Von August 2014 bis Juli 2015 habe ich in Mosambik gelebt und gearbeitet. Auf diesen Seiten werde ich von einige Eindrücke und Erfahrungen von meinem Freiwilligendienst in Maputo, der Hauptstadt, berichten. Bitte bedenkt, dass lediglich meine persönliche Sicht auf die Dinge hier zu lesen sein wird und dies nicht zu verallgemeinern ist! Es freut mich, dass ihr hier her gefunden habt!

Dienstag, 30. September 2014

Monatsbericht September.

Teil 1 – Zwischen Sonne und Regen leuchtet irgendwo der bunte Regenbogen!

Hallo ihr Lieben,

nun sind es schon zwei Monate hier in Mosambik. Zwei Monate mit vielen Hochs und Tiefs, mit hässlichen Ecken und schön polierten Kanten. Das Leben hier in Mosambik ist abwechslungsreich, jeden Tag gibt es noch immer Kleinigkeiten, die einen neu erfreuen, Neues, was man lernen oder einfach akzeptieren muss und immer wieder Neues, das einen zum Strahlen bringt. Vielfalt steckt wohl immer in einem solchen Lebensabschnitt, wenn man sich dazu entscheidet, ein Jahr in einem anderen Land zu verbringen. Es gibt nicht nur immer Sonnenschein, denn wer den Regenbogen sehen will, muss auch den Regen ertragen. Und das meine ich hier wohl im wahrsten Sinne des Wortes (auch wenn die ersehnte Regenzeit immer noch nicht eingesetzt hat und das Land zur Zeit von drückender Dürre überzogen wird).
Würde es mir hier richtig gut gehen, sodass ich schon jetzt nicht mehr nach Hause möchte, würde ich diesen Eintrag nicht mit solchen Worten einleiten. Doch leider muss ich euch mitteilen, dass ich hier noch nicht angekommen bin. Klar, irgendwie schon – auch manche Ecken habe ich mir mittlerweile schön poliert – aber dennoch sind die letzten zwei Monate nicht so verlaufen, wie erhofft. Ich habe mich nicht in das Land, Mosambik, verliebt. Ich habe eine geteilte Meinung über die Leute hier. Ich bin in meinem Projekt nicht angekommen, fühle mich meist nicht so richtig gebraucht. Es tut mir leid, wenn ich mit diesem Eintrag vielleicht enttäusche, aber ich möchte euch meinen Aufenthalt hier nicht verschönigen, sondern so realistisch wie möglich berichten.
Jetzt denkt bitte nicht, dass ich mich nächste Woche in den Flieger setze und wieder zurück nach Deutschland fliege, aber dennoch gibt es eben Tage, an denen ich genau mit diesem Gedanke aufwache oder einschlafe. Auch wenn ich nicht mehr genau weiß, was für Erwartungen ich an dieses Jahr in Mosambik gestellt habe, so weiß ich sicher, dass sie sich bis zum heutigen Zeitpunkt nicht erfüllt haben. Ich wollte mich wohler fühlen, wollte meine Rolle im Projekt kennen und mir hier einen richtigen Alltag aufgebaut haben. Ich weiß, dass das mit Sicherheit zu einem Großteil auch an mir selbst liegt, und nicht nur am Land, an den Leuten, an der Organisation oder weiß ich was. Ich habe die letzten Wochen an mich vorbei ziehen lassen und bin langsam an dem Punkt angelangt, an dem es mir reicht. Morgen werde ich mit ein paar anderen Freiwilligen tanzen gehen, vielleicht ein kleiner, womöglich aber ein riesiger, wenn nicht sogar DER Schritt für mich, hier endlich anzukommen. Maputo ist laut, voll von Mensch,... Ihr kennt ja meine Meinung über diese Stadt.
So langsam gehe ich jetzt mal in einen richtigen Bericht über... Letzte Woche Donnerstag hieß es hier: Feiertag! (Fragt mich aber bitte nicht, welcher Feiertag es genau war...) Freitag durften wir uns frei nehmen und so sind einige von uns über das lange Wochenende von Donnerstag bis Samstag nach Bilene gefahren. Andere waren das gesamte Wochenende in Xai Xai, was nochmal etwas nördlicher liegt. Es war ein entspanntes Wochenende, an türkisblauem Wasser. Ich habe mich hier von meinen Dreadlocks getrennt (na gut, eine hab' ich noch, aber wohl eher wegen der Schmerzen, die man nicht so leicht aushält), lange Gespräche mit den anderen Freiwilligen geführt und auch bei einigen von ihnen rausgehört, dass es ihnen genauso geht, wie mir: „Ich bin hier noch nicht angekommen.“ Es gibt bei einigen Tage, an denen wir das Geld annehmen würden, wenn es uns jemand für den Rückflug anbietet. Ein komisches, irgendwie doofes Gefühl. Dafür war ein kleiner Moment am Wochenende für mich dann umso schöner: Am Sonntag haben wir, nachdem ich bei mir zu Hause viel kochen durfte, in unserer Stadtwohnung eine Überraschungsparty für die Finnin in unserer Runde geschmissen. Sie wurde am Montag 25, sodass wir den Sonntag zum rein- und „vorfeiern“ nutzten. Sie hat sich so sehr über unsere Überraschung gefreut, da sie schon traurig war, dass wir am Montag alle nichts unternehmen könnten,... An diesem Tag habe ich mich in unserer Wohnung und mit den anderen Freiwilligen so unheimlich wohl gefühlt, wie schon lange hier nicht mehr. Wir haben zuletzt mit insgesamt zehn Leuten in der Wohnung geschlafen, was sehr „kuschlig“ war. Und obwohl ich auf dem Boden lag, bin ich dennoch mit einem Lächeln eingeschlafen. Komisch, dass solche Momente einem ein Wohlfühlgefühl geben, aber allein Emmis Strahlen, als wir sie um 12 Uhr noch mit einem Kuchen überraschten, gab mir das Gefühl, hier eine eigene, kleine Familie zu haben. Es ist schön, die anderen um sich zu wissen, aber jetzt will ich langsam auch allein hier klar kommen. Vielleicht ist es genau deshalb auch gar nicht so verkehrt, dass ich ab morgen alleine bei REMAR arbeiten werde. Heute haben die Kinder und ich anlässlich Annas letzten Tags im Projekt eine kleine Überraschung gemacht: Ich habe Luftballons mitgebracht, mich in ein Zimmer zurück gezogen als auf einmal ein paar der Mädchen reinkamen und mir helfen und die Ballons beschriften wollten. Sie schrieben Sätze wie „Adeus, Tia Anna!“ oder „Deus vai contigo.“ (Gott geht mit dir). Es war eine schöne Überraschung und ich hoffe, dass die Kinder sie vermissen werden. Gleichzeitig wünsche ich mir aber auch, dass meine Beziehung zu den Kindern in der nächsten Zeit etwas wachsen wird. Die Kinder sind Zucker und ich liebe „fast“ jedes Einzelne von ihnen (es gibt ja überall Ausnahmen^^)! Aber dennoch erfüllt mich das Projekt nicht so, wie ich es erhofft habe. Ich wünsche mir, in den folgenden Wochen meinen Platz zu finden oder ihn zumindest etwas genauer zu definieren. Ich weiß, ich bin nicht gut im Beschreiben von Dingen, sodass man es auf Anhieb versteht, aber dennoch hoffe ich, ihr habt ein kleines Bild von meinen Gefühlen hier im Projekt.

