Hallo ihr Lieben,
seit Donnerstag lebe ich nun schon in meiner Gastfamilie und nachdem ich sie etwas besser kennengelernt habe, ist es nun an der Zeit, ein klein wenig über sie zu berichten. Ich lebe in einem Vorort von Maputo. Wo genau, kann selbst ich euch nicht sagen. Anna wohnt "gleich um die Ecke" und ihre Chapastation heißt Estadio da Machava. Vielleicht könnt ihr damit irgendwas im Internet finden. Es müsste irgendwo zwischen Matola und Maputo liegen. Um zum Thema zurück zu kommen: Ich wohne bei zwei recht jungen Eltern, vielleicht Anfang 30 (!?). Sie heißen Gledice und Nercio und sind einfach super! Beide sind Ingenieure, wodurch die Familie als recht gut situiert gilt. Sie sind seit 4 Jahre verheiratet und haben eine kleine zweijährige Tochter namens Aillen. Aillen ist an sich sehr süß, ein sehr hübsches, munteres Kind, aber sobald es darum geht, etwas in ihren Besitz zu nehmen, wird sie oft sehr aggressiv, schlägt, beißt und spuckt. Einmal hat sie 3 Stunden geheult und geschrien, weil ich ihr "nur" ein leeres Blatt Papier und Buntstifte zum malen gegeben und nicht mein Portugiesischbuch zur Verfügung gestellt habe. Es ist schon kompliziert, all meine Sache in meinem kleinen Zimmerchen sicher zu verstauen. Ach ja, mein Zimmer: Ich habe einen kleinen aber feinen Raum für mich selbst, in dem eine ziemlich große Matratze auf dem Boden liegt, die total durchgelegen ist. Hat aber was, mal wieder auf dem Boden zu schlafen. Nur ein Jahr Rückenschmerzen? Vielleicht lässt sich da noch was machen. Zudem befinden sich hier noch 2 Kommoden, wovon ich nur eine benutzen kann. Somit muss meine Reisetasche ebenfalls als Schrank herhalten. Mein Zimmer platzt zur Zeit aus allen Nähten und hier herrscht manchmal schon ein richtiges Chaos, sodass Gledice morgens manchmal genervt ist vom unordentlichen Zustand. Generell habe ich ziemlich viel Glück mit meiner Familie und der Wohnsituation: Wir haben ein Kindermädchen, was mir jeden Tag Essen zubereitet, Wasser zum Duschen aufkocht, dafür sorgt, dass ich nach 12 Stunden Schlaf doch endlich mal aufwache und sogar meine Wäsche waschen würde. Das letztere habe ich allerdings noch nicht versucht, vielleicht wage ich es mal am Wochenende. Wir haben sogar ein Auto, was auf den ersten Blick, wenn man sich Maputos unheimlich volle Straßen anschaut, ganz normal scheint. Ist es aber nicht. Nicht jede Familie hat ein so hohes und vor allem sicheres Einkommen, dass man sich ein Auto leisten kann. Meine Gastmutter selbst hat sogar richtig Angst vorm Chapa fahren, weshalb das Auto natürlich optimal für sie ist! Apropos Chapa fahren: Freitag bin ich das erste Mal allein in diesen kleinen, viel zu vollen Bus gestiegen. Ich habe ja im Vorhinein schon einiges über die Chapas gelesen, aber so richtig kann man sich das in Deutschland einfach nicht vorstellen! Eigentlich haben in den meisten Chapas um die 10 Leute einen Sitzplatz. Selbst das wäre in Deutschland schon irgendwie verboten, da viele Chapas von außen aussehen, als würden sie jederzeit auseinander fallen. Zudem kommt dann, dass meist noch mindestens 5 andere Menschen in den Bus gedrückt werden und wenn man denkt "Jetzt ist es aber voll!" dann hat man sich gewaltig getäuscht! Zur Rush-Hour wird regelrecht um die Plätze gekämpft! Seit heute läuft mein Portugiesisch-Unterricht und ich muss jeden Tag mit dem Chapa fahren. Da ich allein aber noch etwas Angst habe, laufe ich die nächsten Tage einfach zu Annas Chapastation, um dann mit ihr zusammen zu fahren. Sie fühlt sich dabei schon viel sicherer als ich. Manche von euch kennen meinen unstabilen Magen beim Autofahren und so bin ich hier sehr erstaunt, dass ich nicht dauerhaft aus dem Fenster hänge und mein Mittag präsentiere. Auch wenn man es nicht erwartet, so sind Chapafahrer auf der einen Seite die wohl rasantesten und aggressivsten, aber mit Sicherheit auch die besten Fahrer auf Maputos Straßen! Zu all diesen