TEIL
1: Über die verfliegende Zeit, Herz-erwärmende Menschen, meine
ersten Arbeitstage und eine verlorene Anni in Maputo
Hallo ihr Lieben!
Bald ist es nun so weit
und ich bin schon einen Monat in Mosambik. Diesen Eintrag beginne ich
am 21.08., also 10 Tage zuvor. Ich möchte in den nächsten Tagen ein
paar meiner ersten Eindrücke sammeln und niederschreiben. Wenn man
das an einem einzigen Tag macht, vergisst man doch sowieso immer
etwas. Verzeiht die eventuell entstehende Unordnung, aber ich
versuche, diesen Text etwas zu strukturieren. Na gut, los geht’s!
So langsam beginne ich zu
realisieren, dass ich wirklich für ein Jahr an diesem Fleck der Erde
wohnen werde. Die erste Woche im Backpackers verging wie im Fluge und
es kam einem fast wie im Traum vor: Recht bequeme Betten, recht gutes
Frühstück, eine Dusche mit fließenden und ab und an sogar warmen
Wasser und vor allem Hbonny, unser Verantwortlicher von AJUDE, der
Tag und Nacht für uns zur Verfügung stand und uns in den ersten
Tagen Schutz bot. Der Mann, der vielleicht nur einen kleinen
Kleiderschrank (2 Hosen, 4 Tshirts?!) aber dafür ein so viel
größeres Herz besitzt! Der, der immer ein grinsen im Gesicht hat,
was mehr ironisch aber dennoch aus dem Herzen kommt. Dank Hbonny muss
ich im Nachhinein sagen, dass der Kulturschock noch durchaus größer
hätte sein können. Ich möchte nach den ersten Wochen hier in
Maputo aber eigentlich generell nicht mehr von einem Kulturschock
reden – na klar, irgendwie hatte ich ihn schon – aber nachdem
etwas Zeit vergangen ist, sieht man diese Sache mit ganz anderen
Augen.
Auch die ersten Tage in
der Gasfamilie zogen nur so an einem vorbei: Meine tollen Gasteltern,
die ca. Anfang 30 sind (mein gastvater wird im September 34) und
meine kleine Gastschwester Aillen, die mir mit ihrem Lachen oft gute
Laune zaubert! Gleich am ersten Wochenende integrierten sie mich in
die Familie, ich durfte auf unserem Hof das erste Familienfest von
unseren Nachbarn erleben, auf dem ich als „Sister“ angesehen und
begrüßt wurde. Würde sich hier nicht jeder sofort wohl fühlen?!
Also ich definitiv! Das liegt nicht nur daran, dass meine neuen
Eltern auf Zeit sehr gut Englisch sprechen und so die Kommunikation
für den Anfang sehr erleichtern, sondern zum Beispiel auch an der
Oma der anderen Familie, die sich jedes Mal freut, wenn ich mal
wieder zu einer Zeit nach Hause komme, wenn kein anderer zu Hause
ist. Dann sitze ich oft einige Zeit bei ihr mit im Zimmer, welches
sie mir übrigens gleich am ersten Tag voller Stolz präsentiert hat,
und wir schauen etwas fern. Nach 30 Minuten fällt ihr dann oft aus
heiterem Himmel ein, dass sie ja doch einen Schlüssel für das Haus
hat – sie wolle doch nur etwas Zeit mit mir verbringen. Sie ist so
eine herzliche und bescheidene Frau, die ich schon jetzt ganz tief in
mein Herz geschlossen habe! Am ersten Sonntag war das wie bereits
erwähnte Familienfest hier auf dem Hof, wo ich auch zum ersten Mal
den Vater der anderen Familie kennenlernen durfte, der anscheinend,
genau wie meine Eltern, beruflich sehr viel unterwegs ist. Er hat von
1987 für 3 Jahre in Nürnberg gelebt und gearbeitet. Schade, dass er
sich nur noch an wenige deutsche Worte erinnert, doch wenn ich am
Wochenende draußen im Hof sitze und portugiesisch lerne, kommt er
manchmal vorbei, zeigt auf etwas, und benennt es in deutsch. Er freut
sich sehr, dass doch noch etwas hängen geblieben ist und sieht meine
Anwesenheit als kleine Chance, sein Deutsch wieder aus der Schublade
kramen zu können. Doch zuerst lautet meine Aufgabe: Portugiesisch
lernen! Hierbei unterstützen mich eigentlich alle, die mit mir
zusammen auf dem Hof leben. Sie sprechen sehr langsam, nehmen
Rücksicht auf mich. Und wenn ich doch mal etwas nicht bzw.