Das soll es fürs erste hier wohl gewesen sein. Bis dahin fühlt euch alle gedrückt und geknuddelt. Ihr fehlt mir sehr, meine Lieben!


Eure Anni :)

Der Blick in Bilene aus unseren kleinen Chalets :)

Clara beim rauskämmen meiner ersten Dreadlock... Aua!

Dehnung beim Warten aufs Chapa: Christopher (Schweden), ich und Lion (Deutschland).

Emmi (Finnland) beim Anschneiden ihres Geburtstagskuchens :)

Teil 2 - Ein Nachtrag, der euch glücklich machen wird.
(Der zweite Versuch, weil das Internet ja nie so mitspielen kann, wie man will...)

So, nochmal das Ganze, in der Hoffnung, dass ich noch alles zusammen bekomme!
Gleich zu Beginn möchte ich mich irgendwie für den ersten Teil dieses Eintrages entschuldigen. Besonders meinen Eltern habe ich damit anscheinend etwas geschockt. Das wollte ich natürlich nicht, aber wie ich oben bereits geschrieben habe, möchte ich euch keine Märchen erzählen oder das Paradies vorschwärmen. Ich hoffe, ihr könnt das verstehen.
Jetzt zum eigentlichen Anlass, warum ich schon zwei Tage später meinen Monatsbericht um einen Teil erweitere: Das Tanzen gestern war DIE Rettung! Auch wenn es erst eine Einheit war, weiß ich dennoch, das genau das mir so sehr gefehlt hat! Ich glaube, es ist nicht mal unbedingt das Tanzen an sich, sondern einfach das Wissen über den Fakt, dass ich ab sofort an drei Abenden in der Woche einem meiner liebsten Hobbys auch hier weit entfernt von zu Hause und meiner alten Tanzgruppe nachgehen werde. Und dann auch noch mit anderen Leuten, die mir in den letzten Monaten sehr ans Herz gewachsen sind. Für umgerechnet 15€ im Monat darf ich jetzt Dienstag, Mittwoch und Freitag zum Tanzen - oder doch eher Fitness. Es sind fast alles Anfänger und so müssen wir erstmal in die mosambikanische Kunst des Hüftschwungs, der Rückenbeugung und des Fühlens komischer Muskeln in den Armen rangeführt werden. Ich war schon lange nicht mehr so gelaunt wie gestern nach den 1 1/2 Stunden Training :)
Kleiner, aber dennoch nicht ganz so großer Themawechsel: Warum habe ich denn eigentlich das Gefühl, hier nicht so angekommen bin? Vielleicht sollte ich das nach dem letzten Eintrag mal etwas genauer versuchen, zu erklären. Wir als Freiwillige des ICJA/ICYE haben das große Glück, viele andere Menschen zu kennen, die ihren Freiwilligendienst in der ganzen Welt absolvieren. Viele von ihnen schreiben wie ich einen Blog während ihres Aufenthaltes. Wenn man sich  einmal darin verloren hat, kann man gar nicht mehr aufhören zu lesen, das verspreche ich euch! Doch genau darin liegt vielleicht auch das Problem: So viele schreiben von so wundervollen Erfahrungen die sie machen, Menschen, die sie kennen lernen und Dingen, die sie faszinieren. Egal ob in Nicaragua, Neuseeland, Bolivien, Taiwan oder England. Überall auf der Welt schreiben junge Erwachsene über ihre Erlebnisse, die mich hier in Mosambik schon ab und an neidisch werden lassen. Ja klar, jetzt denkt ihr euch bestimmt: "Ach Anni, komm, beschwer dich nicht, du bist in MOSAMBIK!". Aber naja, so leicht ist das nicht. Vielleicht wird das auch nicht jeder nachvollziehen können, doch manchmal kommt es mir so vor, als wäre ich erst 2 Wochen hier, als hätte ich noch gar nicht so viel Zeit gehabt, so richtig viel Unglaubliches zu erleben. Auf der anderen Seite hat mich der "langweilig ruhige" Alltag hier schon so gepackt, dass ich denke, ich wäre schon mindestens 4 Monate in diesem Land. Doch irgendwo dazwischen, da bin ich jetzt. Umso schöner ist es für mich, dass ich in den letzten Tagen durch das Tanzen, den irgendwie neu entfachten "Zusammenhalt" zwischen uns Freiwilligen und die allgemeine Situation hier (es sind so viele Kleinigkeiten, die da mit reinspielen und die ich hiermit zusammenfassen will) endlich wieder besser drauf bin. Auch wenn der letzte, etwas negative Eintrag erst ca. 50 Stunden her ist... Ja, so schnell ändern sich Dinge, weshalb ich mich mit dem täglichen Blog-schreiben wohl doch sehr zurückhalte. Ich glaube, manche wären von meinen wechselnden Gefühlen etwas überrumpelt... 

