keinen Tag mehr, an dem wir nicht
über Ende Juli reden – „Was wollen wir noch machen?“, „Was
ist, wenn wir wieder in Deutschland sind?“, „.........“. So
viele Fragen, die ich jetzt gar nicht alle formulieren kann. Dieses
Jahr beeinflusst mich beziehungsweise uns alle so ausschlaggebend,
dass man es sich schon gar nicht mehr vorstellen kann, dem irgendwann
„Auf Wiedersehen“ zu sagen. Und es wird ein Wiedersehen geben, da
bin ich mir ganz sicher.
Als Abschluss heute eine
Weisheit von einem Kind im Projekt (frei ins Deutsche
übersetzt):
Das Leben ist wie ein Keks: Wenn er bricht, kann er nie wieder unsichtbar zusammengesetzt werden. Es bleiben immer sichtbare Risse.
Das Leben ist wie ein Keks: Wenn er bricht, kann er nie wieder unsichtbar zusammengesetzt werden. Es bleiben immer sichtbare Risse.