Chapaerfahrungen kommen jedes Mal nette Gespräche mit Mosambikaner, die entweder etwas Deutsch oder Englisch können. Seitdem ich in meiner Familie bin muss ich allerdings auch langsam Portugiesisch lernen und so verstehe ich ab und an auch mal ein oder zwei Wörter auf portugiesisch. Wie bereits erwähnt hat heute unser Unterricht begonnen. Wir haben einen sehr netten Lehrer, der uns nun für die nächsten zwei Wochen unterrichten wird. Ich bin gespannt, ob ich mich danach sicherer oder eher noch mehr verwirrt fühle, als ich jetzt schon bin. Sowohl meine Gastmutter als auch mein Gastvater sprechen sehr gut englisch, aber sie bestehen auch darauf, dass ich schnell portugiesisch lerne. Jeden Abend gibt es somit eine neue Lektion, die ich am nächsten Tag beherrschen muss. Vielleicht werde ich in Zukunft die Chapafahrten zum lernen nutzen, jenachdem, wie lange mein Magen das noch mitmacht. Auf unserem Hof lebt neben meiner Familie noch eine weitere. Ebenfalls Mama und Papa und 4 Kinder. 2 etwas ältere Jungs, ein 7jähriges Mädchen (Rosinha), was mit mir jeden Tag porugiesisch lernt und mich verbessert) sowie ein kleines Baby, Lilli. Zudem wohnt die Großmutter dieser Familie direkt nebenan, die einfach nur herzlich ist! Ich genieße es oft, einfach draußen zu sitzen und ihr dabei zusehen zu können, wie sie sich über die Sonne freut.
Mit diesem schönen Gedanken möchte ich diesen doch etwas lang geratenen Beitrag beenden. Ich habe seit heute sogar einen Internetstick, mit dem ich also ab jetzt auch skypen kann.
Lasst mal was von euch hören da drüben. Ich vermisse euch alle sehr!
Eure Anni :)
Also ich lese jede Zeile mit riesiger Neugier und somit können deine Beiträge gar nicht lang genug sein! Wir sind froh, dass du angekommen bist, auch mit dem Herzen, dass du dich wohlfühlst und deine ersten guten Erfahrungen gemacht hast. Wenn es dann noch mit dem Projekt klappt und du eine Aufgabe bekommst, die Spaß macht und deinen Tag ausfüllt, wird es noch besser. Portugiesisch wird anscheinend deine zweite Muttersprache werden, schön, dass deine Gastfamilie dich dabei mit sanftem Druck unterstützt. Du wirst sehen - die Sprache macht vieles leichter. Vielleicht kannst du dich noch mal erkundigen, wie deine Straße heißt oder welche Kirche oder welches Krankenhaus ganz in der Nähe ist. Google maps findet alles, nur einen Namen braucht das "Kind". Neben Berichten sind Fotos total toll, um sich einen besseren Eindruck von deiner neuen Heimat zu machen - also lass uns noch mehr teilhaben an deinem großen Abenteuer. Hab dich lieb und denk an dich, dein Papa!
AntwortenLöschenMeine liebe Anni,
AntwortenLöschenwir vermissen dich hier natürlich auch alle sehr und denken jeden Tag an dich, dennoch sind wir stolz auf dich und auch ein wenig neidisch, denn ich denke, du wirst so viele tolle, interessante,... Erfahrungen sammeln, Erlebnisse haben, neue Menschen kennenlernen. Deshalb bin auch ich ganz gespannt auf deinen nächsten Eintrag und hoffe, dass es mit deinem Projekt genauso gut klappt wie alles andere bisher :-). Über neue Fotos in deinem blog würde ich mich auch sehr freuen, man kann sich dann alles viel besser vorstellen. Es war auch schön, deine Gastfamilie beim Skypen sehen zu können. Gledice und Nercio scheinen wirklich sehr nett und auch lustig zu sein. Mich beruhigt das sehr.
Achso, ich glaube wir können deine "Wohnlage" nun schon etwas besser lokalisieren. Heißt die Straße, in der du wohnst vlt. "Rua Do Jardim" und das Krankenhaus "Hospital Geral da Machava"? Die Chapastation von Anna müsste in der Nähe eines Stadions liegen und das liegt lt. Google maps wiederum in der Nähe des Krankenhauses und einer Polizeistation. Eine Tankstelle gibt es dort auch in der Nähe stimmt's? Naja, wir werden dich schon finden!
Bis bald, sei lieb gegrüßt und gedrückt und liebe Grüße auch an deine Gasteltern. Deine Mama!
(Eu gostaria que voce: muito divertido, use o tempo todo!)