Von August 2014 bis Juli 2015 habe ich in Mosambik gelebt und gearbeitet. Auf diesen Seiten werde ich von einige Eindrücke und Erfahrungen von meinem Freiwilligendienst in Maputo, der Hauptstadt, berichten. Bitte bedenkt, dass lediglich meine persönliche Sicht auf die Dinge hier zu lesen sein wird und dies nicht zu verallgemeinern ist! Es freut mich, dass ihr hier her gefunden habt!

Sonntag, 21. September 2014

Übers Ende des Allein-Seins.


Vielleicht kannst du mal deine Sommersprossen
zu 'nem Pfeil verbinden,
und wenn du dem dann folgst,
dann wirst du dich schon finden.
[Julia Engelmann – Eckige Kugelfische]




Hallo ihr Lieben,

Es ist mal wieder Zeit zum Schreiben, zumindest finden das einige von euch. Ich allerdings fühle mich gar nicht in der Lage, so einen ausführlichen und schönen Beitrag zu schreiben, wie es die letzten vielleicht waren. Aber nun gut, ich schreibe ihn jetzt trotzdem mit dem Wissen, dass ihr euch eh über jedes Wort von mir freut ( Hahaha :P ).
Wie der Titel dieses Beitrags schon verrät, ist es seit gestern vorbei mit dem Allein-Sein. Meine Familie ist am Abend wieder in Maputo gelandet und kam hier mit so viel Gepäck an, dass ich nur dachte: „Wollt ihr das ganze Haus neu ausstatten?“. Wie dem auch sei hat sich besonders Gledice so sehr gefreut mich wiederzusehen, dass sie mich öfter sehr stark umarmen musste/wollte. Wir haben alle richtig herzlich und viel gelacht, als ihnen aufgefallen ist, dass ich noch lebe, ich nicht verhungert bin und das Haus noch steht – Ja, Anni hat alles auf die Reihe bekommen so ganz allein. Dann wurde erst ein mal ein bisschen erzählt, wie die letzten Tage bzw. Wochen waren und ich habe nur ein Wenig über ihren Urlaub fragen können. Dazu war die Zeit dann doch etwas knapp. So ganz nebenbei hatte nämlich noch mein Gastvater Nercio Geburtstag. Er ist gerade einmal 34 Jahre jung geworden. Aus diesem Grund war ich ab 7 Uhr morgens nach einer durchfeierten Nacht (ich habe mir gegen halb 4 ein Taxi aus der Stadt genommen) „hellwach“ und fing an, einen Apfelstreusselkuchen à la Mama zu backen. Das dauerte dann aufgrund meiner Müdigkeit länger als gedacht, und so schaffte ich es leider nicht mehr, noch ein kleines anderes Geschenk für Nercio zu kaufen. Ich war dennoch in der Stadt, um mich mit Marie, Yohanna und Sandra bei einem Freund zu treffen, bei dem die beiden zuletzt genannten eventuell wohnen könnten. Sie sind nicht glücklich mit ihrer derzeitigen Wohnsituation, aber dazu könnt ihr eventuell mehr auf ihren eigenen Blogs lesen (siehe linker Rand). Danach fuhr ich also nach Haus, mit dem Wissen, meine Familie würde gegen 5:45 pm in Maputo landen. Bis 20:30 Uhr durfte ich dann warten – anscheinend sind sie um die angegeben Uhrzeit erst in Nampula losgeflogen. So wurde aus einem eigentlich stressigen Tag ein recht entspannter und am Abend sogar ein etwas emotionaler: Als wir uns gegen 22:00 Uhr endlich an den Tisch saßen, durfte Nercio nicht sofort den Kuchen anschneiden. Erst musste eigentlich ich etwas zur Feier des Tages sagen, wusste allerdings nicht was, und ließ Gledice beginnen. Sie dankte ihrem Mann für das Glück, ihn zu haben, für ihr gemeinsames Kind, für die schönen vergangenen letzten Tage in Nampula und Umland. Sie wünschte ihm Gesundheit, ein langes Leben, Glück, Liebe und nochmals – ein langes Leben. Danach war es Nercio, der sprach. Erst auf Englisch, dann auf Portugiesisch. Er bedankte sich bei Gott, dass er ein Jahr älter geworden ist, machte mir deutlich, wie besonders allein das nur schon für ihn ist. Er bedankte sich bei mir für die Überraschung, dankte seiner Frau für die selben Sachen, die sie bereits gesagt hatte. Er bedauerte, dass er nur den Abend seines Geburtstags richtig zum „feiern“ hatte, da er sonst alle seine Freunde und die ganze Familie eingeladen hätte. Generell war er etwas bedrückt, so emotional, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Danach bedankte ich mich für die lieben Worte, habe ihm alles Gute, Gesundheit,... gewünscht und habe ihm auch von meinen Eltern gratuliert, die sehr glücklich sind, dass ich in einer solch tollen Familie leben darf. Auch von mir durften sie sich noch einmal anhören, wie glücklich ich bin, bei ihnen zu wohnen, worauf sie mit den selben Worten antworteten. Gledice benutzte dabei sogar das Wort „filha“ (Tochter). Auch wenn das nur ein ganz kleiner Augenblick war, war es dennoch der für mich schönste der letzten 18 Tage. Ich habe mich schon den ganzen Tag irgendwie darauf gefreut, dass sie bald wieder da sein würden und ich habe das selbe Gefühl zurück bekommen. Ich bin hier angekommen, definitiv. Das habe ich durch diesen Abend so sehr gespürt.