missverstehe, kann ich meine Eltern fragen, die es mir dann auf
englisch erklären können. Zudem haben wir eine Tia (wörtlich
„Tante“, eigentlich eher „Haus- und Kindermädchen“) hier.
Sie heißt Lurdiche und kümmert sich jeden Tag von 6/7 Uhr früh bis
6/7 Uhr abends um das Haus, Aillen und – die Wäsche! Ja, sogar
meine Kleidung wäscht sie mit, da sie und meine Gastmutter die
Meinung teilen, bei mir würde es zu lange dauern und somit wertvolle
zeit am Tag verloren gehen. Dazu muss ich sagen: Bis auf meine
Unterwäsche habe ich hier noch nichts gewaschen! Wie wollen sie also
wissen, dass es lange dauert? Zur Zeit ist es mir so allerdings auch
ganz recht, da das wohl wirklich viel Zeit kostet. Zur Zeit schlafe
ich hier noch sehr schlecht und muss unter der Woche früh raus, um
in die Stadt bzw. seid 18.08. zur Arbeit zu fahren. Vielleicht findet
sich bald ein Samstag Vormittag, an dem ich es wenigstens einmal
probieren darf. Nun gut, ich will diesen Teil über meine Familie
eigentlich nicht nochmal so ausweiten, da ich ja bereits über sie
berichtet habe. Ich will nur noch eine letzte Sache erwähnen: Egal
wie perfekt die Familie auf den ersten Blick scheint, es gibt doch
immer wieder Sachen, die einem zweifeln lassen. So zum Beispiel der
Umgang bzw. die Erziehung von Aillen, doch dazu möchte ich hier
nichts genaueres schreiben, da es meiner Meinung nach nicht hier her
gehört.
Ein weiteres Thema, um
das man im ersten Monat leider nicht herum kommt, ist das wirklich
lästige Heimweh. Ich gebe zu: JA, ich bin ein Familienmensch und
wäre am liebsten schon am ersten Tag wieder nach Hause geflogen,
weil man es zuerst wirklich nicht realisieren kann. Bin ich jetzt
wirklich ein ganzes Jahr hier? Hab ich mir das gut überlegt? Ach
Mist, warum mache ich so etwas überhaupt? Der erste Abend war dabei
wahrscheinlich doch vom anfänglichen „Kulturschock“ geprägt,
jedoch folgt mir das Heimweh bis heute auf Schritt und Tritt.
Besonders die Abende bzw. Nachmittage sind schwer, wenn man nach
Hause kommt, und keiner da ist, der einen in den Arm nimmt. Seit dem
10.08. ist allerdings der Neffe meiner Gastmutter hier, also
sozusagen mein Cousin. Er heißt Kelvin und ist 6 Jahre alt. Seine
Familie lebt in Nampula und er verbringt seine Ferien in Maputo bei
uns. Kelvin war anfangs sehr distanziert, hat sich nicht mit mir
unterhalten, mich gekonnt ignoriert. Seit einigen Tagen (heute ist
der 21.08.) kommt er allerdings Abends oft in mein Zimmer, setzt sich
auf mein Bett, versucht mir deutlich zu machen, wie ihm sein Tag
heute gefallen hat, fragt mich über meine Arbeit, malt in seinem
Spiderman-Heft und kommt dann zu mir ran gerutscht und – fängt auf
einmal an, mit mir zu kuscheln. Er legt seinen Kopf auf meinem Schoß,
zieht seinen Arm um seinen Körper. Auch wenn es tagsüber oft
hyperaktive Momente gibt, in denen er mich anschreit und durchdreht,
so geben mir diese wenigen Minuten beinahe alles, was ich zur Zeit
brauche: Liebe und eine feste und herzliche Umarmung! Die nächsten
Tag wird er zusammen mit Aillen bei anderen Verwandten wohnen. Ich
möchte ihm anbieten, seine letzte Nacht in Maputo bei mir im Bett zu
verbringen, da er eh jede Nacht hier einschläft und ich ihn dann
immer in sein Bett legen muss. Ich denke, es wird ihn freuen, wenn er
noch eine Nacht mit seiner neuen „Tia Anni“ kuscheln kann.