Morgen haben wir also wieder Tanztraining, dann geht es in die Stadtwohnung und am Samstag wurde ich von meinen Gasteltern zu irgendeinem Familienbrunch eingeladen. Worum es sich genau handelt, habe ich allerdings noch nicht so genau verstanden, da mein Portugiesisch zur Zeit irgendwo zwischen "Du kannst noch gar nicht sprechen." (meine Gasteltern) und "Mensch, nach zwei Monaten ist das schon richtig gut!" (Leute, mit denen man im Chapa spricht) liegen mag. Der nächste und somit abschließende Teil des Monatsberichts kommt also mit Sicherheit am Sonntag.

Ich weiß, dass ich mit Sicherheit einen Punkt in diesem Beitrag vergessen habe, nur will er mir jetzt nicht mehr einfallen...
Was ich euch deshalb ganz ganz dringend ans Herz legen möchte: Bitte fragt mich ganz viel, meinetwegen auch über Kleinigkeiten. Gern auch allgemeine Sachen, die ich hier dann für alle auf dem Blog posten kann. Gern werde ich auch eine extra Seite dazu anlegen (Ja, keine schlechte Idee...).

Damit möchte ich für heute abschließen und euch gern noch ein paar Blogs von anderen Freiwilligen ans Herz legen. Aber schaut einfach selber mal, was euch interessiert! :)

Katharina in Quito (Ecuador)

Das soll erst einmal reichen, auf vielen Blogs findet ihr immer noch Blogs von anderen Freiwilligen.

Eure Anni :)



Teil 3 - „Mögen dich alle Elefanten beschützen.“ (Papa)

In den letzten Tagen habe ich mir immer wieder eine kleine Notiz gemacht, wenn ich durch Maputos Straßen gefahren bin und mir etwas aufgefallen ist, wovon ich noch nicht ausführlich genug berichtet habe. Hier nun diese kleinen Eindrücke.

Straßenstände
Natürlich gibt es in Mosambik ganz normale Supermärkte, wie Shoprite oder auch Inter- und Superspar. Dennoch zeichnen die Straßenstände Maputos Stadtbild prägend: Überall kann man alles kaufen, was einem beliebt. Von Saisonobst über Unterwäsche bis hin zu Ohrenstäbchen und Warndreiecken. An jeder Ecke findet man einen kleinen Shop oder eben die so klischeehaften Holzstände. Hier kann man handeln, lachen, nette Gespräche führen. Nach zwei Monaten suche ich nicht mehr den nächst größten Supermarkt sondern frage auf der Straße nach, wie teuer der Apfel an dem einen und die Zahnpasta am nächsten Stand ist.

Wasser
Noch immer trinke ich nur selten das Leitungswasser Maputos. Es schmeckt oft Chlorhaltig, oder auch einfach nur dreckig. Auch, wenn meine Gastmutter es abkocht. Das geschieht mit gefühlt 10 Litern Wasser am Tag, für Tee oder eben einfach als normales Trinkwasser. Auch für eine heiße Dusche wird der Gasherd angemacht und ein großer Topf Wasser gekocht, den ich mir später Hälfte Hälfte in einem 10 Liter Eimer mischen kann. Ist die Gasflasche vom vielen Kochen nach 2-3 Wochen leer (je nachdem, wie verschwenderisch die Tia den Gasherd benutzt), so muss an diesem Abend der Grill herhalten. Dann gibt es meistens Hühnchen, oder Fisch. Lecker ist das schon. Könnt ihr euch vorstellen, kein fließend heißes Wasser aus der Leitung und keine Wasserkocher zu haben? Ich genieße mittlerweile meine kalte Dusche am Morgen, weil es mir die 10 Minuten mehr Schlaf eindeutig Wert sind!

Mosambikanisches Essen
Als typisches mosambikanisches Essen kann ich bis dato nur recht wenig nennen, denn ich will nicht behaupten, längst alles zu kennen. Zumal ist dieses Land so riesig, dass es in jeder Provinz spezielle Köstlichkeiten geben mag. Was hier beinahe jeden Tag auf dem Tisch landet sind Xima und Reis (bei uns Kokosreis à la Mama Gledice), dazu Feijoadas (Bohnen), Frango (Hühnchen) oder etwas Spinat-ähnliches, dessen Namen wir alle immer wieder vergessen. Das schiebe ich später bestimmt mal nach! Auf der Straße bekommt man für umgerechnet 25ct ein „Pao com badjias“ - Brot mit frittiertem Bohnenmus, würde ich jetzt mal sagen. Neben dem guten Preis macht dieses Essen einfach noch richtig satt. Nicht umsonst wird es hier ab und an als „Essen der Armen“ bezeichnet.

