Immer vorwärts, Schritt um Schritt
Es gibt keinen Weg zurück
Was jetzt ist, wird nie mehr ungescheh'n
Die Zeit läuft uns davonWas getan ist, ist getan
Was jetzt ist, wird nie mehr so gescheh'n.
Hallo ihr Lieben,
Auch, wenn es noch nicht lange her ist, dass ich mich das letzte Mal gemeldet habe, so habe ich schon seit 2 Tagen das Bedürfnis, etwas auf diesen Blog zu schreiben. Dieses Mal geht es allerdings nicht unbedingt um besondere Erfahrungen, um Veränderungen in meinem neuen Leben hier. Es geht viel mehr einmal um meine Gefühlslage, die mich seit einigen Tagen beschäftigt.
Doch zu Beginn dieses
Eintrags hier dennoch eine kleine Geschichte aus meinem „Alltag“
in Maputo:
Wie ihr wisst, haben wir
ja für die Wochenenden eine Stadt,,wohnung“ - ein Zimmer, in dem
sich mittlerweile auch schon zwei große Matten und ein Korbsofa
(Geschenk von der Vermieterin!?) befinden. Am vergangenen Freitag
waren wir, wie schon häufiger (für mich war es dennoch das erste
Mal!) in der Asociacao dos Musicos zum Jazzabend, wo ziemlich spontan
ziemlich ziemlich gute Musik gemacht, getanzt, gesungen und gelacht
wird. Der perfekte Ort für mich, um endlich mal andere Leute
kennenzulernen, zu quatschen und aus dem Alltagstrott heraus zu
kommen. Ein rundum schöner Abend, der aufgrund von Müdigkeit (die
Arbeit bei REMAR hat an diesem Tag anscheinend sehr an unseren
Kräften gezerrt) und plötzlichen Fieber von Anna gegen halb 12 in
der Stadtwohnung ein Ende fand. Da lagen wir, unterhielten uns noch
eine Weile, redeten über dies und das, lachten und schliefen
letztendlich ein. Gegen 3 Uhr Nachts wurden wir allerdings wach –
von einem komischen gluckern. Erst dachten wir, wir hätten wieder
die Wasserhähne vor unserer Wohnung aufgedreht gelassen, wie die
Woche zuvor. Ihr müsst wissen: Fließend Wasser haben wir von 3 bis
3, und dann 12 Stunden nicht. Deshalb wird natürlich jede
Gelegenheit genutzt, das Wasser zu speichern, um zu duschen, die
Zähne zu putzen oder auf Toilette zu gehen. So sollte es aber in
dieser Nacht nicht gut für uns enden und es dauerte einige Minuten,
bis wir begriffen, was da gerade passierte. Das Gluckern wurde
mittlerweile zu einem Wasserfall-lauten rauschen, was einfach nicht
enden wollte. Als Anna dann neben die Matratze griff, fühlte sie nur
kaltes Wasser, was sich den Weg durch unsere Wohnung suchte. Sie
spring auf, weckte uns endgültig und uns wurde erst ein paar
Augenblicke später klar, dass wir einen kleinen (haha) Wasserfall in
unserer Wohnung hatten. Das Loch, was wir in der Wand hatten, war
laut der Vermieterin ganz ungefährlich. „Hier führt keine Leitung
lang, keine Sorge“. Ja, genau. Das können wir sehen und leider
auch SPÜREN! Nach weiteren 5 ahnungslosen Minuten entschieden wir
uns dazu, die gesamte Einrichtung in den Hof zu tragen, inklusive
unserer mittlerweile klitschnassen Backpackerrucksäcke (meiner stand
natürlich genau unter dem Loch...). Nach einer halben Stunde trafen
auch die letzten von uns Freiwilligen bei der Wohnung ein und konnten
ihren Blicken kaum trauen. „Wir dachten, ihr übertreibt, als ihr
uns angerufen habt.“ - „Nein, ganz bestimmt nicht!!!“. Da auch
die mosambikanischen Jungs es nicht schafften, das Loch in der Wand
zu stopfen und somit das Wasser zu stoppen weckten wir um halb 4 Uhr
Nachts unsere Vermieterin, die Gott sei Dank gleich gegenüber wohnt.