Generell ist das Thema Zuneigung in den meisten Gastfamilien eine Art
Tabuthema (vielleicht nicht so krass, aber auf jeden Fall in die
Richtung). Die Kinder kommen oft an, umarmen dich und reden mit
einem, die Eltern sind allerdings doch etwas distanzierter.
Diese Erfahrung habe ich
auch in meinen ersten Tagen in meinem Projekt machen dürfen: Anna
und ich arbeiten für die ersten 4 Wochen bei REMAR, einem ziemlich
großen, stark christlich geprägten Projekt, welches von einer
portugiesischen Familie geleitet wird. REMAR – Häuser gibt es in
mehreren Ländern über den ganzen Globus zerstreut – auch in
Deutschland. Während Anna sich zur Zeit allein um 9 Kleinkinder von
1,5-4 Jahren kümmert, beschäftige ich mich mit den eher älteren
Kindern, die in dem Heim leben und auch zur Schule gehen. Sie sind
zwischen 5 und vielleicht 12. Es gibt auch noch ältere Mädchen, bis
zu 17 Jahre alt, die sich zur Zeit (am 25.08. beginnt die Schule
wieder) den ganzen Tag um Haus und Hof kümmern. Wir arbeiten in
Liberdade, ziemlich weit außerhalb der Stadt. Hier befindet sich das
sogenannte Mädchenhaus, in dem allerdings auch kleine Jungs wohnen.
Die Schule von REMAR befindet sich im Bairro Machava, wo auch die
älteren Jungs leben. Das Heim in Liberdade ist unserer Meinung nach
sehr klein und man kann sich gar nicht vorstellen, wo (und vor allem
wie!) die viele Kinder hier leben. Wie ihr vielleicht schon
heraushören könnt, sind Anna und ich nicht so wirklich überzeugt
von unserer Arbeit: Für das gesamte Mädchenhaus gibt es insgesamt
nur zwei Tias, die hier wirklich verantwortlich sind – für
immerhin fast 40 Kinder. Dementsprechend kümmern sich einige der
großen Mädchen auch um die jüngeren, die allerdings eher selbst
eine Erziehungsperson benötigen. In meiner Gruppe (ca. 20 Kinder)
unterstützen mich zwei von den älteren Mädchen. Besonders mit
Zinha (13 Jahre) verstehe ich mich sehr gut, weil sie auch etwas
Englisch und Französisch spricht. Sie lebt erst seit Januar bei
REMAR, geht zum ersten Mal zur Schule und muss das Projekt Anfang
nächsten Jahres schon wieder verlassen. Sie ist ein so
wissbegieriges Mädchen, für die es mir sehr Leid tut, dass sich
ihre Mutter die Bildung für ihr Kind anscheinend nicht leisten kann.
Gegenseitig bringen wir uns nun Englisch bzw. Portugiesisch bei.