Refrescos – Kaltgetränke
Falls ihr denkt, ich trinke hier nur Wasser und Kokosmilch, so habt ihr euch gewaltig getäuscht. In Mosambik findet ein so gewaltiger Umsatz der Coca Cola Company statt, den man sich nicht vorstellen kann. Eine kleine Glasflasche kostet 15mt, ca. 38ct, eine Dose 25mt, 63ct. Auch Saft stellt diese Firma her, der an manchen Tagen einfach wahnsinnig gut tut. Jeden Morgen, wenn ich auf dem Weg nach Liberdade bin, fahre ich die (übersetzt) Industriestraße entlang. An meiner Endstation befinden sich zahlreiche Barracas (Kneipen), Straßenhändler und Pastelarias (Bäckereien, Imbiss,... - irgendwie alles in einem). Sie werden mit mehreren riesigen Trucks der benannten Company bedient. Die Refrescos erfrischen mich wirklich jeden Tag, jedoch ist zum Beispiel die Fanta hier viel süßer und auch die Cola schmeckt mir zumindest nicht ganz so gut. Wahnsinn, wenn man die Preise mit denen Deutschlands vergleicht …

Chapalego
In Mosambik herrscht das Gesetz: Solange mein Chapa fährt, fährt es. Umso mehr Ersatzteile es trägt, umso schöner ist es. Nicht so, wie ich es auf anderen Blogs lese, wo es um die Schönheit (in Sachen Farbe,...) geht. Hier geht es auch nicht mehr um Sicherheit, sondern um reines Geld. So wenig wie möglich für einen fahrbaren, geldbringen Untersatz ausgeben und dann ab auf die Straße damit – stürzen wir uns ins Verderben. Nein, ganz so schlimm ist es natürlich nicht, aber dennoch würde jeder Mitarbeiter des TÜVS hier am liebsten jedes Chapa von der Straße räumen.

Tradition gegen Hits
Mosambiks Musikgeschmack ist bunt. Mit angolanischem Einfluss erobern die portugiesisch sprachigen Sänger die Herzen der Jugendlichen hier. Dagegen stehen aber auch Bruno Mars oder Beyonce. Auf einem MyLove, bepackt mit riesigen Gemüsetaschen, sitzen Frauen in Capulana, singen auf Changana ihre traditionellen Lieder. Wenn man in ein Chapa steigt, weiß man nie, welche Musik einen erwartet. Dennoch war es bisher immer eine POSITIVE Überraschung!

Armes Land, teures Leben?
Mosambik ist in vielen Hinsichten ein Land voller Gegensätze, zumindest soweit, wie ich es bisher kennengelernt habe. Durch viele Gespräche mit meinen Gasteltern, Freunden oder einfach Fremden komme ich oft aber immer wieder auf ein Thema: Geld. „Mosambik ist das fünft ärmste Land der Welt.“ - ein Fakt, den ich hier nicht so sehr bestätigt offen sehen kann, wie ich es erwartet hatte. Das Leben ist dagegen wahnsinnig teuer. Hier gibt es kein Kindergeld, nicht viel Urlaub, man muss laut Gledice für jede Kleinigkeit viel zu viel Geld bezahlen. „Wie, und ihr bekommt Geld, wenn ihr Kinder macht?“ erkundigt sich Nercio. Ich bejahe und bekomme mit den Worten „Wenn wir auch nur einen Cent wieder sehen würden.“ meine schon fast erwartete Antwort. Seitdem ich diese Gespräche hier führe, laufe ich an manchen Tagen mit anderen Augen durch die Straßen Maputos. Immerhin habe auch ich knapp 500€ für mein Visum bezahlen dürfen, was ich bis heute nicht in der Hand halte …

Portugiesisch für Anfänger
Ich kümmere mich im Projekt hauptsächlich um die Kleinsten, habe eine zwei-jährige Gastschwester. Kein Wunder also, dass diese süßen Kleinen sich noch nicht so ausdrücken können, wie sie es gerne wollen, und erwarten natürlich eine „gute Schule“, um die Landessprache Portugiesisch zu lernen. Leider stelle ich immer wieder fest, dass ich an genau der selben Stelle stehe, wie meine Süßen und plötzlich fühle ich mich wieder wie als Kleinkind. Damals, als Mama mich noch beim Wort „Luffdabomm“ korrigieren musste … Wie soll ich ihnen jemals das richtige Sprechen beibringen?!