Zum Rest meiner letzten 18 Tage „allein“ in Maputo: Meine Gedanken habe ich euch ja bereits im letzten Eintrag versucht zu übermitteln, doch nachdem ich diesen verfasst hatte, änderte sich doch so einiges – zumindest in meinem Kopf. Auch wenn ich immernoch nicht angefangen habe zu tanzen so bin ich endlich mal dazu gekommen, rauszugehen. Ich hatte mir vorgenommen, jeden Tag nach der Arbeit in die Stadt zu fahren, egal ob ich wirklich was erledigen musste oder nicht. Ich war mit Anna bei DHL, um zu checken, ob unsere Pakete bzw. Briefe schon da sind, habe mich mit einem Freund zum Eis essen getroffen (Oh mein Gott, eindeutig das beste Eis bisher!), war auf dem Kunstmarkt Feirra und habe mir dort einen Rucksack aus Capulana gekauft, war einkaufen und habe am Ende des Tages gekocht, laut Musik gehört oder einfach vor dem Fernseher entspannt. Es tat gut, seinen Tag allein planen zu können, ohne von anderen so richtig abhängig zu sein.
In den letzten Tagen wurden Anna und ich auch wieder zunehmend unglücklicher was unsere Arbeit im Projekt angeht. Wir waren einen Tag bei Hbonny im Büro und schilderten ihm die Notwendigkeit von einem Projektwechsel, doch am Freitag hatte er dann keine so guten Nachrichten: Nur einer von uns wird das Projekt in zwei Wochen wechseln – und das ist Anna. Sie wird dann zusammen mit Inga bei KOFUNANA arbeiten und ich bleibe allein bei REMAR. Hbonny möchte auf mein Dringen bei dem Pastor nachfragen, ob ich eventuell im Jungshaus arbeiten könnte, wo bereits ein anderer deutscher Freiwilliger seit Januar ist. Ich glaube, so schwer es mir auch fallen wird, die Kinder in Liberdade zurück zu lassen, wäre das für mich doch die bessere Lösung. Und wenn ich sage für mich, dann meine ich für mein psychisches Ich. Ich denke bzw. hoffe, dass dieses Thema aber noch nicht abgehakt ist. Ich weiß nicht, ob ich das das ganze Jahr über so leicht durchstehe oder ob ich mich doch wieder irgendwann verkriechen könnte. Aber wie heißt es hier so schön: „Take your Time!“ Mehr dazu vielleicht später …
Am letzten Wochenende waren wir am Samstag wieder in Macaneta, um Alexandra, die neue Freiwillige aus Österreich (fliegt Ende des Monats leider schon wieder), unser kleines Paradies zu zeigen. Leider kamen wir nicht an einen ganz so traumhaften Strand, da es anscheinend davon abhängig ist, von wem man am Fluss mitgenommen wird, wo man zum Schluss dann landet. Dennoch hatten wir mal wieder einen wunderschönen Tag dort! Am Sonntag habe ich nur Wäsche gewaschen, etwas mit Duma (Der „Hausmann“ – Ja, ich kenne jetzt seinen Namen!) gequatscht und gekocht und generell viel Kraft für die neue Woche arbeiten getankt.