Bereits an meinem zweiten richtigen Arbeitstag hat sie mich ganz fest
in dem Arm genommen, als sie gesehen hat, dass ich mit den vielen
umher rennenden Kindern überfordert war. Aber auch sie hat ihre zwei
Seiten, und so kommt es schon einmal vor, dass sie mit ihrem
Flip-Flop ein Kind auf den Po haut, woraufhin eine der beiden Tias
aus dem Haus kommt und sie ebenfalls mit einem nassen Lappen haut. Ob
das eine so gute Methode ist, die Kinder zu erziehen? Ich bin mir da
nicht so sicher. Nachdem wir am ersten Tag doch sehr geschockt und
mit Sicherheit auch mit der Situation im Projekt überfordert waren,
holten wir uns Rat bei ehemaligen Freiwilligen. Meine Motivation für
die nächste Zeit: Wir werden nicht das Projekt oder den Umgang der
Tias mit den Kindern ändern können – viel mehr können wir die
Kinder für die Zeit, die wir im Projekt sind, etwas glücklicher
machen, als sie es sonst sind. Dafür sind wir da. Und genau das hat
man, also zumindest ich, gleich am zweiten Tag gemerkt, als zur
Begrüßung mehrere Kinder auf mich zu gerannt kamen, mich an der
Hand halten und mir etwas zeigen wollten. Einer
von uns beiden wird Anfang September allerdings das Projekt noch
einmal wechseln, da eigentlich nur 2 weltwärts-Freiwillige bei REMAR
arbeiten dürfen und seit Januar diesen Jahres Anselm, ein weiterer
ICJA-Freiwilliger, hier bereits arbeitet. Ich denke zur Zeit eher,
dass Anna REMAR verlassen wird, da sie sich wirklich nicht wohl
fühlt. Ich hoffe, dass es für mich nach 4 Wochen kein Problem sein
wird, wenn ich allein im Mädchenhaus arbeiten muss. Anselm arbeitet
im entfernten Jungenhaus und ist somit auch nicht so schnell
erreichbar. Ich hoffe, die Kinder geben mir mit der Zeit genug
Motivation, das Jahr in REMAR anzupacken! FÜR die Kinder!
Schwupps
– ein etwas größerer Sprung zum nächsten Thema: MAPUTO! Ich
wohne in der Hauptstadt; ich, Anni, das Landei, dem schon nach einem
Wochenende Berlin die Großstadt auf die Nerven geht. So richtig
bewusst ist mir das erst geworden, als der Portugiesisch-Kurs anfing
und wir jeden Tag durch die Straßen dieser chaotischen Stadt laufen
müssen. Normalerweise habe ich eine sehr gut Orientierung von meinem
Vater geerbt – allerdings gilt das wie es scheint nur für lange
weitläufige Strecken. Für Maputo auf jeden Fall nicht! Die ersten
Wochen hier waren geprägt von unzähligen (mittlerweile bestimmt
schon) Kilometern, die ich zu viel zu Fuß durch die Stadt getratscht
bin. Nach drei Wochen finde ich mich allerdings schon viel besser
zurecht: Ich weiß, wie ich zum Maputo Shopping Center mit Chapa
fahren muss, finde von dort aus den Bankautomaten, an dem ich etwas
mehr Geld abheben kann, laufe dann zum AJUDE-Office, um noch einiges
organisatorisches mit Hbonny zu klären und finde von dort aus den
Weg zu MOZARTE, wo unser Unterricht am Nachmittag stattfindet. Ich
weiß, wo ich ein Brot und eine Orange für jeweils 5 Meticais (ca.
12ct) kaufen kann, wo Movitel ist, um mein Internetstick aufzuladen,
wie ich am Abend zur 24. (Av. 24 de Julho – große Hauptstraße und
„Chapahauptschlagader“) komme und dass es cleverer ist, zuerst
ein Chapa Richtung Zentrum zu nehmen, welches anschließend Richtung
Patrice Lumumba fährt – nur dann kann man sich einen Sitzplatz
regelrecht erkämpfen. Ab 16 Uhr herrscht absoluter Ausnahmezustand
auf den Hauptstraßen in Richtung aller Vororte von Maputo und es
dauert manchmal bis zu 2 Stunden, um nach Hause zu kommen. Und
trotzdem sage ich mittlerweile – JA, ich fahre gern Chapa!