Geschwindigkeit und Alkohol
Laut meinem Gastvater Nercio wäre es ein Unding, wenn ein Chapafahrer betrunken die Leute hin und her fährt. Leider ist das aber vor allem Freitags Realität und mittlerweile – Normalität. Bisher bin ich immer sicher an mein Ziel gekommen. Doch auch Nercio selbst hält sich nicht so ganz an seine Vorsätze. So kann es schon einmal sein, dass er nach 5 oder mehr Cerveijas (Bier) seine Familie nach Hause bringt … Erstaunlicherweise bemerkt man nur recht selten, dass er doch schon etwas mehr Alkohol im Blut hat.
Auf den meisten Straßen, auf denen wir uns hier mit den Chapas bewegen, gelten für uns ungewohnte Geschwindigkeitsbegrenzungen: 60 auf der EN4, so ähnlich wie bei uns die B1 (also Bundesstraße – Wie schnell fahrt ihr da nochmal? 100Km/h?). Kein Wunder also, wenn eine Strecke von 150km schon mal 4 Stunden oder länger dauern kann (etliche Polizeikontrollen inbegriffen). Wenn denn mal das Tacho eines Chapas funktioniert, habe ich bisher noch nicht mehr als 85km/h darauf ablesen können …

Alltägliche „Wunderheiten“
Ist euch schon mal aufgefallen, dass ich hier in Mosambik nicht einfach hautfarbene Strumpfhosen kaufen könnte? Zumindest auf den ersten Gedanken, denn dann stößt man plötzlich auf den kontroversen Gedanken, dass es natürlich hautfarbene Strumpfhosen gibt – nur eben nicht überall, und nicht immer für Anni. Den selben Gedanken findet man beim Thema Make Up … (Keine weiteren Ausführungen, da ich eventuell auftretende minimal rassistische Formulierungen vermeiden möchte.)

Made in China“
Wer häte es für möglich gehalten, aber auch hier kommt man nicht um sie herum. Vor allem der Straßenbau wird von chinesischen Unternehmen betrieben. Oft sieht man am Straßenrand asiatische Gesichter in Anzügen. Und gleich daneben eine große Werbung: „Quality at its best!“
Jeder mag sich auch hier seine eigenen Gedanken zum Klischeedenken machen.