Wie ihr seht, ist in den letzten Wochen generell nicht viel passiert, nur dass ich leider von keinem positiven Verlauf, was die Arbeit im Projekt angeht, berichten kann.

Ich versuche euch, durch ein paar ausgewählte Bilder einen kleinen Abriss der letzten Wochen zu geben. Vor allem kann und darf ich aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Bilder vom Projekt bzw. den Kindern zeigen (Naja, halbe Kinder und hässliche Ecken im Projekt zählen jetzt mal nicht!). Wer mehr bzw. alle Bilder meines Abenteuers hier sehen möchte, muss  aufgrund der schlechten Internetsituation wohl auf nächstes Jahr Juli warten. 

Oh, noch etwas: Ich habe mein Rückflugtermin, jedoch möchte ich ihn noch nicht verraten, da ich selber gerade damit klar kommen muss, dass es echt noch so wahnsinnig lang hin ist. Was ich aber sagen kann, ist, dass es noch mehr als 300 Tage sind, bis ich euch ALLE wieder richtig in die Arme schließen kann. Sobald eine 2 ganz vorn steht, schmeißen Anna und ich eine Party, haben wir uns vorgenommen! Wir sind zur Zeit in einer wie ich finde ähnlichen Situation, allein durch die Sachen im Projekt und ich bin sehr glücklich, sie bis jetzt noch jeden Tag sehen und mit ihr reden zu können. Was wird das nur ohne Anna? :P

Das soll es für heute gewesen sein. Entschuldigt das Chaos, bin bei meinen Erzählungen nicht wirklich chronologisch vorgegangen. Ihr müsst mir das aber bitte verzeihen …

Eure Anni :)

PS (1): Eine positivere Zahl ist die folgende: 93! In genau 93 Tagen hole ich meine Eltern vom Flughafen ab und wir verbringen zwei wunderschöne Wochen hier in Maputo und Umland. Und um euch einen kleinen Schreck einzujagen: In 94 Tagen ist Weihnachten :D


PS (2): Fast vergessen: DANKE FÜR UNGLAUBLICHE 10.000 SEITENAUFRUFE! Ihr seid verrückt, wirklich! Ich habe mich so sehr darüber gefreut!

[Bilder kommen morgen, das Internet reicht heute leider nicht mehr aus.]
Einfach ein schönes Motiv, am Strand von Macaneta :)


Das war dieses mal unser Strand im Paradies. Wie gesagt, für uns nicht ganz so perfekt, wie beim ersten Mal. Für viele von euch wäre aber allein das schon unglaublich paradiesisch gewesen!
Sehr vertrauenserweckende Schilder Am EIngang zum Strand :D



Eine ,,Schöne" Ecke im Projekt ... 

Ja, an diesem Tag haben wir uns über WENIGE Fliegen gefreut. Immerhin saßen sie alle auf den Mülltüten :D

Und JA - es gab NUDELN für unsere Kids! Das war natürlich etwas ganz besonderes für die Kleinen und Großen :)