Irgendwie kommt man immer in ein Gespräch mit Mosambikanern oder
genießt den täglichen wunderschön kitschigen Sonnenuntergang,
während man im Jahrhundert-Stau steht – durch die Hitze an der
Scheibe klebend. Heute (21.08.) ist es mir sogar passiert, dass ich
im Chapa eingeschlafen bin. Die letzten Nächte waren sehr kurz und
so war ich heute einfach nur fertig, als ich endlich Richtung Heimat
fuhr. Neben mir saß allerdings ein Nachbar, den ich erst als diesen
wahrnahm, als er mich kurz vor unserer Station weckte. Also Ja, es
geht, man kann in vollen, stickigen Chapas ein- und generell sehr gut
schlafen! Auch wenn ich genau das anfangs nicht so recht glauben
wollte... Es gibt Tage, an denen mich diese Stadt überfordert: Man
rennt über die Straßen, wenn man sich sicher ist, dass man lebend
rüber kommt, kann alles auf den Straßen kaufen, die Chapas fahren
wann, wo und wohin sie wollen und es wird um die Plätze regelrecht
gekämpft. Die meisten Leute Maputos verbringen den Tag auf der
Straße, verkaufen Lebensmittel, putzen Schuhe, waschen Autos (meiner
Meinung nach etwas überflüssig, bei all dem Staub, der in der Stadt
umherfliegt) oder laufen einfach herum – manche sogar ohne Ziel,
einfach weil schönes Wetter ist. Während in Deutschland viele
Menschen einen sehr geregelten Tagesablauf haben (aufstehen, essen,
arbeiten, essen, arbeiten, essen, schlafen), so ticken die Uhren in
Mosambik doch etwas anders. Ich kann mir nicht vorstellen, wie viele
Menschen wann wo arbeiten, doch es laufen schon einige im Anzug und
fein angezogen durch die Stadt. Ich weiß gerade nicht, wie ich es
beschreiben soll, aber vielleicht versteht es ja der ein oder andere
von euch. Es ist auf jeden Fall eine lebendige Stadt, die niemals
schläft! Die nie ihren Mund halten kann, sondern immer ruft: Hier
bin ich! Wie ein kleines Kind. Aber was soll's – ich mag auch
Maputo, nur so langsam könnte ich echt mal etwas mehr Natur
gebrauchen! Was rede ich – überhaupt mal Natur! Bis auf unseren
ersten verregneten Strandtag in Katembe sind wir noch nicht wirklich
aus der Stadt heraus gekommen, und das schlägt sehr auf meine
Stimmung.
[...Fortsetzung
folgt...]
TEIL
2: Über Wochenendpläne, unsere neue Wochenendbleibe, das Ende der
Schulferien, meine „Wohlfühlfamilie“ und Annis Kochkünste in
Mosambik
(27.08.2014)
So, heute geht es endlich weiter. Mittlerweile ist schon
der 27.08.. Mensch, wie die Zeit doch vergeht! Den letzten Eintrag
habe ich mit dem Wunsch beendet, endlich mal aus Maputo raus zu
kommen, egal, wie sehr ich diese Stadt mag. Und siehe da: Auch die
anderen Freiwilligen wollen mal raus aus der Stadt und so planen wir
für diesen Samstag einen Tag in Macaneta, ca. 40km entfernt von
Maputo, zu verbringen: Traumstrand, etwas mehr Ruhe (Macaneta liegt
auf einer durch einen Fluss abgeschnittenen Landzunge) und einfach
einen richtig schönen entspannten Tag! Abends geht es dann aber
wieder nach Hause, um noch etwas zu feiern und danach zumindest für
mich das erste Mal in unserer Stadtwohnung zu schlafen.
Und schon bin ich beim nächsten Thema: Ja, wir haben
eine Stadtwohnung, und das schon seit nun fast einer Woche! Bei
manchen von uns war der Wunsch sehr groß, ziemlich schnell eine
Bleibe in der Stadt zu finden und so organisierte uns Miriam, eine
deutsche Freiwillige, die vor zwei Jahren über den ICJA hier in
Mosambik war, zusammen mit ihrem Freund mehrere mehr oder wenige
spontane Besichtigungen. Da unser Budget recht begrenzt, die
Ansprüche trotzdem (normal) hoch sind, dauerte es für deutsche
Verhältnisse zwar dennoch nicht lang, eine Wohnung zu finden. Manche
Freiwillige unter uns konnte es dennoch nicht schnell genug gehen.
Das letzte Wochenende habe ich noch nicht dort verbracht, da mein
Fieber wieder schlimmer wurde und mir beinahe dauerhaft schlecht war.
