Von August 2014 bis Juli 2015 habe ich in Mosambik gelebt und gearbeitet. Auf diesen Seiten werde ich von einige Eindrücke und Erfahrungen von meinem Freiwilligendienst in Maputo, der Hauptstadt, berichten. Bitte bedenkt, dass lediglich meine persönliche Sicht auf die Dinge hier zu lesen sein wird und dies nicht zu verallgemeinern ist! Es freut mich, dass ihr hier her gefunden habt!

Sonntag, 16. September 2018

Zurück zu Hause.

Auszug aus „Unter dem Frangipanibaum“ von Mia Couto

Fünftes Kapitel: Das Geständnis des alten Portugiesen


„Ich erzähle ihnen eine uralte Geschichte, aus der Zeit von Vasco da Gama. Damals, heißt es, gab es einen alten Schwarzen, der ging am Meer entlang und sammelte Strandgut. Er trug Reste von Schiffbrüchen zusammen und begrub sie. Aber eine von den Planken, die er in die Erde steckte, schlug Wurzeln und wurde wieder ein Baum.
Und dieser Baum, Herr Inspektor, das bin ich. Ich war eine Planke aus einer anderen Welt, aber meine Scholle ist das hier, meine Wurzeln sind hier neu getrieben.
[…]
Heute weiß ich: Afrika raubt uns unser Sein. Und höhlt uns in umgekehrter Richtung aus, denn es füllt uns mit Seele.
[…]
Ich bin nämlich so heimatlos, so vertrieben, daß ich mich fern von gar nichts mehr fühle, von niemandem mehr getrennt. Ich habe mich diesem Land ausgeliefert, wie man zu einem Glauben übertritt.“

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Hallo ihr Lieben,

Jetzt ist es schon wieder einige Zeit her, dass ich in Mosambik gelandet bin. Vieles ist in den vergangenen 6 Wochen passiert. Aber von Anfang:

Als ich wieder daheim ankam, erwartete mich Thaylson, mein Patenkind, und lief mir in die Arme. Es war so schön, zu sehen, wie er sich in den letzten 7 Monaten entwickelt hat. Wieder bei meiner mosambikanischen Familie zu sein bescherte mir ein Gefühl von „nach Hause kommen“. Und so nahm der Alltag wieder seinen gewohnten Lauf: Nach der Prüfungsphase in Deutschland hieß es oft erstmal ausschlafen. Frühstücken. Einen Kaffee in meiner Lieblingsbäckerei trinken gehen. So kann ein Morgen starten. Die folgenden Tage wurden gefüllt mit dem üblichen, was man so in Maputo macht und was ihr hier schon oft genug lesen konntet.
Nach einer Woche entschied ich mich dazu, nach Tofo zu fahren – der Ort, der mich immer wieder anzieht. In den folgenden Tagen erfüllte ich mir einen Wunsch, den ich schon lange im Herzen hatte: Ich machte meinen PADI Advanced Tauchschein und hatte somit die Möglichkeit, unheimlich viel tauchen zu gehen! Zu dieser Jahreszeit macht das tatsächlich besonders viel Spaß! Auch wenn das Wasser recht kalt ist (20°C) sorgt genau das dafür, dass sich hier zur Zeit Buckelwale sehr wohl fühlen. Auf jedem meiner Tauchtrips hatte ich also die Ehre, diese wunderbaren, einzigartigen Tiere zu beobachten und unter Wasser ihren Gesängen zu lauschen. Auch meinen ersten Manta Rochen habe ich gesehen – und war noch nie im Leben so beeindruckt! Die vielen Tauchgänge haben mich noch einmal reflektieren lassen, wie gern ich diesen Sport doch betreibe und wie sehr ich in Zukunft daran festhalten und mich weiter entwickeln möchte.
Als ich wieder in Maputo ankam, wurde mir ein weiteres Mal bewusst, wie schnell die Zeit verrennt. Noch eine Woche hatte ich Zeit, mich auf mein Praktikum in Beira vorzubereiten, die letzten Erledigungen in Maputo zu unternehmen und – meine Abschiedsparty zu planen. Diese war letztendlich mein bisheriges Highlight in diesem Jahr (neben dem Tauchen…). Es war unheimlich toll, alle meine Freunde um mich herum zu haben und mit ihnen feiern zu können. Klar, eigentlich gab es keinen großen Unterschied zu den restlichen Wochenenden, aber doch wurde mir erst jetzt bewusst, wie viel mir die Menschen hier doch bedeuten. Viele wunderten sich, dass ich eine „Abschiedsparty“ schmeiße, obwohl ich doch in Mosambik bleibe und auch im Oktober nochmal für ein paar Tage zurück nach Maputo komme. Und dennoch hat es sich richtig angefühlt, diese Feier zu haben. Die Reaktionen der Leute hat mir gezeigt, wie selbstverständlich meine Anwesenheit mittlerweile ist und wie sehr ich hier her gehöre.
Mit diesem guten Gefühl stieg ich nur wenige Tage später total motiviert in den Flieger und landete nur eine Stunde später in meiner neuen Heimat auf Zeit: Beira. Mein Chef und seine Frau empfingen mich und brachten mich zum Hotel, wo ich die erste Nacht übernachten sollte. Am nächsten Tag war dann Umzug in mein neues Haus und Einkäufe erledigen angesagt. Wiederum einen Tag später musste ich mich jedoch schon wieder von Beira verabschieden, um nach Simbabwe zu fahren und mein Visum stempeln zu lassen. Zurück in Beira stand das Wochenende vor der Tür und dank Kontakten verbrachte ich dieses gleich mit Bekannten und Verwandten meiner Freunde aus Maputo. Es war toll, gleich anzukommen. In der darauffolgenden Woche hieß es dann ab ins Büro, meine neuen Kollegen und meinen Arbeitsplatz für die nächsten Wochen kennen lernen. Wir besprachen die Inhalte meines Praktikums und ich begann sofort, mich an die Arbeit zu machen. Seitdem ist unter der Woche irgendwie ein Alltag eingekehrt, den ich so schon lange nicht mehr kenne, wenn ich in Mosambik bin: 6 Uhr aufstehen, duschen, frühstücken, Mittag essen vorbereiten. 8 Uhr Arbeitsbeginn. 12 – 14 Uhr Mittagspause und anschließend nochmal bis 17 Uhr arbeiten. Wenn ich nach Hause komme, kann ich mir oft noch den Sonnenuntergang am Strand anschauen, denn – ich bin nach einigen Probleme in meinem alten Haus nochmal umgezogen und wohne jetzt 2 Minuten zu Fuß vom Strand entfernt. Das ist einfach perfekt, um den Abend ausklingen zu lassen. Am zweiten Wochenende hier in Beira wurde ich eingeladen, nach Sengo, einem nahe gelegenen Strand, zu fahren und dort einem Freund mit ein paar Klienten zu helfen. Ich betreute also 3 italienische Mädels, mit denen ich mittlerweile auch in meiner Freizeit viel unternehme. Wir verbrachte schöne 3 Tage mitten in der Natur, ohne Strom, ohne Handyempfang. Es war unheimlich entspannt, eine Auszeit zu haben von all dem, was uns sonst so im Alltag von den wirklich schönen Dingen des Lebens ablenkt. Zurück in Beira holte mich der Arbeitsalltag wieder an und nun ist auch das dritte Wochenende hier schon wieder vorbei, was dieses Mal von anderen Dingen geprägt war: Gestern, am 15. September, war der WORLD CLEANUP DAY – ein Tag, an dem sich weltweit Menschen versammeln und Strände, Wälder, Städte vom Müll befreien, um so nicht nur der Natur etwas gutes zu tun sondern viel mehr auf dieses große Problem aufmerksam zu machen. In Beira gab es offiziell 3 Orte, an denen sich die Menschen versammelten. An dem Strandabschnitt, wo ich mit den Italienerinnen war schien es anfangs als wären wir eine sehr überschaubare Gruppe, doch nach und nach kamen immer mehr Leute dazu und unterstützten die Aktion, die von der Organisation „Let’s Do It Mozambique“ organisiert wurde. Ich kam mit vielen Menschen ins Gespräch und erfuhr tatsächlich viel über die Probleme, die sie ihrerseits sehen. Nach einem verdienten Kaffee und Mittagschlaf ging es dann gestern Abend wieder zum Flughafen – aber nicht, um zurück zu fliegen. Auf der Besucherterrasse fand eine Rooftop Party statt, womit ich jetzt auch das erste Mal in Beira feiern war.
Und jetzt ist schon wieder Sonntag, wir gehen später noch Volleyball am Strand spielen und heute Abend muss ich noch etwas arbeiten, um ein paar Stunden gut zu machen.

Und so ziehen der Alltag und die Zeit hier an mir vorbei. Jetzt ist es noch genau ein Monat und ich sitze wieder in meiner Wohnung, das neue Semester wird beginnen und der Winter wird kommen. Doch solang werde ich meine Zeit hier noch genießen, und mich so langsam mit dem Gedanken anfreunden, dass ich das nächste Mal nur mit einem OneWay Ticket herkommen werde…

Das wars ihr Lieben, ich hoffe, euch geht es gut und ihr freut euch, mal wieder etwas von mir zu lesen. Mein Leben in Mosambik geht also weiter und ich werde sicher auch noch einmal schreiben. Zur Zeit bin ich allerdings nicht in bester Schreiblaune und bin selten mit meinen Texten zufrieden. Vielleicht kommt das wieder mehr, wenn die Sehnsucht zurück kommt sobald ich wieder in Deutschland bin.

Bis dahin, haltet die Ohren steif. Ich schicke euch etwas von den heute knalligen 32°C rüber und verabschiede mich an den Strand.

Eure Anni :)


1 Kommentar:

  1. Hallo meine Maus,
    schön, dass du dich endlich aufgerafft und einen neuen Blogeintrag verfasst hast. Auch wenn wir dieses Mal schon oft telefoniert und ich von deinem Aufenthalt in Maputo, Tofu und Beira aus erster Hand erfahren habe, ist es immer wieder schön, hier zu lesen, wie es dir geht 😘. Ich wünsche dir noch eine arbeits- und erlebnisreiche restliche Zeit in Mosambik und freue mich, dich dann recht bald wieder in die Arme schließen zu können 🤗
    Ganz liebe Grüße von deiner Mama.

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