Eine etwas längere, andere Geschichte

Ich wache auf, es ist Samstag morgen, 8:00 Uhr. Mein Wecker hat mich aus meinem schlechten Schlaf gerissen. Ich bin in der Stadtwohnung, liege zusammen mit Anna und Clara auf einer Matratze und verspüre keine Drang, aufzustehen. Nach einiger Zeit wird mir wieder bewusst, warum ich aufstehen muss: Nercio und Gledice wollen mit mir zu einer Festa gehen. Sie holen mich ab, wenn sie aus der Kirche zurück kommen. „Wir sind von 8:00 bis 12:00 Uhr dort. Wir wissen, dass du nicht mitkommen willst.“, haben sie gesagt, als sie mich am Donnerstag einluden. 4 Stunden Gottesdienst und das an einem Samstag? Wirklich, da kann etwas nicht stimmen. Also mache ich mich gegen 9:00 Uhr auf den Weg, betrete um 10:00 Uhr das Haus und habe das ungute Gefühl, dass sie definitiv NICHT um kurz nach 12 hier sein werden, um mich und meine Schwester Aillen zu holen. Dennoch gehe ich schnell duschen, Haare waschen ist erst morgen wieder dran, auch wenn sie durchaus schon heute gewaschen werden könnten. Egal, sie meinten, die Party würde draußen stattfinden. So richtig verstanden habe ich nicht, was das für eine Feier werden soll, aber es hat etwas mit Gott auf sich. „Du wirst es dann verstehen.“ - „Na gut“. Aillen wird von unserer neuen Tia Louisa gewaschen und anschließend in ein sehr hübsches neues Kleid gesteckt. Ich wundere mich, ziehe meine Jeans an, die ich eigentlich waschen wollte, und eine weiße Bluse. Eine Strickjacke und einen Schal gegen die Kälte am Abend – ja, das sollte gehen. Einen Dresscode kenne ich bis dato nicht. Als Gledice und Nercio schließlich um 14:45 Uhr ins Haus stürmen, traue ich meinen Augen kaum. Nercio wahnsinnig ordentlich mit Anzug, Hemd, Krawatte und Lederschuhen, Gledice im Capulana-Kostüm und mit High Heels, auf denen ich nicht laufen könnte. Im Schlepptau haben sie einen Jugendlichen, Kelvin, wie ich später erfahre. Er setzt sich ins Wohnzimmer, schaut fern. Auch er trägt zumindest eine Anzughose, ein Hemd mit Fliege sowie Lederschuhe. Er sagt nicht „Boa Tarde“. Donna Louisa rennt hastig durch die Küche, während ich überlege, wie ich mein Outfit anpassen könnte. Kleid? Definitiv nein, viel zu kalt am Abend! Irgendwas, wozu ich Turnschuhe anziehen kann, denn hübsche Schuhe habe ich hier leider nicht und Chinelos (Flip Flops)? Lieber nicht... Ich entscheide mich letztendlich für meine frisch gewaschene schwarze Jeans, die mir eigentlich etwas eng am Bauch geworden ist, lasse meine Bluse an und wechsle die Strickjacke mit meinem Blazer. Auch der Schal wird gegen ein eleganteres Tuch getauscht. Schnell noch die saubersten Schuhe an und – besser geht es eben nicht. Nercio sieht meine Schuhe, findet sie viel zu dreckig und bittet mich, sie sauber zu schrubben, bis sie wieder weiß sind. Na gut, dann mach ich das mal. Ich komme in den kleinen Essflur, wo Aillen, Kelvin und Nercio sitzen und mosambikanisches Gebäck essen. Herzhaftes, wie ich wenige Augenblicke später mitbekomme. Köstlich! Gledice wuselt noch immer im Haus herum, sucht warme Jacken und Decken zusammen. Langsam frage ich mich immer mehr, ob ich „underdressed“ bin. Gegen 15:30 Uhr sitzen wir im Auto, mit dem wir ca. eine Stunde Richtung Matola fahren. Kelvin ruft jemanden an und fragt nach dem genauen Weg, seine Mutter, wie ich raushören kann. Wir fragen uns zur Feierlokalität „1001 Festas“ durch und eerreichen das paradiesische Gelände nach ca. 20 Minuten Sandstraße. 2 Pools, Sonnenliegen, Buffet, eine Bar, ein DJ, 3 große, runde Tische, schön gedeckt. Im Pool sind viele Kinder, wenige Erwachsene kommen auf uns zu und begrüßen uns. Meine Gasteltern werden als „Padres de Kelvin“ (Gottes-Eltern) vorgestellt. So langsam dämmert es mir, dass die Party für den Jugendlichen ist, der eben im Auto neben mir noch eingeschlafen ist. Wir warten noch 5 Minuten, bis Nercio alle bis dahin anwesenden Person zu sich holt und die Festa eröffnet. Er redet über Gott, über die Jugend und über – Confirmacao. Ich bin also auf der Konfirmation von Kelvin gelandet, ohne es bewusst zu wissen. Und meine Gasteltern sind so etwas wie seine Paten. In diesem Moment wird mir klar, WIE wenig ich über Kirche bzw. Religion überhaupt weiß. Leider, wie ich in den nächsten Stunden fühlen werde. Nachdem Nercio gesprochen hat, bittet er Gledice, nun zu singen. Sie fängt an, das Halleluhja zu singen und läd die Gäste dazu ein, mitzumachen. Mit dieser Ansprache wird gleichzeitig das Buffet eröffnet, von dem ich mich etwas später bediene: Kartoffelsalat, Pommes, Hühnchen und Salat landen auf meinem Teller. Eigentlich gibt es noch so viele andere leckere, kulinarischere Sachen, aber erst das Sichere. Später habe ich bestimmt noch Hunger. Einige Minuten später sitze ich voll gefuttert auf meinem Stuhl, trinke ein Glas Wein und erinnere mich ein mal mehr daran, wie sehr nur ein Teller mosambikanischen Essens schon stopfen kann. Die nächsten zwei Stunden vergehen, ich sitze am Tisch, schreibe etwas mit Freunden und unterhalte mich gelegentlich. Ich frage nach der Toilette und werde von zwei netten Frauen, ca. Mitte/Ende 20 begleitet. Sie warten draußen auf mich um anschließend mit mir Fotos zu machen. Selma und Suzy geben mir ihre Nummer und versprechen mir, sich am Abend um mich zu kümmern. Ich kann mich gut mit ihnen unterhalten. Kurze Zeit später wird die mittlerweile angewachsene Feiergesellschaft wiederholt zusammengerufen und das zuvor beschrieben ähnlich wiederholt. Jetzt wird jedoch das Tortenbuffet eröffnet. Es gibt drei. Riesige Torten. Viel Schokolade. Noch mehr Creme. Am meisten Verzierungen. Torten, die man sich auf einer Feier in Deutschland nicht vorstellen kann. Dazu gibt es für jeden Gast ein Glas Champagner, es wird angestoßen – und zwar wirklich jeder mit jedem. Das gehört sich hier so. Zwischendurch trinken ist aber auch erlaubt. Eine Frau aus der Menge erhebt die Stimme, sie singt, tanzt, hat vermutlich etwas mehr Wein getrunken als ich. Alle lachen, singen mit ihr. Es ist eine amüsante Atmosphäre. Im Verlaufe der nächsten Stunden schwirre ich zwischen Suzy und Selma, meinem Tisch, dem Pool und der Toilette hin und her. Mal tanze ich mit Aillen, mal unterhalte ich mich über die deutsche Fußballnationalmannschaft. „Alemanha é o Champeao do mundo!