Mir geht es mittlerweile aber in dieser Hinsicht viel viel besser,
aber dafür kommt jetzt die ganz normale Erkältung – damit sollte
ich mein normales Krankheitspensum, was ich sonst in Deutschland
habe, für's ganze Jahr abgedeckt haben! Ja, unsere Wohnung … Sie
besteht eben aus einem Raum, der vielleicht so groß ist, wie mein
Zimmer in Deutschland. Es wurde für uns extra noch neu gestrichen,
wie auch das Bad (auch wenn man es hier weniger bemerkt...) und
durchgeputzt (auch das sah man [nicht!] an unseren Füßen). Die
Vermieterin scheint aber dennoch sehr nett und hilfsbereit, auch wenn
der Raum mit 6000mets im Monat noch recht... naja... teuer ist. Das
sind umgerechnet übrigens ca. 150€, was für jeden im Monat nicht
ganz 17€ macht. Am Montag waren wir noch in einem
Matratzen-Geschäft, um unsere Wohnung bzw. vor allem die Nächte
etwas gemütlicher zu machen. Für zwei große Matten haben wir nicht
einmal 70€ bezahlt. Sind zwar auch nicht von der besten Qualität,
aber immerhin haben wir richtige Matten!!! Wir werden denke ich
nächsten Monat noch eine dritte holen, und dann ist der Raum aber
auch voll! Leider habe ich nur Bilder von dem leeren Raum und ein
Bild, wie wir die Matten ca. 2km durch die Stadt getragen haben: 5
Mulungos mit großen, bunten Matten unter den Armen oder sogar (ganz
afrikanisch) auf dem Kopf. Das war ein Bild für sich, aber sehr
selbst (auch, wenn dieses Bild sehr gestellt ist):
Unsere Stadtwohnung von außen.
Themawechsel: Seit Montag sind die Chapas einfach
unheimlich voll! Und warum? Die Schule hat wieder angefangen und
viele Kinder (vor allem die älteren) müssen jeden Morgen mit dem
Chapa zur Schule fahren. Ich mag es, wenn ich am morgen viele
verschiedene Gruppen von Schülern sehe, die die verschiedenst –
farbigen Schuluniformen tragen, was in Mosambik ganz normal, wenn
nicht sogar Pflicht ist (?!). Übrigens habe ich so auch erst
mitbekommen, dass neben der Kirche in meiner Straße auch eine Schule
ist. Die Uniform von dieser ist allerdings meiner Meinung nach die
schrecklichste, weil es einfach aussieht, als hätten die Kinder den
ganzen Tag Sportunterricht. Und als ich heute Nachmittag von meiner
Chapastation nach Hause lief, habe ich doch genau das auch sehen
können: Sportunterricht auf der Straße! Die Kinder (Jugendliche!)
saßen am Straßenrand, mit ausgestreckten Beinen, und sollten sich
mit den Armen vor lehnen und ihre Zehen berühren. Der Lehrer ist
währenddessen herum gegangen und hat jeden einmal „liebevoll“
ein Stück weiter nach unten/vorn gedrückt. Als ich dort vorbei
lief, ging natürlich gleich das Geschnatter von den Jungs los: „Uuh,
Mulungo, schau mal was ich kann!“ oder „Hey Baby, wanna meet me
today?“. Ja klar, am besten direkt nachdem dein Unterricht fertig
ist, in genau diesen verschwitzen Sachen! Und ja Leute, sie haben
geschwitzt, vom irgendwie nichts (?!) tun, rumsitzen und (vor allem
die Jungs) vom Mädchen anschmachten. Irgendwie eine ulkige
Situation, aber es war auch für mich so lustig, dass ich kurz
anhielt und ein Mädchen gefragt habe, ob das ihr normaler Unterricht
sei, worauf hin sie bejahte.