3 Kommentare:

  1. Liebe Anni,
    ... genau, wir freuen uns über jedes Wort von dir.
    Ich bin sehr, sehr glücklich, dass du jetzt scheinbar für dich in Mosambik, vor allem in deiner Gastfamilie, angekommen bist, dass auch Gledice und Nercio dich als ihre Filha „angenommen“ haben und sich wirklich so herzlich freuten, dich wieder in die Arme schließen zu können!
    Ich finde, du kannst schon sehr stolz darauf sein, wie du die zwei Wochen gemeistert hast. Kochen, Wäsche waschen, saubermachen, die Projektarbeit, die Gefühle ordnen, immer neue Eindrücke, neue Freunde,…. HOCHACHTUNG!!!
    Schön finde ich auch die Geste, dass jeder zur Feier des Tages (hier Nercios Geburtstag) etwas sagt. So denkt jeder über seine Lieben nach, überlegt, was einem wichtig ist,… und nutzt die Möglichkeit sich zu bedanken.
    Was deine Projektarbeit angeht, mache ich mir, wie schon gesagt, ein klein wenig Sorgen um dich. Doch ich finde gut, dass ihr es anpackt,… nach einer machbaren Lösung sucht. Bleib’ dran. Wenn du mehr erzählen willst, ich habe immer 2 große offene Ohren ;-).
    Für die kommenden Wochen und bis zum nächsten Blogeintrag wünsche ich dir viel Kraft, Spaß, Freude, schöne Erlebnisse und „Take Your Time“ – aber auch: „Carpe diem“!
    Ganz liebe Grüße, eine feste Umarmung und einen dicken Gute-Nacht-Kuss von deiner Mama.

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  2. Liebe Anni, es ist ein wahnsinniges Gefühl, in Sibirien deinen Bericht zu lesen, deine Fotos und vor allem dein glückliches Lächeln im Gesicht zu sehen! Ich hab es übrigens nicht geschafft, all deine Sommersprossen zu einem Pfeil zu verbinden ... Jede Reise bringt neue Erfahrungen, Erkenntnisse und Erlebnisse, und es ist zu spüren, daß dein Entschluss, ein Jahr lang ausgetretene Pfade zu verlassen und dich auf unbekannte Wege zu begeben, einfach nur richtig war und dein Leben vielfältig bereichern wird. Deine Berichte zeichnen ein umfassendes Bild von deinem Alltag, beschönigen nichts, lassen uns intensiv teilhaben an deinen Eindrücken, treiben uns die ein und andere Träne der Rührung und Freude in die Augen. Morgen werde ich wieder zurückfliegen, dann geht auch meine Reise zu Ende - und wir können uns wieder über WhatsApp intensiver unterhalten. Von Shenja, Linda, Raimund und Christoph soll ich schöne Grüße ausrichten, sie bewundern dich sehr - und sind auch etwas neidisch angesichts der traumhaften Strandfotos! Und freue dich - in drei Monaten feiern wir Weihnachten zusammen! Ich drück dich - ein lieber Kuss nach Machava von deinem Papa

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  3. Liebe Anni, nach einigen technischen Schwierigkeiten kann ich nun doch noch einen Kommentar schreiben, deiner Mama sei Dank. Mit Bericht vom 21.09.2014 haben wir wieder eine Menge Neues erfahren, danke dafür. Da kannst du mal sehen, wie beliebt und anerkannt du in deiner Gastfamilie bist. Das scheint nicht allen deinen Mitstreitern so zu gehen. Aber das liegt natürlich auch zu einem großen Teil an dir und deiner herzerfrischenden Art. Bewahre dir diese Art und lass dich nicht verbiegen. Ich glaube, so kommst du ganz weit. Zur Zeit ist der Neid auf deine Strandfotos etwas kleiner geworden, da zu uns der Spätsommer zurückgekehrt ist. Allerdings sind bei uns die Leute nicht mehr ganz so braungebrannt wie die, die ich teilweise um dich herum sehe. Auch wenn dein Projekt zur Zeit nicht so sehr deinen Wünschen entspricht, wird es dir trotzdem die vielfältigsten Erfahrungen bringen. Das merkst du wahrscheinlich aber erst viel später. Gewinne deshalb allem immer etwas Positives ab, auch wenn es manchmal echt besch.... ist. Du weißt doch: Nach jedem Regen scheint auch wieder die Sonne. Und von dieser habt ihr ja nun wirklich genug. In diesem Sinne für heute alles Liebe von Kati

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