“. Diesen Satz höre ich nicht zum ersten Mal, seitdem ich hier in Mosambik lebe. Gegen 22:30 Uhr verabschieden wir uns von Kelvin und seiner Familie. Ob ich Pläne für morgen hätte, fragt mich seine Mutter und ich verneine. Gledice ist anderer Meinung und antwortet: „Natürlich. Sie kommt mit in die Kirche. Morgen gehen wir alle in die Kirche.“ Auf dem Heimweg frage ich, wann wir am nächsten Tag aufstehen müssen. 7:00 Uhr. Das sind … noch 6 Stunden Schlaf. Maximal. Na gut, irgendwann wolltest du sowieso mal mit Gledice in die Kirche gehen. Ich schlafe gegen 1:00 Uhr ein, mir bleiben 5 Stunden. Gegen 6:15 Uhr klopft Nercio energisch an meine Zimmertür, ich krieche aus meinem Bett, stelle mich unter die kalte Dusche und lasse mich vom eiskalten Wasser wecken. Zum Haare waschen ist auch jetzt zu wenig Zeit, zumal ich auch keinen Föhn habe und es um die Uhrzeit eindeutig zu kalt ist, um mit nassen Haaren das Haus zu verlassen. Das geht schon so. Ich ziehe mich an, habe ich mir doch in Deutschland vorgenommen, wenn ich das erste Mal in die Kirche gehe, mein neues Kleid anzuziehen. Ein leichtes Sommerkleid, fast knielang, nicht sonderlich feierlich. Gledice trägt auch heute wieder ein Kleid aus Capulana-Stoff, einen Blazer und High Heels. Nercio betritt in Stoffhose, Hemd und wunderschönen Bastschuhen den Raum. Nein, ich ziehe mich heute nicht um. Das ist mein Kirchenkleid, ein anderes habe ich nicht und in Hosen darf ich als Frau hier nicht in die Kirche. Meinen Blazer ziehe ich mir auf Grund der Kälte dennoch über und packe meinen Schal in meine Handtasche. Wir fahren eine Weile in Richtung Stadt, bis wir schließlich vor einem Wohnblock stehen bleiben, aus dem Kelvin – im gestrigen Outfit – heraus tritt. Oh nein, noch mehr Confirmacao? Noch mehr „underdressed“? Ich freue mich, dass dieser Kirchenbesuch kein gewöhnlicher sein wird. Nach ca. 5 Minuten stehen wir vor der Kirche, die mich mit ihrer Größe und Helligkeit begeistert. Wir begleiten Kelvin zu seinen Freunden, schicke Herren, wahnsinnig aufgetakelte Mädchen in Glitzerkleider aber auch Jungs in Jeans und Poloshirt und Mädchen in Capulana-Röcken. Wir nehmen in der 5. Reihe Platz und es beginnt ein zweieinhalbstündiger Gottesdienst. Am Eingang kaufte mir Gledice ein Gesangsheft für die Feier, welches ich innerhalb der Zeremonie benötigen werde. Recht hat sie, denn beinahe alle 2 Minuten wird ein anderes Lied, entweder auf Portugiesisch oder Changana, gesungen. Nein, nicht et wa von einem Chor. Der Chor ist das Publikum. ALLE ca. 300 Gäste in der Kirche sowie die 60 Konfirmanden/dinnen singen gemeinsam, einstimmig, zweistimmig, was-weiß-ich-wie-viel-stimmig. Ich fühle mich wohl, ungewohnt wohl, wenn man bedenkt, dass ich in keiner Weise religiös groß geworden bin. Ab und an tanzen ältere Frauen durch die Reihen, auch kleinere Mädchen. Dahinter immer einige der Konfirmanden/innen, zu einem der letzten Lieder tanzen alle Jugendlichen. Auch Kelvin, der sich sichtlich unwohl, aber dennoch mit Gott verbunden fühlt. Während der Zeremonie bereue ich es öfter, meine Haare nicht doch gewaschen zu haben. Alle Anwesenden haben sich zurecht gemacht, die schönsten Kleider angezogen. Egal, nach der Zeremonie geht es nach Hause. Auch Aillen neben mir ist zappelig und schläft im nächsten Moment neben mir ein. Wie gern wäre ich in diesem Moment wieder ein Kind, was ohne Bedenken auf der Kirchenbank schlafen kann. Auch ich bin mittlerweile wieder wahnsinnig müde. Nach der Zeremonie darf ich noch ein paar Fotos von der Kirche machen, bis Nercio uns mit dem Auto empfängt. Wir bringen Kelvin nach Hause, steigen auch aus. Da habe ich wohl noch etwas verpasst. Wir gelangen in die Wohnung seiner Eltern, die uns zum Frühstück einladen. Es gibt Salat, Fleisch, Pommes, Brot, Chima, Tee und KAFFEE! Meine Rettung, denke ich. Auflöskaffee. Aussehen tut er schonmal gut. Dann mal kosten. Das, was ich schmecke, ist eindeutig noch kein Kaffee, aber auch kein Tee mehr. Mit zwei gehäuften Löffeln Zucker ist es irgendetwas dazwischen und schmeckt mir sogar sehr gut. Nach dem Frühstück setzen wir uns auf die Couch, schauen fern. Die Zeit vergeht, in der ich mir immer weniger wünsche, meine Haare endlich zu waschen. Die Müdigkeit überfällt mich, so dass ich einschlafe. Gefühlte Stunden, eigentlich nur 10 Minuten später, werde ich geweckt und zum Mittag gebeten. Ja, die Zeit verfliegt, denn es ist bereits 14:00 Uhr. Es gibt die Reste vom Buffet des vorherigen Abends. Dieses Mal versuche ich Fremdes und merke, wie mir langsam schlecht wird. Ein großer Schluck Sprite hilft in diesem Moment erfolgreich. Schon nach einer Suppe und einem halben Teller bin ich voll, trinke noch etwas und teile nach Nachfrage mit, dass ich satt bin. Die Mutter von Kelvin schaut mich entgeistert an. Ich erkläre ihr, dass ich in Deutschland maximal eine Mahlzeit am Tag warm esse, manchmal auch das Mittag ganz auslasse. Kopfschüttelnd nimmt sie es hin, versichert mir, dass sich das ändern wird, wenn ich nächstes Jahr nach Hause komme. Wir werden ja sehen, denke ich, und flüchte auf Toilette. So ganz weg ist meine Übelkeit noch nicht. Gegen 16:00 Uhr machen wir uns auf den Heimweg, bekommen jeweils ¼ jedes Kuchens vom Vorabend als Geschenk mit. Ich freue mich auf mein Bett, weiß aber eigentlich von meinen Gasteltern, dass heute noch ein Geburtstag ansteht. Im Auto wird mir die erlösende Frage gestellt. „Willst du zu Hause bleiben oder noch mitkommen“ - „Ich möchte bleiben, schlafen. Nur schlafen“ antworte ich bereits im Halbschlaf. Gledice guckt mich neidisch an. Auch sie würde mit Sicherheit gern ins Bett. Und jetzt liege ich hier, möchte euch erst von diesem verrückten Wochenende berichten und hoffe, ihr könnt meine Perplexität aus diesem Bericht rauslesen. Manchmal ergeben sich Situationen, die man nicht erahnen konnte und schon ist man in Mitten der wichtigsten Zeremonie im Leben eines Jungen Katholiken. Eine schöne Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Sie ist jetzt Teil meines Lebens hier und hat mich glücklich gemacht. Danke, Gledice und Nercio. Ihr seid Familie, hier bin ich zu Hause.