Auch bei REMAR (schneller, wenn auch nicht ganz so
großer Sprung) macht sich das Ende der Ferien bemerkbar: Es sind am
Vormittag nur noch ca. 20 Kinder im Projekt, um die sich Anna und ich
gemeinsam kümmern müssen. Wenn wir morgens die Straße zum Projekt
laufen, kommen uns oft ein paar Kinder von REMAR entgegen, die uns
umarmen und erzählen, sie müssen jetzt zur Schule gehen. Wenn wir
uns gegen 11:30 Uhr auf den Weg in die Stadt machen, ziehen sich die
nächsten Kinder um, damit sie zur Schule fahren können. Ich bin
gespannt, was das ab nächster Woche für ein Kommen und Gehen sein
wird, wenn wir anfangen, den ganzen Tag dort zu arbeiten. Dadurch,
dass weniger Kinder im Projekt sind, haben wir auch nicht mehr so
sehr das Gefühl, mit den vielen, so verschiedenen Kindern
überfordert zu sein. Wir können uns viel mehr Zeit für einzelne
nehmen, was sonst untergehen würde und seit gestern „unterrichten“
wir sogar ein paar Minuten (solange die Konzentration anhält)
Englisch für die größeren Mädchen. Wie gesagt, wir werden sehen,
wie das dann nächste Woche wird. Überhaupt, wie lange wir dann
arbeiten müssen. Ich halte euch stets auf dem Laufenden!
Wieder ein neues Thema: Ich fühle mich so unheimlich
wohl bei meiner Familie! Und warum sage ich euch das nun schon zum
dritten Mal? Unsere Tia, und so komme ich eigentlich schon wieder zu
einem anderen Punkt in diesem Beitrag, hat heute aus heiterem Himmel
und ganz überraschend gekündigt! Ja, die Liebe hat mir doch damit
heute sofort meine erste, wirklich große Herausforderung
eingebrockt! Nicht nur, dass ich jetzt jeden Tag mehr auf Aillen
aufpassen darf, sondern vor allem ich jetzt öfter kochen muss bzw.
es erst einmal lernen sollte! JA, ich, ANNIKA BRUHN, musste heute für
meine Gastfamilie kochen! Meine Gastmutter hatte mich bereits an
meinem zweiten Tag hier gefragt, ob ich denn gerne kochen würde,
worauf ich nur ein „mais ou menos“ - „mehr oder weniger“
antworten konnte. Natürlich – total gelogen! Wer mich kennt, weiß
ganz genau, dass ich es absolut nicht kann! Doch wenn ich eine Sache
gelernt habe (danke Mama, Papa und OMA!!!), dann ist es Nudeln
Bolognese! Ja, ihr mögt lachen, aber für mich ist selbst das schon
eine Herausforderung oberster Klasse. So entschied ich mich also, mit
Einverständnis meiner Gastmutter, dazu, genau das einfach mal
auszuprobieren: „Man wird es schon irgendwie essen können.“ war
die liebevolle Antwort. Lieber etwas bekanntes, als gleich allein
etwas traditionell mosambikanisches zu kochen. Auch das werde ich
aber in den nächsten Tagen lernen dürfen/müssen, aber immerhin
kann ich dann am Abend noch mehr Zeit mit meiner Familie verbringen!
Am heutigen Abend entstanden dann auch diese Bilder (siehe unten) und
auch das Endprodukt kann sich meiner Meinung nach wirklich sehen
lassen. Und jetzt kommt's: ES HAT MIR SOGAR GESCHMECKT! Die Meinung
meiner Gasteltern kenne ich noch nicht, weil sie, als ich fertig war
mit kochen, noch keinen Hunger hatten. Na gut, wenn sie es nicht
mögen, habe immerhin ich für die nächsten Tage etwas zu essen.
Das erste Bild entstand mehr durch Zufall, spiegelt laut
meiner Gastmutter allerdings eher meine Kochkünste wieder als jedes
andere: „Looks like you are afraid to cook!“ - „I am!“
So sah das aber eigentlich aus – Anni am Herd, der im
Gegensatz zum Licht trotz zwei kurzen Stromausfällen zwischendurch
tapfer durchgehalten hat!
Hier also das finale Gericht: Spagetti mit Bolognese!