Sie legte unsere Wohnung trocken, stopfte das Loch mit einem
Holzpflock und erklärte uns, sie würde einen Wasserhahn davor
bauen. Super Idee, noch eine Stelle, an der wir dann unser Wasser
speichern können! Ich für meinen Teil hatte nach der ganzen Aktion
um 4 Uhr morgens genug von der Wohnung, genug von der Nacht und
wollte einfach nur noch schnell nach Hause. Ich zog die letzten
„trockenen“ Sachen aus meinem Rucksack an, packte alle zusammen
und machte mich zusammen mit Marie, Anna und Alexandra (eine
österreichische Freiwillige für einen Monat, sie lebt zusammen mit
Anna beim Estadio) auf den Weg Richtung Machava. Gegen 5:30 Uhr lagen
Marie und ich im Bett – ja, wir saßen im ersten Chapa nach
Patrice. Wieder eine Sache abgehakt. Beinahe hätten wir den
Sonnenaufgang miterlebt. Nach ca. 10 Minuten riefen dann Anna und
Alexandra auf einmal an, die vor verschlossener Türe standen und
einfach nur noch schlafen wollte. Klar, sie können gern zu mir
kommen und so wurde das Haus meiner Gastfamilie zur Aufnahmestelle
für durchgefrorene, übermüdete Backpacker-Freiwilliger. Die
einzige, die in dieser „Nacht“ nur kaum noch ein Auge zugemacht
hat, war ich. Dafür gab es gegen 12 Uhr Königsfrühstück, mit
Butter, Marmelade, Erdnussbutter, Käse, Tee und Saft. Auch Yohanna
kam später noch dazu. Alles in allem war es eine chaotische Nacht,
die ich dennoch nicht missen will - einfach weil es zu verrückt war!
Und nein, leider habe ich im Schrecken des Moments kein Foto vom
Zustand der Wohnung gemacht. Schade eigentlich. Es gibt lediglich ein
sympatisches Bild, wie wir uns Richtung Chapastation aufmachten.
Auf dem Weg zum ersten Chapa nach Hause. Sympathisch, Anna :D (Emmi, Alexandra, Anna, Lion) |
So,
und nun zum eigentlichen Thema dieses Eintrags. Der kleine Bericht
ist ja doch etwas länger geworden, aber ich musste euch einfach
detailliert darüber berichten, da man es sich sonst einfach nicht
vorstellen kann!
Ja,
warum geht es mir in den letzten Tagen irgendwie so komisch? Ich
denke, das liegt zum ganz großen Teil daran, dass ich seit Dienstag,
also nun fast einer Woche allein zu Hause bin. Meine komplette
Gastfamilie ist nach Nampula geflogen, wo am Freitag die Hochzeit der
Schwester meiner Gastmutter stattfand. Danach folgt jetzt der
zweiwöchige Traumfamilienurlaub – ich glaube, sie sind zur Ilha de
Mocambique, der ehemaligen Hauptstadt Mosambiks gefahren, denn meine
Gastmutter hat gefühlt 10 Bikinis einpacken wollen, als ich, ja ICH,
die Sachen für meine neuen Eltern und Aillen packen durfte. „Du
hast das mit deinen Sachen auch geschafft.“ (Gledice) oder viel
besser noch von Nercio „Ich weiß doch gar nicht, was ich zu erst
einpacken soll!“. Später hieß es dann: „Das nächste Mal kann
ich das jetzt allein! Aber lass uns lieber nochmal wiederholen: Erst
Pullover und Jacken, dann Hosen, Shirts, und alles andere dazwischen
klemmen.“. Ja, fein gelernt, Nercio. Manchmal mag ich sie ja schon,
diese Familie! Nein ganz im Ernst, ich liebe meine Gastfamilie und
kann es hier gar nicht oft genug schreiben! Genau deshalb fällt es
mir aber auch wahnsinnig schwer, allein hier zu sein. Gledice fragte
mich schon in der erste Woche, ob ich damit ein Problem hätte. Nein,
habe ich grundsätzlich nicht, aber selbst in Deutschland bin ich
einfach nicht gern allein. Ich habe gern meine Ruhe, Zeit für mich.
Ich mag es, einen faulen Nachmittag allein vor dem Fernseher zu
liegen, in meinem Bett zu lümmeln und einfach gute Musik zu hören
oder etwas zu lesen. Wenn dann nur eben noch jemand irgendwo im Haus
wäre... Wenigstens das Gefühl, nicht einsam zu sein, das brauche
ich doch irgendwie. Und wie gesagt, nicht nur, weil es Mosambik ist
sondern so bin ich einfach. Ich mag es zu wissen, dass jemand um mich
herum ist, mit dem ich mich, wenn ich es möchte, unterhalten oder,
wie mit Nercio, englischsprachige Filme mit portugiesischen
Untertiteln schauen kann. Auch die quirlige und oft weinende oder
schreiende Aillen fehlt mir. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal
sagen werde. Natürlich gibt es auch Momente, in denen ich richtig
froh bin, allein zu sein, wie zum Beispiel beim abendlichen Skypen,
weil ich dann nicht aufpassen muss, dass mein Ton zu laut gestellt
ist und ich sie somit aufwecke.