Eure Anni :)


Kelvin und meine Schwester Aillen

Anni und Aillen - Schwestern fürs Leben!



Eine stille Anmerkung

Als ich am besagten Samstag am Abend am Tisch saß und mich durch die aktuellsten Neuigkeiten auf Facebook las, stieß ich auf eine Erschreckende, Traurige, der ich hier in diesem Eintrag ein paar Zeilen widmen möchte:

Paul, ich hatte nie persönlich mit dir zu tun, aber dennoch berührt mich dein Tod hier in Mosambik so sehr. Als ich heute morgen in der Kirche auf der Kirchenbank hockte und der Musik lauschte, kam mir dein plötzlicher Abschied in den Kopf. Ich habe deine Musik immer gern gehört, mochte die Worte, die du dafür gewählt hast. Ich habe mir so gern eure Berichte aus Neuseeland durchgelesen. Und manchmal geht es so schnell. So schnell, dass mir an diesem Wochenende bewusst geworden ist, wie kostbar das Leben ist. Wie kostbar alles ist, was ich hier erlebe, egal ob positiv oder negativ. Dass jeder einzelne wahre Freund kostbar ist, ebenso wie die Familie. Alle, die diesen Zeilen hier unten noch lesen, sollten sich genau das jeden Tag vor Augen halten. Das Leben kann so schnell vorbei sein.
Ich kannte dich kaum, und mache mir so meine Gedanken. Ich möchte auf diesem Wege allen Angehörigen und wahren Freunden viel Kraft für die kommende Zeit geben und mein Beileid aussprechen.
Ich habe dir heute im tiefsten Innern meinen Besuch in der Kirche geschenkt, auch wenn ich nie religiös war und wir nie Freunde waren. Ich trage hier immer Schmuck mit Elefanten und habe eine kleine Tradition entstehen lassen: Mindestens einmal am Tag einen Elefanten küssen. Und das tue ich, auch heute. Ich gebe dir die folgenden Worte meines Papas mit auf den Weg:

„Mögen dich alle Elefanten beschützen.“


Wo auch immer du jetzt bist – Ruhe in Frieden.

4 Kommentare:

  1. Liebe Anni, es betrübt mich schon ein wenig, dich so oft traurig klingen zu hören. Aber es ist immer richtig, die Wahrheit zu schreiben und nichts zu beschönigen. Das bringt keinen so richtig weiter. Schöpfe die Kraft aus den, wenn auch zur Zeit seltenen, schönen und glücklichen Momenten. Wenn man in einem nicht ganz so armen Land im Einsatz ist, fällt es natürlich viel leichter, Positives zu schreiben, weil die schönen Momente wahrscheinlich überwiegen und man die weniger schönen unterdrücken kann. Aber das was du machst, was du so täglich meisterst, das nötigt unseren vollsten Respekt ab. Ihr leistet täglich wahrhaft Heroisches. Das höre ich auch von allen Bekannten, denen ich von deinem täglichen "Kampf" berichte. Schreib' dir alles von der Seele, was dich bedrückt, so wie du es bisher gemacht hast. Dann können wir alle noch mehr Anteil an allem nehmen. In Gedanken sind wir ja sowieso immer bei dir. Vielleicht gibt dir ja das auch ein wenig Kraft. Und denk daran, die Tage bis Weihnachten werden immer weniger. Dann kannst du deinen Eltern alles vor Ort zeigen. Deine Mama berichtet uns dann und wir werden dich noch besser verstehen. In diesem Sinne alles Liebe und Gute von Kati

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    1. Liebe Kati,

      vielleicht sollte ich meinen Schreibstil dann etwas ändern, denn SO trarig bin ich ja dann doch nicht! Danke wie immer für deine lieben Worte. In 75 Tagen steigen Mama und Papa ins Flugzeug :)

      Alles Liebe von Anni :*

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  3. Na, das ist ja toll, wieder einmal ein paar persönliche Worte aus der Ferne zu erhalten. Danke, liebe Anni. Ändere deinen Schreibstil bitte nicht, es liest sich einfach alles insgesamt wie ein spannender Roman. Am Ende steht für mich immer: Fortsetzung folgt. Voller Spannung sehe ich dann immer mal nach, ob der nächste Teil schon erschienen ist oder aber der Autor doch noch am Überlegen ist. Es ist auch toll, dass man sich alles wunderbar bildlich vorstellen kann, gerade wenn mal nicht so viele Bilder dazu vorhanden sind. Mach' bitte weiter so in der Art, auch wenn es manchmal schon sehr traurig klingt. Aber im Roman ist das nun mal so. Gerade das macht doch das Fesselnde aus. Vielleicht wird es ja sogar ein Bestseller, wenn man das Ganze dann mal irgendwann zu einem Band zusammenfügt. In diesem Sinne freue ich mich natürlich schon wieder auf den nächsten Teil. Vielleicht ist ja dann wieder mehr Sonnenschein als Regen dabei. Obwohl, die Regenzeit müsste ja noch bevorstehen. Ist sie denn schon losgegangen? Hast du genügend regendichte Kleidung dabei? Gummistiefel wären doch dann bestimmt perfekt, oder? Bei uns hat es auch gerade angefangen zu regnen. Sieh zu, dass du gesund bleibst. In diesem Sinne bis zum nächsten Mal alles Liebe und Gute von Kati.

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