Das Hackfleisch habe ich doch tatsächlich ganz hinten im Tiefkühler
gefunden! Lecker mit frischen Tomaten vom Feld und naja, auf Oma-Art
Mehlschwitze und Ketchup. Und ja, ich habe auch den kleinen Löffel
Zucker nicht vergessen, Papa! Nur das gerade da mal wieder Gledice in
die Küche geschmult und ganz entgeistert geschaut hat. Tja, so kocht
man halt in „Good old Germany“!
So, auch wenn ich bestimmt noch so einiges schreiben
könnte, möchte ich dieses mal den Beitrag nicht so umfassend
gestalten wie den letzten. Ich denke, dass ich mir Anfang September
noch einmal etwas mehr Zeit nehmen werde, um meine letzten Eindrücke
des Monats nieder zu schreiben.
Bis dahin fühlt euch ganz fest umarmt!
Ich bei REMAR: Heute wurden uns die Haare von den größeren Mädchen gemacht!
TEIL 3: Letztes Augustwochenende am Macaneta Beach - Wir sind im Paradies gelandet!
Heute ist der 31.08.2014. Morgen habe ich schon seit einem Monat keinen deutschen Boden mehr unter den Füßen gehabt. Ein Monat - eine wahnsinnig lange Zeit! Viel ist in dieser Zeit passiert, wovon ihr auch einiges (wenn auch nur eine kleine Anzahl an Eindrücken) hier auf diesen Seiten verfolgen könnt. Diesen Monatsbericht möchte ich mit diesem dritten Teil eigentlich beenden, auch wenn ich den Gedanken realistisch finde, in den nächsten zwei Tagen noch ein paar Eindrücke hier unten anzuhängen.
Also, was habe ich an meinem letzten Wochenende im August zur Feier des "Tages" gemacht? Wir, alle deutschen Sommer-Freiwilligen und Anselm, einer der deutschen Winter-Freiwilligen, haben uns am Samstag Morgen auf den Weg nach Macaneta gemacht: ca. 40-50 km entfernt von Maputo liegt, erstaunlich unerwartet das Paradies! Genau das habe ich gebraucht! Endlich raus aus der Stadt, die ich zwar irgendwie schon mag, aber dennoch ab und an hasse. Viel zu laut,... Das habt ihr ja alles schon gelesen. Ich möchte zu diesem Abschlusswochenende eigentlich nicht mehr viel sagen und lieber die kleine Auswahl an Bilder sprechen lassen. Auch wenn ich doch ziemlich krank bin, so habe ich es mir nicht nehmen lassen, mich von der Sonne anstecken zu lassen und auch endlich das erste Mal im indischen ozean baden zu gehen! Auch habe ich mir zum Mittag etwas richtig leckeres gegönnt (Hühnchen, Pommes, Salat und Cocossauce) und, nachdem wir im Sonnenuntergang über den Fluss per Manneskraft gepaddelt wurden (die richtige Fähre war kaputt), die erste Nacht in der Stadtwohnung verbracht. Es war ein rundum schönes Wochenende, welches ich nur zu gern sehr bald wiederholen möchte!Einfach raus, Luft holen und - wie dieses Wochenende - Kraft tanken für die nächsten anstehenden 11 Monate. Auf geht's, machen wir das beste draus! Ich habe immerhin nur einmal die Chance, Mosambik so intensiv zu erleben und zu entdecken!
Jeder hinterlässt irgendwo seine Fußspuren... |
Irgendwo, mitten im Paradies! |
Eine rundum glückliche Anni - die Sonne ist einfach ansteckend! |
Sonnenuntergang am kleinen Fluss, der die Landzunge Macanetas von Festland abtrennt. |
Gruppenbild - schon fast kitschig. :) |
Und ja, hier der Beweis: Der Mond steht auf der anderen Seite der Erdkugel auf dem Kopf! |
Eine ganz fette "Ende-des-Beitrags-und-ich-hab-euch-alle-furchtbar-lieb" - Umarmung geht an alle, die mein Jahr in Mosambik auf diesem Blog verfolgen!
Eure Anni :)
PS: Bald haben wir doch tatsächlich die 10000 Klicks geschafft!
Eure Anni :)
PS: Bald haben wir doch tatsächlich die 10000 Klicks geschafft!