In
dieses Gefühl des einsam–Seins habe ich mich in den letzten Tagen
verkrochen. Am Samstag hatte ich nach der Nacht keine Lust mehr,
etwas zu unternehmen, aber auch die anderen haben nur noch etwas Zeit
in der Wohnung verbracht. Am Sonntag sind dann alle nach Catembe
gefahren. Ich weiß nicht, aber irgendetwas trieb mich dazu, mal
allein in die Stadt zu fahren, rumzulaufen und mir letztendlich drei
wunderschöne Capulanas zu kaufen. Ich habe es total genossen, auch
wenn die Straßen maputos zu dieser Uhrzeit (gegen 11 Uhr) unheimlich
leer waren. Klar, es war Sonntag und fast jeder in der Kirche.
Eigentlich wollte auch ich nach Machava fahren, zu REMAR, um den
Kindern eine Freude zu bereiten, da wir heute, am Montag nicht
arbeiten gehen würden. Aber wieder hielt mich irgendwas zurück,
mich unter mir bekannte Menschen zu treiben. Und so genoss ich die
kurze Zeit für mich allein in Maputo. Zurück daheim habe ich mich
ans Wäsche waschen gemacht, wofür ich mir ausgesprochen viel Zeit
ließ. Ich erklärte auch der anderen Familie auf dem Hof auf
portugiesisch (!!!), was in der vorherigen Nacht passiert war und
weshalb so viele Mädchen bei mir geschlafen haben. Sie lachten und
freuten sich, dass ich mal wieder mit ihnen geredet habe. Auch dazu
war meine Motivation in den letzten Wochen irgendwie gesunken
(entschuldige, Vovo...). Nachmittags schaute ich dann Lyria, der
Mutter der Familie, dabei zu, wie sie die Haare ihrer Tochter,
Rosinha (oh wie ich die kleine liebe!), zu kleinen Minidutts oder
ähnlichem zusammen drehte. Danach habe ich noch mit meinem Bruder
geskypet. Es war ein rundum schöner, entspannter Tag, den ich sehr
genossen habe und ich freute mich eigentlich auf heute. Die anderen
planten, an die Costa do Sol zu fahren, doch heute morgen merkte ich,
dass mich heute keine zehn Pferde aus dem Haus bekommen sollten. Und
so beschloss ich, wieder nur zu Hause zu bleiben, lief einmal zu
meinem mittlerweile Stammbäcker, holte Brot, kochte zusammen mit
unserem „Hausmann“, der jeden Sonntag und manchmal anscheinend
auch Montag hier ist, um Haus und Hof zu putzen, mein Essen für
heute und morgen: Reis mit Möhren und Bohnen, dazu lecker lecker
Hühnchen. Eigentlich mein Standard- aber auch Lieblingsessen hier.
Danach lag ich im wahrsten Sinne des Wortes rum wie ein Nilpferd am
Wasserloch. Ich war nicht mal in der Lage, unserem lieben Hausmann,
dessen Name ich doch tatsächlich nicht schreiben kann, ein wenig
unter die Arme zu greifen. Eigentlich wollte ich heute zum Afroswing
gehen, und endlich wieder tanzen! Aber da die anderen auch da
abgesprungen sind, entschied ich mich für einen entspannten Abend
vor dem Fernseher. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist...
In
den letzten Tagen schwebe ich zwischen Aufregung, Vorfreude auf das
nächste Jahr, Motivation, ungewöhnliche Erfahrungen zu machen und
auf der anderen Seite der Depression, die Zeit würde hier nie
vergehen, ich will ganz schnell wieder nach Hause und habe keine
Motivation, nur eine Kleinigkeit neben der Arbeit zu unternehmen. Es
ist einfach so ein komisches Gefühl – zwischen zwei Polen, die
beide an mir ziehen und beide so viel von mir verlangen. An manchen
Tagen fühle ich mich müde vom vielen Nachdenken über diese beiden
so unterschiedlichen Gefühlslagen. Und im nächsten Moment bin ich
der vollen Überzeugung, dieses Problem endlich anzugehen!
Nagut,
mit diesem positiven Gedanken möchte ich diese Eintrag schließen.
Ich hoffe, die nächsten Wochen werden besser, gefüllter mit mehr
Alltag, mit mehr aufregenden Eindrücken – mit mehr MOSAMBIK!
Bis dahin, meldet euch mal, ich brauch das zur Zeit so sehr! Über Call-By-Call-Nummer könnt ihr mich sogar recht günstig anrufen, aber ich zwinge hier natürlich keinen!
Bis dahin, meldet euch mal, ich brauch das zur Zeit so sehr! Über Call-By-Call-Nummer könnt ihr mich sogar recht günstig anrufen, aber ich zwinge hier natürlich keinen!
Eure
Anni :)
PS (1): Abends höre ich gern meine einzige CD, die ich mit nach Mosambik genommen habe: Scala and Kolazny Brothers. Auf dieser ist das Lied "Kein Zurück" von Wolsfheim drauf, aus dem auch die Zeilen zu Beginn dieses Eintrags sind. Es ist über die Zeit meine Motivation geworden und ich tanke daraus viel Kraft...
PS (2): Die Arbeit bei REMAR macht mir Sorgen, Anna und ich werden einfach nicht glücklich und doch liebe ich die Kinder jetzt schon! Ich vertraue auf den Worten der ehemaligen Freiwilligen, die uns versuchen, viel Mut und Hoffnung zu machen. Eins steht für mich aber fest: Ich möchte REMAR nicht verlassen, egal was passiert! Vielleicht finde ich mal einen guten Schreibmoment, in dem ich fair über die Zustände im Projekt berichten kann. Zum jetztigen Zeitpunkt ist es mir leider noch nicht möglich. Ich möchte keinem ein falsches, unangebrachtes Bild von meiner Arbeit geben, deshalb verzeiht mir bitte.
Hier noch ein paar Bilder aus meinem Alltag :)
PS (1): Abends höre ich gern meine einzige CD, die ich mit nach Mosambik genommen habe: Scala and Kolazny Brothers. Auf dieser ist das Lied "Kein Zurück" von Wolsfheim drauf, aus dem auch die Zeilen zu Beginn dieses Eintrags sind. Es ist über die Zeit meine Motivation geworden und ich tanke daraus viel Kraft...
PS (2): Die Arbeit bei REMAR macht mir Sorgen, Anna und ich werden einfach nicht glücklich und doch liebe ich die Kinder jetzt schon! Ich vertraue auf den Worten der ehemaligen Freiwilligen, die uns versuchen, viel Mut und Hoffnung zu machen. Eins steht für mich aber fest: Ich möchte REMAR nicht verlassen, egal was passiert! Vielleicht finde ich mal einen guten Schreibmoment, in dem ich fair über die Zustände im Projekt berichten kann. Zum jetztigen Zeitpunkt ist es mir leider noch nicht möglich. Ich möchte keinem ein falsches, unangebrachtes Bild von meiner Arbeit geben, deshalb verzeiht mir bitte.
Hier noch ein paar Bilder aus meinem Alltag :)
Allein zu Hause heißt oft auch allein kochen... |
Hier das Ergebnis: Öl-Nudeln mit Zwiebeln, Mühren, Paprika, künstlicher Hühnchenwurst und Käse! Lalalalala - LECKER! |
Meine neuen Capulanas :) Sogar das erste mal gehandelt habe ich! |
Von wegen meine Haut kann nicht braun werden: An meinen Füßen sieht man doch ganz deutlich meine Fliflopabdrücke! |
Hallo liebe Anni, du merkst, es ist schon wieder Montag. Bei uns ist der Sommer zurückgekehrt. Tagsüber bis 25°C, da kann man nicht meckern. Franzi und ich gehen noch jeden Tag schwimmen. Außer uns traut sich fast niemand mehr in den See. Egal, dann haben wir das ganze Wasser eben für uns. Leider ist morgen mein letzter Urlaubstag. An das Faulenzen könnte man sich gewöhnen. Aber von nichts kommt nichts. Das gilt für mich natürlich genauso wie für dich. Beim Volleyball haben wir 2 Neuzugänge zu verzeichnen. Du siehst, es geht wieder aufwärts. Ich freue mich schon wieder auf Mittwoch und die neuesten Nachrichten von deiner Mama. Ich merke, dass sie total stolz auf dich ist. Und das kann sie ja auch. Mach' so weiter wie bisher, die Zeit rennt. Für heute ganz liebe Grüße von Kati.
AntwortenLöschenLiebe Anni, als ich dir vor einer Woche geschrieben habe, war es noch sommerlich warm. Ich glaube, jetzt hat der Herbst begonnen. Vorgestern waren wir noch schwimmen, heute könnte man fast schon einen Schal brauchen. Heute habe ich Bilder von deiner Mama gesehen - auf einem Pferd. Und dabei hat sie eine tolle Figur gemacht. In ihr scheinen ungeahnte Talente zu schlummern. Die Gymnasiasten sind heute auf Kursfahrt gegangen. Bei dir ist das jetzt auch schon wieder ein Jahr her! Dabei war es doch erst vor kurzem. Da kann man mal sehen, wie die Zeit vergeht. Was machen die Chapas? Wie geht es den Kindern? Was steht bei euch an? Für die nächsten Tage wünsche ich dir viel Kraft und Durchhaltevermögen. Bis demnächst. Viele Grüße von Kati
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